Appetitlosigkeit: Von harmlos bis gefährlich Cynthia Möthrath, 22.07.2019 15:04 Uhr
In stressigen Prüfungszeiten oder einschneidenden Lebensphasen vergeht Vielen der Appetit: Nervosität und Überbelastung sind immer wieder Ursachen für den Appetitmangel. Manchmal stecken jedoch auch ernsthafte Erkrankungen hinter dem Begleitsymptom. Lässt sich kein offensichtlicher Grund ermitteln, kann der Gang zum Arzt Klarheit bringen.
Grundsätzlich ist zwischen Hunger und Appetit zu unterscheiden: Hunger ist ein körperliches Signal, welches auf einen akuten Nahrungsmangel hinweist. Wurde stunden- oder sogar tagelang nichts gegessen, knurrt der Magen. Häufig führt auch eine beginnende Unterzuckerung zum Hungergefühl. Appetit hingegen ist eine psychische Wahrnehmung. Sie wird gesteuert von Geruch, Geschmack und anderen Sinneseindrücken. Denken wir beispielsweise an unser Lieblingsessen, läuft uns das Wasser im Mund zusammen und wir bekommen Appetit.
Es handelt sich bei der Entstehung von Appetit um ein Komplexes Zusammenspiel aus Botenstoffen im Gehirn, vor allem Serotonin spielt eine große Rolle. Kommt es nun zur Appetitlosigkeit, ist dieser Vorgang gestört. Die Gründe dafür sind vielfältig: Oft sind Erkrankungen der Verdauungsorgane schuld. Eine Magenschleimhautentzündung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Viruserkrankungen, Gallensteine, Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Geschwüre kommen als Ursache in Frage.
Aber auch Zahnfleischentzündungen, Aphten oder Halsschmerzen führen oft zur Appetitlosigkeit. Neben den Klassikern Stress und Nervosität, kommen auch schwerwiegende psychische Erkrankungen in Frage: Depressionen, Burn-out oder Magersucht können zu anhaltender Anorexie führen. Hält der Zustand über einen längeren Zeitraum an, kommt es zum Gewichtsverlust; auch Mangelerscheinungen können hinzukommen.
Bei älteren Menschen nimmt häufig der Geschmacks- und Geruchssinn ab. Daher leiden sie oftmals an Appetitmangel und einer damit verbundenen verringerten Nahrungsaufnahme. Um den Appetit anzuregen, können einige Heilpflanzen helfen. Besonders gut geeignet sind solche, die Bitter- oder Scharfstoffe enthalten: Diese fördern den Speichelfluss und regen die Sekretion der Verdauungssäfte an. Dadurch wird der Appetit gesteigert. Beliebte Arzneipflanzen sind beispielsweise die bittere Schleifenblume, Wermutkraut, Löwenzahn, Angelika- und Enzianwurzel, sowie Ingwer.
Diese können als Tee oder in Form von flüssigen Zubereitungen angewendet werden. Die Einnahme empfiehlt sich ungefähr eine halbe Stunde vor dem Essen, um die Verdauungssäfte anzukurbeln und den Appetit zu steigern. Vor dem Herunterschlucken können Tee oder Tropfen eine Weile im Mund umhergeschwenkt werden, um die Geschmacksknospen anzuregen.
Neben der Einnahme von Bitterstoffen, ist es empfehlenswert, kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Häufig werden flüssige oder pürierte Speisen besser aufgenommen und vertragen als feste Nahrung. Besonders gut geeignet sind in solchen Zeiten nährstoffreiche Suppen oder Smoothies. Oft kann es auch helfen, in Gesellschaft zu essen oder sich seine Lieblingsspeisen zuzubereiten und kräftiger zu würzen, um die Geschmacksknospen wieder zu aktivieren. Eine ausgiebige Sporteinheit und Bewegung an der frischen Luft können ebenfalls den Appetit steigern.