Bestimmte Arzneistoffe können Herzattacken steigern

Herzinfarkt: Hitzebedingtes Risiko Sandra Piontek, 04.08.2022 11:21 Uhr

Steigen die Temperaturen, nimmt auch das Risiko für gesundheitliche Probleme zu. (Symbolbild= Foto: Kittisak Jirasittichai/shutterstock.com
Berlin - 

Hohe Temperaturen über 30 Grad Celsius können besonders für ältere Menschen und Bluthochdruckpatient:innen zur Herausforderung werden. Arbeitet das Herz nicht mehr normal, funktioniert auch das körpereigene Kühlsystem nicht. Blutgefäße weiten sich und durch vermehrtes Schwitzen geht Flüssigkeit verloren. Das Risiko für Thrombosen steigt. Zudem kann es zu Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt kommen.

Laut Robert Koch-Institut erhöht sich in Hitzeperioden die Sterblichkeitsrate um durchschnittlich acht bis zwölf Prozent. Es gibt eine ganze Reihe an Nebenwirkungen, die es kritisch zu betrachten gilt. Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) veröffentlichte ein Dokument mit Hintergrundinformationen für Mediziner. Dieses beinhaltet eine Liste an Medikamenten, die hinsichtlich einer Dosisanpassung sorgfältig beobachtet werden sollten. Gegliedert nach kritischen Nebenwirkungen sind dies folgende:

  • Erhöhte Körpertemperatur Neuroleptika, Anticholinergika und Antidepressiva
  • Verringertes Schwitzen (was zur Erhöhung der Körpertemperatur führt) Medikamente mit Anti-Muscarin-Effekten wie Alimenazin, Chlorpromazin, Amitriptylin, Hyoscin (Scopolamin), Oxybutynin, Procyclidin), Topiramat
  • Verringertes Durstgefühl ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane), Neuroleptika, Carbamazepin, Parkinsonmittel
  • Verringerte Herzleistung Betablocker
  • Dehydratation oder Elektrolytstörung Abführmittel, Diuretika und ACE-Hemmer/Angiotensin II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane)
  • Sedierung (reduzierte Wahrnehmung einer Hitzeerschöpfung) Benzodiazepine,sedierende Anti-Histaminika, Anti-Muscarin-Substanzen, Antiepileptika, Antidepressiva
  • Hemmung der zentralen Thermoregulation Neuroleptika und SSRI
  • Hitzegefühl Goserelin, Bicalutamid, Cyproteron, Anastrozol, Tamoxifen, Atomoxetin, Dipyridamol, Duloxetin, Methadon, PEG-Interferon, Sertralin, Topiramat, Triptane, Venlafaxin
  • Erniedrigter Blutdruck Antihypertensiva, Vasodilatatoren (Nitrate,Calcium-Antagonisten) und tricyclische Antidepressiva

Hitze kann bei manchen Medikamenten zu Überdosierungen führen, indem sich entweder durch Dehydratation die Wirkstoffkonzentration im Körper erhöht oder verstärkt Wirkstoffe freigesetzt werden, zum Beispiel bei transdermalen Pflastern. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte die Dosis, unter ärztlicher Anweisung gegebenenfalls anpassen. Die Vitalparameter, wie Blutdruck, Blutzucker und Puls sollten dabei unbedingt beachtet werden. Wird der Blutdruck regelmäßig gemessen, kann gefährlichen Situationen ausgewichen werden. Allgemein gelten die bekannten Strategien, um gut durch die heißen Tage zu kommen:

  • Viel trinken
  • Mittagshitze meiden
  • Aufenthalt in kühleren Räumen
  • Körperliche Anstrengung vermeiden
  • Salz und scharfe Gewürze sparsam verwenden

Übrigens: Eine lauwarme Dusche erfrischt den Körper im Sommer mehr als eine kalte. Die Blutgefäße ziehen sich bei einer kalten Dusche zusammen und der Kreislauf wird angeregt. Man bewirkt also das Gegenteil und beginnt zu schwitzen!