Anforderungen für die Spezialisierung

Schwerpunkt Onkologie: Was müssen Apotheken mitbringen? Cynthia Möthrath, 04.08.2022 09:49 Uhr

Die Onkologie-Spezialisierung kann dafür sorgen, sich von der Konkurrenz abzuheben und einen Mehrwert für Betroffene zu bieten. Foto: Medipolis
Berlin - 

Menschen mit Krebserkrankungen stellen eine besondere Patientengruppe dar, die oft umfassende Beratung benötigt. Als Apotheke besteht die Möglichkeit, sich auf das Feld der Onkologie zu spezialisieren. Dafür müssen verschiedene Anforderungen erfüllt werden. Der Schwerpunkt kann die Apotheke von der Konkurrenz abheben und ein wertvolles Aushängeschild sein.

Die Zahl der Krebserkrankungen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Neben den Ärzt:innen gelten auch Apotheken als Anlaufstelle, wenn es um die Erkrankung und ihre Begleiterscheinungen geht. Doch auch Nebenwirkungen von Chemotherapien und Bestrahlungen sind häufig ein Grund, nach Hilfe in der Offizin zu suchen. Oft begleiten Apothekenteams ihre Kund:innen viele Monate oder gar Jahre durch ihre Krebsdiagnose und stehen dabei als Berater:innen zur Seite – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Angehörigen. Dabei können enge Kundenbindungen entstehen.

Welchen Mehrwert bietet die Spezialisierung?

Die Spezialisierung kann dafür sorgen, sich von der Konkurrenz abzuheben und einen Mehrwert für Betroffene zu bieten. Denn häufig hat der behandelnde Onkologe/die behandelnde Onkologin kaum Zeit für eine umfassende Betreuung. Neben der seelischen Unterstützung steht vor allem die intensive Beratung rund um die Krebstherapie und begleitende Medikamente wie Schmerzmittel im Fokus. Doch auch Aspekte wie die richtige Hautpflege nach einer Bestrahlung oder der gezielte Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln oder Trinknahrung ist Bestandteil der onkologischen Betreuung.

So läuft die onkologische Beratung

Zwar nehmen Apotheker:innen und PTA keinen direkten Einfluss auf die Therapie, allerdings können sie wertvolle Informationen rund um die Medikation liefern:

  • Welches Medikament wurde verordnet? Wie wirkt es genau?
  • Wann ist der beste Einnahmezeitpunkt?
  • Gibt es bei der Einnahme besondere Dinge zu beachten?
  • Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?
  • Welche Nebenwirkungen können auftreten und wie können diese ggf. gelindert werden?
  • Was hilft gegen Übelkeit oder Hautprobleme durch die Krebstherapie?
  • Müssen die Medikamente besonders gelagert werden?

Um die Patient:innen bestmöglich beraten und betreuen zu können, sollten PTA und Apotheker:innen entsprechend geschult sein. Doch Achtung: Die pDL zur Betreuung bei oraler Antitumortherapie darf nur durch Apotheker:innen durchgeführt und abgerechnet werden. Außerdem ist dafür eine Fortbildung auf Basis des Curriculums der Bundesapothekenkammer „Medikations­analyse, Medikationsmanagement als Prozess“ nötig. Eine grundsätzliche Möglichkeit der Fortbildung ist beispielsweise die Zusatzschulung „Onkologische Pharmazie“ der Landesapothekerkammern. Außerdem bietet die Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) Fortbildungsmöglichkeiten für Apotheker:innen und PTA an.

In den Schulungen geht es nicht nur um die Beratung rund um onkologische Themen, sondern auch um die Anfertigung von Zytostatika. Denn oft stellen Apotheken die onkologischen Medikamente selbst her: Dazu zählen beispielsweise applikationsfertige Zytostatika-Lösungen, die individuell angefertigt werden oder auch sterile Ernährungslösungen, Schmerzmittel-Infusionen oder verschiedene Mittel zur Linderung der Nebenwirkungen.

Räumliche Voraussetzungen für die Zytostatika-Herstellung

Allerdings müssen für die Herstellung von Zytostatika bestimmte räumliche und technische Voraussetzungen gegeben sein:

  • Geregelt durch Zytostatika-Richtlinien der Länder, Apothekenbetriebsordnung, Arzneimittelgesetz sowie die Anforderungen des Good Manufacturing Practice-Leitfadens (EG-GMP) einschließlich Annex 1 (Herstellung steriler Produkte)
  • Grundvoraussetzung für die Fertigung von Infusionen und Injektionen für die Krebstherapie ist ein spezielles Sterillabor mit vorgeschriebener Mindestgröße, Höhe und Durchgangsbreite
  • Schutz vor unbefugtem Betreten muss gewährleistet sein
  • Schleusen für Personal und Materialien
  • Werkbänke der Reinraumklasse A für aseptische Herstellungsschritte
  • Reinraumqualität des Sterillabors muss durch geeignete raumlufttechnische Anlagen gewährleistet und kontinuierlich durch Partikelmessungen sowie mikrobiologische Methoden überwacht werden

Wie macht man auf die Spezialisierung aufmerksam?

Da das Thema Krebs häufig negativ behaftet ist, kann die „Werbung“ rund um die Spezialisierung schwierig sein. Vor allem über benachbarte Ärzt:innen kann jedoch die Empfehlung erfolgen. Häufig spricht sich die gute Betreuung dann herum, sodass Betroffene gezielt die Apotheke aufsuchen. Außerdem kann das Internet als Hilfestellung dienen: Die Aufnahme in spezielle Register oder die Erläuterung der Spezialisierung auf der Homepage kann Kund:innen aufmerksam machen. Denn häufig wird nach der Diagnose zunächst das Internet befragt, um geeignete Beratungsstellen zu finden.