Abda: Reform beschleunigt Apothekensterben 07.11.2025 14:49 Uhr
Die Abda sieht bei der Apothekenreform „dringenden und umfangreichen Nachbesserungsbedarf“. Denn so, wie sie jetzt angelegt sei, bewirke sie keine „Konsolidierung der wirtschaftlichen und ordnungsrechtlichen Situation der öffentlichen Apotheken, sondern das Gegenteil“. Daher könnte sie das Apothekensterben sogar beschleunigen.
Auf nur drei Seiten hatte die Abda im Juni vergangenen Jahres zu den Reformplänen von Karl Lauterbach (SPD) Stellung genommen – und sie rundheraus abgelehnt. Das kam nicht gut, daher hat man sich diesmal mehr Mühe gemacht: 55 Seiten umfasst die Stellungnahme zum Doppelpaket von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Und sie enthält neben viel Kritik auch die Zusicherung, dass man gesprächsbereit sei: „Die Abda erklärt ausdrücklich ihre fortbestehende Bereitschaft zu einem konstruktiven politischen Dialog bei der Entwicklung sachgerechter Regelungen, durch die tatsächlich eine Stärkung der inhabergeführten Apotheken und des apothekerlichen Heilberufs erreicht wird.“
„Wir fordern mit Nachdruck die dringend notwendige wirtschaftliche Stärkung der Apotheken. Ohne sie werden weitere Apotheken aufgeben müssen“, kommentiert Abda-Präsident Thomas Preis. „Die Leidtragenden sind die Patientinnen und Patienten: Mit jeder geschlossenen Apotheke wird der Weg zum Arzneimittel für die Menschen weiter und schwieriger. Ein zweiter, für uns zentraler Punkt: Die Pläne des Ministeriums, den Apothekerinnen und Apothekern die Apothekenleitung teilweise aus den Händen zu nehmen, lehnen wir strikt ab. Apothekerinnen und Apotheker müssen zu jeder Zeit in der Apotheke anwesend sein – ohne sie können viele Leistungen gar nicht angeboten werden und die Versorgung der Menschen in Deutschland dünnt aus.“
Begrüßenswert sei, dass die Apotheken noch stärker in die Primärversorgung eingebunden werden sollen: „Die Apotheken sind bereit dafür, den Menschen noch mehr Gesundheitsleistungen anzubieten. Dazu zählen Dienstleistungen im Bereich von Prävention, Impfungen und Früherkennungstests in Apotheken.“ In dem Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“ habe man Vorschläge gemacht, die im Referentenentwurf teilweise aufgegriffen worden seien.
Preis erinnert an den Koalitionsvertrag: „Mit Blick auf den demographischen Wandel haben sich Union und SPD im Koalitionsvertrag dazu bekannt, die Apotheken zu stärken – auch um sie stärker in die Versorgung einzubinden. Die nun vorgelegten Referentenentwürfe konterkarieren dieses Vorhaben aber. Denn wie sollen die Apotheken noch mehr Verantwortung im Gesundheitswesen übernehmen, wenn Apothekerinnen und Apotheker nicht mehr verpflichtend in einer Apotheke arbeiten müssen und das Apothekennetz durch die fehlende wirtschaftliche Stärkung immer dünner wird? Seit 13 Jahren wurde das Apothekenhonorar nicht an die Kostenentwicklung angepasst. In den anstehenden Gesprächen mit den Mitgliedern der Regierungskoalition werden wir an die Aussagen im Koalitionsvertrag erinnern. Auch in der Öffentlichkeit werden wir auf die Gefahren dieses Gesetzgebungsverfahrens für die flächendeckende Arzneimittelversorgung hinweisen.“