Führung durch Patienten sinnlos

Ärzte: ePA ist „Fehlkonstruktion“ 21.08.2025 13:24 Uhr

Berlin - 

Die elektronische Patientenakte (ePA) wird derzeit in der Breite noch wenig genutzt. Zwar zeigt das Dashboard der Gematik, dass in der letzten Woche mehr als 38 Millionen ePAs von medizinischen Einrichtungen geöffnet wurden, aber: Die Patient:innen schauen kaum drauf. Insgesamt sind überhaupt erst 3,3 Millionen GesundheitsIDs ausgestellt worden, die es für den privaten Zugriff auf die Akte braucht. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen findet deutliche Worte: „Diese Patientenakte ist bestenfalls nutzlos.“

Für den Vorstandsvorsitzenden der KV Hessen, Frank Dastych, liegen die Gründe für die zurückhaltende Nutzung auf der Hand: „Die ePA in der eingeführten Form ist bestenfalls nutzlos, man muss es leider so klar sagen. Der Mehrwert für die Praxen ist gleich null und wie aus dem Befüllen dieser digitalen Plastiktüte ein Mehrwert für die Patienten entstehen soll, wird wohl ewig das Geheimnis von Professor Lauterbach bleiben, dem geistigen Vater dieser Fehlkonstruktion.“

Das Konstrukt der ePA sei falsch angelegt, als versichertengeführte Akte sei sie in der medizinischen Versorgung, insbesondere in der Versorgungssteuerung nicht für den eigentlichen Zweck tauglich. „Zudem liegt die mangelhafte Nutzung dieser Anwendung nicht nur am fehlenden Nutzwert, sondern auch an der offenbar kaum vorhandenen Information durch die Krankenkassen“, so Dastych weiter.

Sanktionen in Form von Honorarkürzungen für diejenigen, „die diese nutzlose Anwendung mit zusätzlicher Bürokratie in ihren Praxen nicht anwenden wollen und stattdessen lieber ihre Patienten ohne diese nutzlose ePA behandeln“, lehnt der Ärztevertreter ebenfalls strikt ab – zumal Kliniken hiervon ausgenommen sind.

Statt sich an anderen internationalen Beispielen zu orientieren, „hat es Herr Lauterbach wie immer mal wieder besser gewusst – und dann auch noch viel schlechter gemacht“, meint Dastych. Tatsächlich ist die ePA bereits seit mehr als 20 Jahren in der Bearbeitung – angestoßen durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) von 2004, also von Ulla Schmidt und dem schon damals federführenden Karl Lauterbach (beide SPD).

„Würde man die ePA auf den Straßenverkehr übertragen, wäre es genauso, als gäbe es zwar weiter irgendeinen TÜV, aber jeder Autofahrer darf nach Lust und Laune entscheiden, ob er das Bremslicht, die Blinker, nachts das Licht, oder was auch immer ein- oder ausschaltet oder mal eben das Nummernschild abmontiert, damit sein ‚Datenschutz‘ im Straßenverkehr gewahrt bleibt“, beschwert sich der Arzt. So könne die ePA niemals zum Erfolg werden und alle Beteiligten seien am Ende genervt. Professionelle Digitalisierung sieht laut Dastych anders aus.