Verein E-Rezept-Enthusiasten

50 E-Rezepte am Aktionstag Alexander Müller, 31.05.2022 09:54 Uhr

In Nürnberg/Feucht fand ein E-Rezept-Aktionstag statt. Foto: E-Rezept-Enthusiasten
Berlin - 

Die meisten Arztpraxen und Apotheken haben noch keine praktischen Erfahrungen mit dem E-Rezept gesammelt. Das liegt zum Teil an der verwendeten Software, die noch nicht überall einsatzfähig ist, in anderen Fällen dagegen an den Vorbehalten der Praxen. Diese wollen die E-Rezept-Enthusiasten abbauen. Gestern wurde in Feucht bei Nürnberg der zweite Aktionstag zum E-Rezept durchgeführt – mit wertvollen Erkenntnissen.

Der Verein E-Rezept-Enthusiasten will bei den „E-Rezept-Praxis- und Apothekentagen“ Patient:innen informieren und die Teams in den Praxen und Apotheken motivieren, die neue Technik einzusetzen. Dafür werden nicht nur Werbemittel und Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt, die Vereinsspitze in Person von Apotheker Ralf König und Hausarzt Dr. Nicolas Kahl unterstützt auch vor Ort bei der Umstellung.

Beim zweiten Aktionstag der Enthusiasten – der erste war in Dortmund – wurde erneut klar, dass die Einführung des E-Rezepts in Praxen kein Selbstläufer ist. Die Beratung vor Ort hilft, damit keine Frustration aufkommt, wenn der neue Prozess nicht gleich reibungslos läuft. König ist überzeugt, dass viele Details und kleinere Fehler erst in der praktischen Anwendung gefunden und ausbessert werden können. „Wir brauchen jetzt Ärzt:innen und Apotheker:innen, die vorrangehen und das E-Rezept in der Praxis einsetzen“, so der Vorsitzende des Vereins.

Interessierte Leistungserbringer erhalten Poster, Roll-ups und – so einfach es klingt – eigens gestaltetes Druckerpapier: Während auf der Rückseite ein Hinweis zum Einlösen des E-Rezepts aufgedruckt ist, können die Praxen auf der Vorderseite den patientenindividuellen Token aufdrucken. Durch diese „2-in-1-Lösung“ könne der Papierverbrauch reduziert und auf zusätzliche Informationsflyer verzichtet werden. Bei den Aktionstagen sei gerade diese Idee bei den Ärzt:innen, Zahnärzt:innen und vor allem den Patient:innen gut angekommen.

Komfortsignatur fehlt

In Nürnberg/Feucht haben gestern zwei Arztpraxen und eine Apotheke teilgenommen. Ab 8 Uhr morgens wurden die ersten E-Rezepte ausgestellt und kurz danach in der Apotheke eingelöst. Erstes Fazit von Allgemeinmedizinerin Dr. Gabriele Stefan: „Es lief besser als gedacht, wir brauchen aber noch einige Anpassungen in unserem PVS.“ Vor allem die Komfortsignatur fehlt ihr noch, und bei den von MFA vorbereiteten Verordnungen würde sie sich mehr Übersichtlichkeit wünschen.

Der zweite teilnehmende Arzt, Dr. Stephan Pohl, hat ebenfalls seine ersten E-Rezepte ausgestellt und konnte feststellen: „Die Angst ist unberechtigt – es hat gar nicht weh getan.“ Insgesamt wurden beim Aktionstag rund 50 E-Rezepte ausgestellt.

Hausarzt Kahl, 2. Vorsitzender der E-Rezept-Enthusiasten, setzt in seiner Praxis ausschließlich auf E-Rezepte. Er will die Kolleg:innen begeistern: „Ziel der E-Rezept-Aktionstage ist es, dass durch den direkten Kontakt mit dem E-Rezept von allen Beteiligten die Vorteile erkannt und mögliche Barrieren abgebaut werden.“

Der Verein der E-Rezept-Enthusiasten wurde am 10. Mai in Berlin gegründet. Neben den Aktionstagen soll es ein Förderprogramm geben. Dabei sollen Praxen und Apotheken, die das E-Rezept intensiv testen und an einer Befragung teilnehmen, finanziell vergütet werden. Professor Dr. Steffen Hamm, der an der Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden Digital Healthcare Management lehrt, soll das Projekt wissenschaftlich begleiten, insbesondere das Förderprogramm mit Fokus auf die beteiligten Leistungserbringer evaluieren.

Ex-BMG-Mann Klose an Bord

Der Vereinsvorsitzende König hatte als Mitglied des Health Innovation Hub (hih) schon die vorherige Bundesregierung in Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens beraten. Neben Kahl als Vize sind noch Manuela-Andrea Pohl von Noventi, Bernhard Calmer von CompuGroup Medical (CGM) und Christian Klose im Vorstand. Letzterer war bis Ende 2021 Leiter der Unterabteilung „Gematik, Telematikinfrastruktur, E-Health“ im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Seit Januar ist er Client Partner bei IBM in Hamburg, bei den E-Rezept-Enthusiasten aber explizit als Privatmann engagiert.

Mit im Verein sind Vertreter:innen von einer ganzen Reihe weiterer Unternehmen, die im Bereich Digitalisierung aktiv sind: Neben CGM und Noventi sind die PVS-Anbieter Medatixx, die Plattform Gesund.de, Pharmatechnik, der Wort & Bild Verlag, die Kooperationen Konzept A und easyApotheke, aber auch Versender Shop Apotheke und Telemedizinanbieter Zava an Bord. Hervorzuheben ist sicherlich auch die Beteiligung der Bundesdruckerei. Ebenfalls mit im Verein sind patients4digital, die Zur-Rose-Tochter e-Health-Tec sowie eHealth Experts und Vemedy.