ePA: „Digitalisierung? So nicht!“ 01.10.2025 15:25 Uhr
Seit heute gilt die verpflichtende Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) für Arztpraxen und Kliniken. Der Virchowbund zieht eine ernüchternde Zwischenbilanz. Man sei zwar bei der Modernisierung des Gesundheitswesens einen Schritt weiter. Aber für Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des Verbandes der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland stehe fest: „So wird die Digitalisierung in Deutschland nicht gelingen.“
Nach einem „quälend langen Vorlauf“ sei man bei der Modernisierung des Gesundheitswesens zwar einen Schritt weiter, aber es stehe fest: „So wird die Digitalisierung in Deutschland nicht gelingen“, erklärt Heinrich zur ePA. Seiner Meinung nach liege das nicht an den Ärzt:innen, die in der zurückliegenden Zeit ihre Praxen digitalisiert und modernisiert haben.
„Während Praxisärzte immer unter dem Damoklesschwert von Strafzahlungen stehen, können Technikanbieter sanktionslos versagen oder einfach nicht fristgerecht liefern“, stell er klar. „Deshalb müssen diese Sanktionen sofort beendet werden“, fordert Heinrich. Denn in vielen Praxen könne die ePA einfach aus dem Grund nicht umgesetzt werden, „weil die Hersteller von Praxisverwaltungssoftware noch gar nicht geliefert haben“.
ePa weit hinter den Möglichkeiten
Hinzu komme, dass der gesamte Krankenhausbereich noch gar nicht an das System der ePA angebunden sei. Dadurch bleibe der digitale Bruch an der Sektorengrenze weiterhin bestehen, so Heinrich. „Auch die ePA selbst bleibt technisch weit hinter den aktuellen Möglichkeiten zurück. Statt einer unstrukturierten Sammlung von PDF-Dokumenten sind strukturierte Daten erforderlich, die dem Arzt die Patientengeschichte auf einen Blick ermöglichen. Weitere Anwendungen wie der elektronische Impfpass lassen weiter auf sich warten.“
Aktuell biete sich hier gerade mit der geplanten Einführung eines Primärarztsystems eine einmalige Chance: „Ein Primärarztsytem mit einem steuernden und koordinierenden Haus- oder Facharzt funktioniert am besten mit einem digitalen Check-In, einer KI-basierten Ersteinschätzung und einer echten strukturierten, sektorenübergreifenden Patientenakte mit den Informationen aus den Krankenhäusern“, sagt Heinrich.
Viel Nachholbedarf
„Dafür sollten wir uns dann auch zwei Jahre Zeit der intensiven Vorbereitung nehmen“, betont er. Denn: „Letztendlich hat uns Apple mit seinem iPhone gezeigt, wie sich Digitalisierung durchsetzt: Mit einem Produkt, das jeder haben will, weil es dem Nutzer Vorteile bringt“, so der Virchowbund-Chef weiter. Insgesamt habe Deutschland in Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens noch viel Nachholbedarf. „Insbesondere bei der nutzenorientierten Konzeption.“
Heinrich macht klar: „Nur wenn die Anwender:innen einen konkreten Nutzen haben, werden Digitalisierungsprojekte erfolgreich umgesetzt. Deshalb ist es unverständlich, warum beispielsweise noch immer kein digitaler Praxis-Check-In bei Haus- und Fachärzten möglich ist.“