Apothekenkooperationen

MVDA/Kohl: Ein bisschen Porzellanladen Patrick Hollstein, 21.12.2016 15:01 Uhr

Berlin - 

Die MVDA-Mitglieder können ab Beginn kommenden Jahres auch Importe von Eurim bestellen. Die Zentrale hat einen entsprechenden Marketingvertrag mit dem Parallelhändler aus Bayern geschlossen. Dass Branchenprimus Kohlpharma verschnupft auf den Neuzugang reagiert, findet man in Köln nachvollziehbar. Zugleich ist man zuversichtlich, die Kuh schnell vom Eis zu bekommen.

Kohlpharma erfuhr laut Geschäftsführer Jörg Geller am Freitag, dass nach 20 Jahren exklusiver Partnerschaft mit Eurim erstmals ein weiterer Importeur als Industriepartner an Bord ist. „Das geht so nicht“, sagt Geller. Geller stört sich vor allem an der fehlenden Kommunikation: „Das ist ein Vertrauensbruch.“ Kohlpharma kündigte umgehend den eigenen Vertrag; wirtschaftlichen Schaden erwartet man in Merzig weniger: Die Ware sei teilweise so knapp, dass diese ohnehin abgesetzt werden kann, so Geller.

Anders sieht man die Sache beim MVDA: Die Lieferfähigkeit sei seit mehr als einem Jahr immer wieder ein Thema gewesen und zuletzt besonders intensiv besprochen worden. „Wir haben ganz offen kommuniziert, dass uns die Situation nicht gefällt“, sagt Linda-Vorstand Volker Karg. „Dass wir irgendwann Fakten schaffen würden, dürfte klar gewesen sein.“

Verwundert war man beim MVDA aber, dass Geller in seiner emotional aufgeladenen Reaktion gleich „zum Rundumschlag ausgeholt“ habe. Der Kohl-Geschäftsführer hatte in seiner Mail an die Mentoren auf Überlegungen aus einer Vorstandssitzung angespielt, die im Zusammenhang mit dem EuGH-Urteil standen. „Wir kennen die Quelle von Herrn Geller nicht und auch nicht seine Motivation, mit solchen vermeintlichen Fakten ins Rennen zu gehen“, so Karg. Tatsache sei aber, dass Geller über Dinge rede, die ihn nichts angingen.

Ansonsten ist Karg aber um Deeskalation bemüht. Dass die Sache so hochgekocht sei, sei nicht im Interesse der Apotheker, räumt er ein. Er will schnell das Gespräch suchen und die Missverständnisse ausräumen. Der Linda-Vorstand glaubt fest daran, dass man einen neuen Vertrag zustande bekommt und dass Kohlpharma Partner des MVDA bleiben wird. Auch in Merzig ist man laut Geller gesprächsbereit.

Die MVDA-Apotheken profitieren nur dann von der Rahmenvereinbarung der Geschäftsstelle mit Kohlpharma, wenn sie beim Großhandelspartner bestellen. Immer wieder fehlen aber Produkte bei Phoenix, denn bei 3500 Apotheken sind die Lager mitunter schnell leer gefegt.

Kohlpharma will aber keine Ware bei anderen Großhändlern abziehen; immerhin gibt es noch tausende andere Kunden, die nicht Mitglied in der Kooperation sind. Dem Vernehmen nach hat der Außendienst zuletzt MVDA-Apotheken auf die Möglichkeit des Direktbezugs hingewiesen. Den nutzen aber bereits zahlreiche Apotheken; da die Konditionen nicht besser sind als beim Bezug über Phoenix, wollen die Pharmazeuten sich nicht noch mehr Arbeit machen als bislang.