Reformpläne: Akute Gefährdung des Apothekensystems 24.10.2025 13:35 Uhr
Der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt (LAV) warnt vor einer massiven Gefährdung des Apothekensystems durch die Pläne aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Statt der Stärkung, die das eigentliche Ziel sein sollte, würde das System bei einer Umsetzung der Reform akut geschwächt. Auch die Kammer betont: Eine Apotheke ohne Apotheker:in sei „systemgefährdend“.
„Sollten die Berliner Ideen umgesetzt werden, wird ein Apothekensystem, das jahrzehntelang die sichere, verlässliche und vor allem menschliche Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln garantierte, akut gefährdet. Der Entwurf greift weder die bestehenden ökonomischen Probleme der Apotheken ernsthaft auf, noch werden die im Koalitionsvertrag zugesagten Verbesserungen umgesetzt. Statt einer nachhaltigen Stärkung droht eine akute Schwächung des Systems Apotheke“, erklärt LAV-Chef Mathias Arnold.
Apotheken seien keine gewöhnlichen Handelsbetriebe, sondern unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung. „Unser Alltag ist von unvorhersehbaren Aufgaben geprägt – von plötzlichen Notfällen bis zu komplexen Beratungen. Diese Verantwortung braucht Heilberufler, die, unabhängig von Kapitalinteressen und ökonomisch abgesichert, ihre Aufgaben für die Menschen erfüllen können“, so Arnold weiter. Es ginge um patientenindividuelle Betreuung mit viel Verantwortung und nicht um einen austauschbaren Filialbetrieb.
„Eine Konzentration auf wenige, große Versorger mag auf dem Papier effizient erscheinen, führt in der Praxis aber zum Abbau patientennaher Versorgung. Schon heute ist die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken angespannt. Ohne eine verbesserte Honorierung sind weder die Kernaufgaben noch die von der Politik angedachten zusätzlichen Dienstleistungen schlicht nicht leistbar.“
Die Politik habe im Koalitionsvertrag ein Fixhonorar von 9,50 Euro per Sofortprogramm versprochen und müsse nun zu ihrem Wort stehen. „Gern möchten wir mehr Verantwortung in einem durch demografische Veränderungen massiv gefährdeten Gesundheitssystem übernehmen, aber dazu benötigen wir auch eine Anpassung der Honorierung an die reale wirtschaftliche Lage“, ergänzt Arnold.
„Wenn die Politik die Apothekenlandschaft schwächt und ausdünnt, verliert sie einen zentralen Baustein unseres Gesundheitswesens“, fügt Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt (LAK), hinzu. „Eine Reform ist notwendig – aber sie muss die Apotheken stärken, nicht schwächen. Erneut ist die Apotheke ohne Apotheker im Gespräch. Das ist systemgefährdend.“
Arzneimittel könnten bei falscher Einnahme oder Beratung schlimme Folgen haben – für die sichere Anwendung brauche es zwingend die Approbierten. „Auch die individuellen Rezepturen sind bis zum Schluss unter der Kontrolle des Apothekers. Dieser wichtige Bereich wird durch die vorliegenden Pläne massiv in Frage gestellt. Das System Apotheke ist sicher, effizient, resilient und muss als menschliche und vertrauensvolle, wohnortnahe Versorgung auch in Zukunft gewährleistet bleiben.“