Adexa: Zuschläge nur für Tarif-Apotheken 13.11.2025 14:11 Uhr
Die Adexa freut sich über Entwicklungsmöglichkeiten für PTA. So wie sie mit der Apothekenreform geplant seien, bezögen sie sich aber ausschließlich auf Vertretungsmöglichkeiten. Das bringe Angestellten wenig. Außerdem warnt die Gewerkschaft in ihrer Stellungnahme vor freien Öffnungszeiten und fordert, dass der Zuschlag für Landapotheken an die Angestellten durchgereicht wird. Und auch die eigenen Belange kommen nicht zu kurz.
Die im Entwurf vorgesehenen neuen Möglichkeiten zur Weiterbildung von PTA beziehen sich laut Adexa ausschließlich auf die geplante Neuregelung der Vertretungsbefugnis – und hätten damit keinerlei positiven Effekt für die Angestellten in den Vor-Ort-Apotheken: „Weder kann der Fachkräftemangel so behoben werden, noch wird der PTA-Beruf insgesamt gestärkt und weiterentwickelt. Hier bedarf es einer ausgewogenen Diskussion und Abwägung, wie sowohl die Interessen der angestellten Apotheker:innen als auch die der PTA Berücksichtigung finden könnten“, so die Gewerkschaft betont diplomatisch.
Das Ziel, die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu sichern und die wirtschaftliche Lage der Apotheken zu stabilisieren, sei richtig und dringend notwendig. Auch die geplante Stärkung der Landapotheken, die Ausweitung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL) und die vorgesehene Verhandlungslösung zur Vergütung zwischen Krankenkassen und Apothekerschaft bewertet die Adexa positiv.
Aber aus Sicht der Mitarbeitenden greife der Entwurf zu kurz: „Die im Koalitionsvertrag angekündigte Honorarerhöhung für Rx-Präparate fehlt. Dabei ist gerade diese entscheidend, um Fachkräfte zu sichern und ausreichend Berufsnachwuchs zu gewinnen.“ Die Adexa fordert deshalb, dass das höhere Apothekenhonorar in den Entwurf integriert wird, und erneuert ihre Position, dass zusätzlich eine Personalumlage von 80 Cent aufgenommen wird, „also einen Anteil, der gezielt den Beschäftigten zugutekommt“.
Die Verhandlungslösung sei gut, allerdings müsse sie von der im Koalitionsvertrag festgelegten Basis von 9,50 Euro ausgehen und nicht etwa bei den derzeitigen 8,35 Euro. „Es sollte außerdem sichergestellt werden, dass Honorare, etwa für Landapotheken oder für Notdienste und Teilnotdienste, nur an tarifgebundene Betriebe gehen.“ Außerdem fordert die Adexa, dass die Honoraranpassung auch allgemeine Preissteigerungen und Lohnentwicklungen anderer Branchen berücksichtigt. „Ohne eine konkrete Personalumlage besteht die Gefahr, dass keine ausreichenden Mittel zur Finanzierung des Personals vorhanden sind.“
Personal entlasten
Das gilt laut Adexa auch bei den geplanten Zuschlägen für Landapotheken und Notdienste. Hier brauche es klare Transparenz darüber, wie diese Gelder verwendet werden. „Die Zuschüsse sollen auch zur Entlastung und besseren Bezahlung des Personals eingesetzt werden, nicht allein zur Stabilisierung der Betriebe.“
Auch bei der Freigabe der Öffnungszeiten müssten die Belange der Angestellten berücksichtigt werden: „Wenn Apotheken sich stärker am Bedarf orientieren, kann das zu mehr Wochenend- und Randzeiten führen. Hier sind Schutzmechanismen für Beschäftigte zu ergreifen.“ Dasselbe gelte für die geplante Aufteilung der Leitung von Filialapotheken: „Das kann familienfreundliche Arbeitszeiten fördern – allerdings ist darauf zu achten, dass dadurch keine zusätzlichen Belastungen entstehen. Das betrifft vor allem Angestellte mit Kindern, die beispielsweise auf bestimmte Betreuungszeiten/Schulzeiten angewiesen sind.“
Mit der Ausweitung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL), etwa im Medikationsmanagement oder in der Prävention, wächst laut Adexa auch die Verantwortung der Teams. „Diese neuen Aufgaben machen die Apothekenberufe attraktiver, aber nur, wenn Apothekenangestellte ausreichend Zeit und Qualifikation bekommen. Ohne eine flächendeckende Fortbildungsstrategie besteht die Gefahr, dass zusätzliche Leistungen einfach on top geleistet werden müssen.“
Qualifikation fördern
Auch die geplanten Maßnahmen zum Bürokratieabbau stoßen grundsätzlich auf Zustimmung – etwa der Wegfall unnötiger Dokumentationspflichten oder der Nullretaxation aus formalen Gründen. „Allerdings dürfen neue Regelungen nicht dazu führen, dass zusätzliche Aufgaben auf das pharmazeutische Personal abgewälzt werden, ohne dass sie ausreichende zeitliche Kapazitäten dafür haben. Mehr Eigenverantwortung ist nur sinnvoll, wenn sie klar geregelt und an die Qualifikation der Angestellten gebunden sind. Dazu gehören etwa die Ausweitung von Impfungen, Screenings/Präventionsleistungen oder die Verordnung von Rx-Präparaten durch die Apotheken.“
Kritisch sieht die Gewerkschaft den Wegfall der Verpflichtung, bestimmte wissenschaftliche Hilfsmittel in der Apotheke vorhalten zu müssen. „Fachliteratur zur fachgerechten Herstellung, Lagerung und Prüfung von Arzneimitteln sowie zur Beratung sowohl von Patient:innen wie auch der ärztlichen Kolleg:innen sind mit Blick auf die Ausweitung der fachlichen Kompetenzen der Apotheken notwendiger denn je. Gerade für angestellte Apotheker:innen und PTA ist es elementar, jederzeit Zugriff auf einen Bestand an aktueller, unabhängiger und evidenzbasierter Fachliteratur zu haben.“ Ob dies in Papierform, digital oder in einer Datenbank vorhanden sei, könne den Apotheken freigestellt bleiben.
Fazit der Adexa: Das Gesetz beinhalte viele Chancen zur Modernisierung und Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung durch Vor-Ort-Apotheken. „Doch eine nachhaltige Reform kann nur erfolgreich sein, wenn sie die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten als zentralen Baustein begreift. Die Gewerkschaft der Apothekenangestellten fordert deshalb drei konkrete Maßnahmen: 1. eine sofortige Anhebung des Apothekenfixums auf 9,50 Euro, 2. eine verbindliche Personalumlage in Höhe von 80 Cent, 3. Tarifbindung der Betriebe als Voraussetzung für den Erhalt zusätzlicher Honorare.“ Denn: „Nur wenn wirtschaftliche Stabilität und faire Arbeitsbedingungen zusammen gedacht werden, kann die Apothekenreform tatsächlich das leisten, was sie verspricht: die wohnortnahe Arzneimittelversorgung erhalten und Fachkräfte an Apotheken binden.“