ALM und ÄKWL gegen Reformpläne

„Apotheker sind kein Arzt-Ersatz“ 24.09.2025 08:52 Uhr

Berlin - 

Protest gegen die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante Apothekenreform gibt es auch aus dem Lager der Labore. Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) warnen: „Diagnostische Tests und Antibiotikaverordnungen in Apotheken gefährden Qualität und ärztliche Verantwortung.“ Und auch die Ärzt:innen legen noch einmal nach und warnen vor „übergriffigen Tätigkeiten“.

Neben den Apotheker:innen, denen vor allem das weiter ausbleibende Honorarplus in den von Nina Warken (CDU) vorgestellten Eckpunkten fehlt, laufen auch die Ärzt:innen Sturm. Dem offenen Brief an die Bundesgesundheitsministerin schließt sich auch der Branchenverband ALM an. „Labordiagnostik ist kein Schnelltest an der Ladentheke, sondern ein komplexer medizinischer Prozess, der ärztliche Verantwortung erfordert. Nur so ist gewährleistet, dass Ergebnisse korrekt eingeordnet und im Sinne der Patientinnen und Patienten genutzt werden. Diagnostische Tests gehören ins fachärztliche Labor“, erklärt der ALM-Vorsitzende Dr. Michael Müller.

Der Berufsverband begrüße zwar das Ziel, die wohnortnahe Versorgung zu stärken, warnt aber „entschieden vor den vorgesehenen Eingriffen in die ärztlich verantwortete Labordiagnostik und die Risiken für die Patientensicherheit“. Denn wenn Apotheken, wie vorgesehen, einfache diagnostische Tests, wie zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie patientennahe Schnelltests anbieten, sei das „eine gefährliche Fehlentwicklung“.

„Auch beim Harnwegsinfekt zeigt sich, wie wichtig die ärztliche Beurteilung der klinischen Situation und die fachgerechte labordiagnostische Abklärung sind. Laboruntersuchungen unterstützen die ärztliche Entscheidung, ob überhaupt ein Antibiotikum erforderlich und welches Präparat wirksam ist. Jede Abgabe ohne ärztliche Entscheidung und häufig auch labormedizinische bzw. mikrobiologisch fachärztliche Begleitung birgt das Risiko einer Fehlversorgung und begünstigt Resistenzen. Die geplante Regelung widerspricht zudem den Grundsätzen einer rationalen Antibiotikatherapie und den Bemühungen um Resistenzvermeidung“, meint der stellvertretende Vorsitzende Professor Dr. Jan Kramer, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Innere Medizin.

Dass mehr Verantwortung für die Apotheken mit weniger Patientensicherheit einhergehen soll, kann ALM nicht nachvollziehen. Daher fordert ALM Warken auf, den Ausbau wohnortnaher Versorgung nicht auf Kosten der Qualität zu gestalten. Statt Parallelstrukturen brauche es besseren Zugang zu ärztlich verantworteter Labordiagnostik. „Wer die Patientensicherheit ernst nimmt, darf diagnostische Leistungen nicht aus dem fachärztlichen Kontext herauslösen. Der Ausbau wohnortnaher Versorgung darf nicht auf Kosten der Qualität gehen“, so Müller. Die Labordiagnostik gehöre ausschließlich in ärztliche Verantwortung.

ÄKWL-Vorstand gegen BMG-Pläne

Nachdem sich bereits in der vergangenen Woche auch die Ärzteschaft geschlossen gegen die Reformpläne aussprach, legte nun die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) noch einmal nach: „Was in Berlin gerade ausgedacht wird, ist ein direkter Eingriff in urärztliche Befugnisse“, erklärt Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle. „Aber Apotheker sind kein Arzt-Ersatz, Apotheken kein Praxis-Ersatz.“

Auch die ÄKWL sieht die Patientensicherheit gefährdet, würde die Trennung zwischen Verordnung und der Abgabe von Arzneimitteln aufgehoben werden. „Von diesem Grundprinzip dürfen wir nicht abgehen.“ Eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Ärzte- und Apothekerschaft sei wichtig, „übergriffige Tätigkeiten“ seien aber abzulehnen. Wie auch ALM warnt Gehle vor „entstehenden Doppelstrukturen, die wir uns nicht leisten können“.

Auf „ärztliche Kompetenz und Rücksprache“ sei in allen relevanten Fragen nicht zu verzichten, betont der Vorstand. Die ärztliche Vorsorge sei mehr als eine schnelle Blutdruckmessung, sondern vielmehr das ärztliche Gespräch. Es gehe um Diagnostik, körperliche Untersuchungen, das Erkennen von akuten Krankheiten, die gegebenenfalls gegen eine Impfung sprechen, oder die Anlage für bestimmte Krankheiten sowie die dauerhafte Behandlung von chronischen Krankheiten.

„Ein weites medizinisches Feld, für das der Arzt sein ganzes Wissen nach sechs Jahren Medizinstudium einbringt. Die medizinische Behandlung und ‚Ausübung der Heilkunde‘, wie es im Gesetz heißt, ist deshalb aus gutem Grund Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.“