„So kann es nicht weitergehen“

Ärzte haben längere HBA-Tauschfrist durchgedrückt 02.12.2025 12:57 Uhr

Berlin - 

Dass es innerhalb der Telematikinfrastruktur (TI) öfter mal ruckelt, wissen alle Beteiligten. Besonders ärgerlich war zuletzt aber der Tausch der elektronischen Heilberufsausweise (eHBA), der für einige Apotheken und viele Arztpraxen zum Jahreswechsel erledigt sein sollte. Probleme beim Anbieter Medisign sorgten jedoch für so massiven Verzug, dass sich die Ärzteschaft für eine Verlängerung der Austauschfrist stark machte. „Wir hatten uns bereits im Mai diesen Jahres an die Gematik gewandt und haben deutlich gemacht, dass wir realistischerweise einen Austausch aller von zigtausend TI-Komponenten bis Jahresende nicht für möglich halten“, berichtet Dr. Sibylle Steiner, Mitglied des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

„In den letzten Wochen wurde dann sehr deutlich, dass dieser massenhafte Austausch unmöglich war oder nicht mehr möglich war. Insofern haben wir uns bei allen Beteiligten und auf allen Ebenen für eine Fristverlängerung eingesetzt, zuletzt auch bei der Bundesnetzagentur und um eine Entscheidung bis Mitte November gebeten, weil wir andernfalls wieder auf Papierverfahren, vor allem bei der Verordnung von Medikamenten, hätten umstellen müssen“, erklärt Steiner weiter in dem Video-Statement.

Als die Gematik am 14. November die Fristverlängerung verkündete, ging sie von mehr als 30.000 HBA aus, die von den Leistungserbringenden noch getauscht werden müssten, um die Vorgabe zu den neuen Verschlüsselungsalgorithmen zu erfüllen. Der Aufschub sei da „quasi in letzter Sekunde“ als Rettung vor dem Chaos gekommen.

„So kann es nicht weitergehen“

Wie auch in den Apotheken empfindet man auch in den Praxen die aktuellen Störungen und Probleme in der TI als massiv. „So wie bisher kann das nicht weitergehen“, befindet Steiner. Die Praxen hätten mit viel Eigenengagement und Geld „umgesetzt, was umgesetzt werden musste und dabei sind sie auf unglaubliche Hindernisse gestoßen“.

Es folgen Beispiele der technischen „Lowlights“: elektronische Gesundheitskarten (eGK), die sich elektrostatisch aufladen und die IT zum Absturz bringen, automatische TI-Updates, die die TI zum Absturz brachten, „eine instabile TI, die die Befüllung der elektronischen Patientenakte verhindert und jetzt kam noch das ganze Umstellungsverfahren von RSA zu ECC parallel zu der Einführung der elektronischen Patientenakte hinzu“, zählt Steiner weiter die verschiedenen Probleme auf.

Arztpraxen würden durch die komplexe, fehlerhafte und instabile TI bei der Versorgung aktuell mehr behindert als unterstützt. „Hier muss sich einiges ändern, die Digitalisierung muss mehr Nutzen stiften und auch dieses Versprechen, Versorgungsprozesse effizienter zu gestalten, dieses Versprechen muss sie erfüllen“, befindet Steiner abschließend.