Bestellungen um drei Viertel gekürzt

Drastische Kürzung: Nur ein Vial je Praxis Patrick Hollstein, 17.12.2021 20:46 Uhr

Die Liefermengen für die letzte Woche vor Weihnachten wurden drastisch gekürzt. Foto: Apotheke am Bürgerplatz
Berlin - 

Die Bestellungen der Arztpraxen für die kommende Woche werden drastisch gekürzt: Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mitteilt, kann laut Bundesgesundheitsministeriums (BMG) nur etwa ein Viertel der georderten Dosen ausgeliefert werden. Vorstandschef Dr. Andreas Gassen schlägt Alarm.

Laut KBV bekommen Ärzt:innen im Regelfall nur ein Vial mit sechs Dosen, vielleicht würden auch zwei Vials geliefert. Bestellungen des Impfstoffs von Moderna würden dagegen komplett bedient. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) können insegsamt 1,2 Millionen Dosen Biontech für ganz Deutschland zur Verfügung. Die KBV weist darauf hin, dass Arztpraxen, die keinen oder deutlich weniger Impfstoff geliefert bekommen, als sie bestellt haben, dies seit vergangener Woche auf der Internetseite des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) melden können.

Nur 800.000 Dosen

Ärzt:innen, die in der Woche nach Weihnachten impfen wollen, müssen bis Dienstag bestellen. Die Höchstbestellmenge für den Impfstoff von Biontech liegt wieder bei 30 Dosen pro Arzt oder Ärztin, also fünf Vials. Weil nur 800.000 Dosen Comirnaty bereit stehen, sind laut BMG in Abhängigkeit davon, wie viele Bestellungen eingehen – Kürzungen auf bis zu ein Vial pro Arzt nicht ausgeschlossen. Moderna kann weiterhin unbegrenzt bestellt werden.

Bestellungen für zwei Wochen

Außerdem können schon die Impfstoffe für die erste Januarwoche bestellt werden, sofern Ärzt:innen zwischen Weihnachten und Neujahr nicht in der Praxis tätig sind. Sie müssen ein separates Rezept ausfüllen und mit „1. KW“ kennzeichnen. Allerdings kann auch bis 28. Dezember bestellt werden. Die Höchstbestellmenge hat das BMG zunächst auf 30 Dosen festgelegt.

Wie viele Dosen es in der ersten Woche des neuen Jahres sein werden, steht laut KBV wegen der laufenden Verhandlungen der Bundesregierung über zusätzliche Impfstoffmengen nicht abschließend fest. „Sollten zusätzliche Lieferungen, über die derzeit verhandelt wird, ausbleiben, bliebe es bei etwa 1,2 Millionen Dosen des Mainzer Herstellers für den Jahresbeginn“, so die KBV.

Aufgrund der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage kann sich die Auslieferung durch den Großhandel laut KBV in beiden Wochen eventuell um einen Tag verschieben. Die Praxen erhalten den Impfstoff dann am 28. Dezember beziehungsweise am 4. Januar.

Der Kinderimpfstoff kann bis zum 4. Januar bestellt werden, ausgeliefert wird in der zweiten Januarwoche.

Ausbremsen der Impfkampagne

Es sei gut, dass Lauterbach das enorme Impftempo in den Arztpraxen anerkenne, so Gassen. „Folgerichtig ist auch, dass er schnell mehr Impfstoffe besorgen will. Wir können nur hoffen, dass dies auch vollumfänglich gelingen wird.“ Solange bestellte Impfstoffmengen nicht komplett ausgeliefert würden, drohe die Impfkampagne ausgebremst zu werden. „Papierlisten mit theoretischen Mengenangaben überzeugen nicht, nur tatsächlich und vollständig ausgelieferte Impfstoffe“, so Gassen.

Ursprünglich hatte das BMG für die kommende Woche 2,4 Millionen Dosen angeküdigt und für die Woche nach Weihnachten 900.000 Dosen. Außerdem sollten 10 beziehungsweise 8 Millionen Dosen von der Moderna ausgeliefert werden. Zuletzt hieß es, dass 10 Millionen Impfdosen noch auf Dezember vorgezogen werden können.

Verfall: Begleitdokument entscheidend

Beide Impfstoffe sind im Kühlschrank 30 Tage (Spikevax) beziehungsweise einen Monat (Comirnaty) haltbar; der Kinderimpfstoff von Biontech zehn Wochen. Entscheidend ist laut KBV nicht das Haltbarkeitsdatum, das auf den Behältern aufgedruckt ist, sondern das im Begleitdokument. „In dem mit der Lieferung des Impfstoffs an die Praxen ausgehändigten Begleitdokument ist der Auftauzeitpunkt und das damit zusammenhängende Ende der Haltbarkeit vermerkt.“