Ausbleibende Honorarerhöhung

„Dürfen Flinte nicht ins Korn werfen“ 17.09.2025 13:39 Uhr

Berlin - 

Gestern erteilte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) der Erhöhung des Fixums vorerst eine Absage – erst müssten die Kassen stabilisiert werden. Die geforderte Honorarerhöhung rückt damit in weite Ferne. „Wir dürfen die Flinte nicht ins Korn werfen, sonst können wir den DAT jetzt auch direkt beenden“, betonte Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV).

Statt aufzugeben, müsse die Apothekerschaft die Forderung nach einer Honorarerhöhung mantrahaft an die Regierung tragung – „ohne wenn und aber“, so Fink bei der Diskussion auf dem Deutschen Apothekertag (DAT).

Eveyln Gelter, Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV), ging noch weiter: Die Absage der im Koalitionsvertrag zugesicherten 9,50 Euro sollte genutzt werden, um eine echte Honorarforderung zu stellen. 9,50 Euro würden die Apotheken nicht wirtschaftlich stabilisieren, sondern das „Sterben nur verlängern“, erklärt sie. Im Verband würden bereits seit Längerem mindestens 12 Euro gefordert.

Der Antrag des Abda-Vorstands wurde anschließend angenommen. Dort heißt es: „Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker fordert den Gesetzgeber/Verordnungsgeber auf, die im Koalitionsvertrag zugesagte Erhöhung des Apothekenfixums auf mindestens 9,50 Euro als Sofortmaßnahme zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage der Apotheken schnellstmöglich umzusetzen. Die Gleichpreisigkeit ist dabei unbedingt zu erhalten.“

Groeneveld: „Apothekensterben politisch gewollt“

Offiziell kritisiert der LAV Niedersachsen die vorgestellten Eckpunkte aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) „aufs Schärfste“. Die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Honorarerhöhung und regelmäßige Dynamisierung sei noch dieses Jahr umzusetzen. „Die auf dem DAT von Bundesgesundheitsministerin Warken vorgestellten Pläne für eine Apothekenreform ohne Honorarerhöhung für Apotheken sind nicht hinnehmbar und widersprechen den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Punkten zur Apothekenstärkung“, so Vorstandsvorsitzender Berend Groeneveld in seiner Stellungnahme.

„Das Argument, dass kein Geld da sei, ist in unseren Augen ein Vorwand der Politik, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Dass die Honorarerhöhung auf unbestimmte Zeit verschoben wird, aber gleichzeitig das Apothekensystem reformiert werden soll, zeigt, dass das Apothekensterben politisch gewollt ist. Die Politik lässt die Apotheken im Stich. Der Verweis auf die kritische finanzielle Lage der Krankenkassen ist eine faule Ausrede und lässt Schlimmeres vermuten, denn im nächsten Jahr wird die Finanzlage nicht besser sein.“

Die Abschaffung der Nullretaxationen und Wiederzulassung von Skonti sei positiv, aber keine echte wirtschaftliche Entlastung. „Die als Lösung präsentierte Umverteilung der Gelder aus dem pdL-Topf in den Nacht- und Notdienstfonds zeigt außerdem, dass die neue Bundesregierung keineswegs daran interessiert ist, in das flächendeckende Apothekensystem zu investieren“, so Groeneveld weiter. Eine Honorarerhöhung auf mindestens 12 Euro und die regelmäßige Dynamisierung seien dringend notwendig. „Für die Umsetzung braucht es kein aufwendiges Gesetzgebungsverfahren, sondern nur ein paar Federstriche in der Arzneimittelpreisverordnung.“

Licht und Schatten

In Potsdam sieht man hingegen auch Positives: „Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Ministerin persönlich an der Hauptversammlung der Apothekerschaft teilnahm und so ihre Wertschätzung gegenüber der Apothekerschaft zum Ausdruck brachte“, erklärte Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg. Zahlreiche Forderungen seien aufgegriffen worden, wie die Ausweitung von Impfungen sowie neue Kompetenzen.

Zentrale Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung fehlten jedoch. „Zukunftspläne für die Apotheke scheitern, wenn die Apotheken vor Ort wirtschaftlich ausgehöhlt werden. Zudem brauchen wir endlich einen konsequenten Riegel gegen die Wettbewerbsverzerrungen ausländischer Versandhändler. Die Politik verkennt hier die eigentlichen Probleme. Es reicht nicht, einzelne Zuschüsse umzuschichten – entscheidend ist eine echte wirtschaftliche Stärkung der Apotheken vor Ort“, so Dobbert weiter.