Notverkauf bei Kosmas Patrick Hollstein, 08.10.2008 15:17 Uhr
Die Leipziger Kosmas GmbH steht mit ihrem Apothekenkonzept möglicherweise kurz vor dem Aus. In Kleinanzeigen stellt das Unternehmen fast alle Apotheken, die derzeit dem Franchise-Konzept angehören, zum Notverkauf, „einzeln oder im Paket“. Gerüchten aus dem Markt zufolge kommen Geldgeber im Hintergrund ihren Zahlungsverpflichtungen nicht wie vereinbart nach. Der operative Geschäftsbetrieb sei nicht in Gefahr, hieß es dagegen aus dem Unternehmen. Die beteiligten Apotheker signalisierten Orientierungsbedarf.
An Kosmas halten neben der S-Unternehmensbeteiligungsgesellschaft
der Sparkasse Leipzig verschiedene Privatpersonen aus dem Management Anteile. Doch neben dem gezeichneten Kapital in Höhe von 25.000 Euro haben stille Gesellschafter zum 31. Dezember 2007 mehr als 242.000 Euro an Einlagen eingebracht. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC soll es sich im wesentlichen um Privatpersonen handeln. Wer abgesprungen ist, war bislang nicht zu erfahren.
Bei der Sparkassen-Tochter, die bereits die VfG-Versandapotheke finanziert hatte, gab man sich noch vor einigen Wochen selbstbewusst: Man sei an Geschäftsmodellen interessiert, die in Zukunft interessant sein könnten, beteilige sich aber ausschließlich nach „reichlicher rechtlicher Prüfung“ an Unternehmen. Inwieweit sich diese Betrachtung im Fall Kosmas geändert hat, ist unklar.
Der aktuellen Situation bei Kosmas waren einige Turbulenzen vorausgegangen. Nachdem die Apotheken in den vergangenen Wochen damit begonnen hatten, Zuzahlungsgutscheine auszuteilen, waren die Berufsorganisationen verstärkt aufmerksam geworden. In Berlin blieb die Apotheke mangels eines Filialleiters sogar vorübergehend geschlossen.
Vom Notverkauf sind jetzt vier der fünf bestehende damian-Apotheken sowie zwei Standorte in Planung betroffen. Nur eine Apotheke in Schönebeck - die einzige Hauptapotheke aus der Gruppe - ist nicht ausgeschrieben; die beiden Filialen in Halberstadt und Eisleben sowie die geplante Neugründung in Aschersleben stehen dagegen offenbar ebenso zum Verkauf wie die Apotheken in Berlin und Leipzig sowie eine geplante Apotheke am Wurzener Marktplatz.
Dass die Apotheken in die Liquiditätsprobleme des Franchise-Gebers überhaupt mit hineingezogen werden, lässt auf die Finanzierungsmodalitäten schließen. Im Firmenprospekt hatte sich Kosmas als „Eigentümer, Betreuer und Dienstleister für die damian-Apotheken“ bezeichnet. In Mailings an Apotheken hatte Kosmas nach Filialgründern gesucht: „Sie müssen dabei keine finanziellen Mittel aufbringen oder Sicherheiten bereitstellen“, hieß es. Drei selbstständige Apotheker haben bislang Kooperationsverträge mit Kosmas unterzeichnet und Apotheken eröffnet.
Dass Kosmas in Erwartung einer baldigen Marktfreigabe mit Plänen an den Start gegangen war, die über den Aufbau eines Franchise-Konzepts hinausgehen, ist offensichtlich: Vor gut einem Jahr war das Unternehmen, dass wie die VfG von Beobachtern dem Umfeld des Hochschuldozenten Professor Dr. Christian Schleunig zugeordnet wird, im Saarland zwecks eigener Betriebserlaubnis vorstellig geworden. Das Rollout der Marke scheint vorerst gescheitert. Offenbar haben die Marketing-Experten die Komplexität des stationären Apothekengeschäfts unterschätzt.