AOK fordert Telepharmazie-Terminals 06.11.2025 11:49 Uhr
Der AOK Bundesverband sieht in der geplanten Apothekenreform noch einige Punkte, die es zu verbessern gilt. Vorsorgeleistungen in den Apotheken würden das System nicht entlasten, sondern zu teuren Doppelstrukturen führen. Apotheken brauchten kein Skonto, zudem wird Telepharmazie am Terminal gefordert.
„Dass die Bundesregierung mit dem vorliegenden Gesetzentwurf Maßnahmen ergreifen möchte, um eine flächendeckende Arzneimittelversorgung über die Apotheken zu sichern, ist vor dem Hintergrund von Fachpersonalmangel und Strukturwandel grundsätzlich sinnvoll“, so AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann. „Insbesondere begrüßen wir die geplante Entbürokratisierung und Flexibilisierung, durch welche beispielsweise auch die Gründung von Zweigapotheken erleichtert werden soll. Dies kann gerade in strukturschwachen Regionen zu einer stabilen Arzneimittelversorgung beitragen.“
Möglichkeiten der Digitalisierung kämen jedoch zu kurz: Auch telepharmazeutisch begleitete Abgabeautomaten können zur Deckung des Versorgungsbedarfs beitragen, so Reimann.
Kosten für GKV, statt Entlastung
Für die Kassen sehen die Entwürfe laut Reimann zudem „zahlreiche ausgabenträchtige Leistungen“ vor – trotz prekärer Finanzsituation der GKV. „Zum Beispiel bei der vorgesehenen pauschalen Leistungsausweitung in Apotheken, die ohne fachlich begründete Bedarfsdefinitionen und ohne die grundsätzliche Einbettung in einen Versorgungsansatz erfolgen soll. Diese Regelungen würden nicht zu einer Versorgungsverbesserung führen, sondern vor allem dazu, die halbe Milliarde Euro aus dem Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen zügiger an Apotheken auszuschütten, während die gleichen Leistungen – beispielsweise Messungen zu Risikofaktoren von Diabetes mellitus – gegebenenfalls woanders erneut erbracht werden.“
Statt die angespannte Finanzsituation der GKV weiter zu belasten, müsse das Geld „umgehend an die Versichertengemeinschaft zurückgeführt werden, Doppelstrukturen sind zu vermeiden“.
Keine Abgabe von Rx-Arzneimitteln
Strikt abzulehnen sei zudem die „weitere Aufweichung bei der wirtschaftlichen Abgabe von Arzneimitteln, die am Ende auch die Abgabe von Rabattarzneimitteln belasten können“. Mehr als sechs Milliarden Euro an Einsparungen durch Rabattverträge pro Jahr würden hier auf dem Spiel stehen.
„Auch eine Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke lehnen wir ab. Hier drohen nicht sachgerechte Mehrkosten für die GKV“, so Reimann weiter. Rx-Arzneimittel seien nicht ohne Grund als verschreibungspflichtig eingeordnet worden und seien damit auch nicht zu verharmlosen. „Die bestehenden Regelungen, etwa zur Wiederholungsverordnung, sind mit Blick auf das Spannungsverhältnis aus Entbürokratisierung, Arzneimittelsicherheit und Wirtschaftlichkeit ausreichend.“
Skonti-Erlaubnis „nicht nachvollziehbar“
Die erneute Erlaubnis von Skonti für Apotheken sei zudem „nicht nachvollziehbar“. „Insbesondere kleinere Apotheken dürften hier im Nachteil sein, entsprechend wird die Spreizung zwischen Gering- und Großverdienern unter den Apotheken weiter ansteigen. Damit drohen der GKV dann perspektivisch Forderungen nach Honorarerhöhungen sowohl vom pharmazeutischen Großhandel als auch für kleinere Apotheken zum Ausgleich von Wettbewerbsnachteilen.“