Pressemeldung

Studie zu erektiler Dysfunktion und Potenzmitteln 02.12.2025 10:41 Uhr

Im Jahr 1998 kam erstmals ein Medikament mit dem Wirkstoff Sildenafil auf den Markt, das Männern die Behandlung von Erektionsstörungen ermöglichte. Seitdem sind mit Tadalafil und Vardenafil) zwei weitere Optionen gegen Erektile Dysfunktion (ED) erschienen. Doch worin unterscheiden sich diese Präparate hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungen? Diesen Fragen sind Forschende, u.a. der Universitäten Heidelberg und Freiburg sowie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, in einer Vergleichsstudie nachgegangen, die jetzt veröffentlicht wurde.

 

Die Forschenden konnten dafür anonymisierte Behandlungsdaten von 132.000 Patienten auswerten, die über die Männergesundheitsplattform GoSpring von Wellster Healthtech versorgt wurden. Damit liegt die weltweit größte Real-World-Vergleichsstudie zu Phosphodiesterase-5-Hemmern (PDE5i) nun vor. Die Patienten wurden anonym über Fragebögen zu Wirkung und Verträglichkeit ihrer Behandlung befragt und lieferten damit neue wissenschaftliche Erkenntnisse:

  • Sildenafil zeigt die höchste Wirksamkeit bei moderater bis schwerer ED.
    Patienten, die Sildenafil in mittlerer oder hoher Dosierung einnahmen, berichteten über eine signifikant größere Verbesserung ihrer sexuellen Zufriedenheit, Erektionshärte und Erektionserhaltung im Vergleich zu Tadalafil. Die Wirkung von Sildenafil setzte mit durchschnittlich 30 bis 45 Minuten deutlich schneller ein als bei Tadalafil, das 45 bis 60 Minuten benötigt.
  • Tadalafil überzeugt durch eine bessere Verträglichkeit.
    Die tägliche Einnahme von Tadalafil in einer Dosierung von 5mg brachte keinen zusätzlichen Wirksamkeitsvorteil gegenüber der Bedarfsmedikation, führte jedoch zu einer geringeren Häufigkeit von Nebenwirkungen (27,4 % gegenüber 31,1 %). Zudem traten unter Tadalafil seltener Gesichtsrötungen (2,3 % gegenüber 7,3 % bei Sildenafil) und Kopfschmerzen auf – insbesondere bei täglicher Einnahme.
  • Vardenafil weist das ungünstigste Nebenwirkungsprofil auf.
    In der Auswertung zeigte Vardenafil mit 47,4 % die höchste Rate an unerwünschten Arzneimittelwirkungen, verglichen mit 35 % unter Sildenafil und 33,9 % unter Tadalafil. Zudem wurde bei Vardenafil ein signifikant erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen (Tachykardien) festgestellt. Aufgrund dieses ungünstigen Nebenwirkungsprofils wird Vardenafil als Therapieoption nicht empfohlen.
  • Die Nebenwirkungsmuster unterscheiden sich deutlich zwischen den Wirkstoffen.
    Die häufigste Nebenwirkung bei allen drei PDE5-Hemmern war eine verstopfte Nase. Sildenafil verursachte seltener Refluxbeschwerden als Tadalafil, während Tadalafil seltener Gesichtsrötungen hervorrief. Niedrigere Dosierungen führten bei beiden Hauptwirkstoffen zu deutlich weniger Nebenwirkungen.

„In unserem Datensatz waren Nebenwirkungen wie verstopfte Nase, leichte Kopfschmerzen oder Sodbrennen deutlich präsenter als die erwartete Gesichtsrötung aus klassischen Studien“, erklärt Studienleiter Dr. Johannes von Büren. „Diese signifikante Verschiebung im Nebenwirkungsprofil ist ein zentraler Befund, der die enorme Relevanz von Real-World-Daten für die Therapieentscheidung unterstreicht.“

PD Dr. Severin Rodler, geschäftsführender Oberarzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein kommentiert: „Gerade für schambesetzte Themen wie die erektile Dysfunktion sind Real-World-Daten wie vom Telemedizin-Anbieter GoSpring enorm wertvoll. Sie spiegeln den Alltag unserer Patienten wider – und genau dort müssen Therapien funktionieren. Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, echte Erfahrungen systematisch zu erfassen und in Behandlungsentscheidungen einfließen zu lassen.“

Die Studie wurde im Fachjournal European Urology Focus zur Veröffentlichung angenommen: www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(25)00308-6/fulltext