Schmerzmittelspezialist

Grünenthal wächst auch ohne Palexia Patrick Hollstein, 25.03.2024 11:28 Uhr

Der Patentablauf von Palexia kann Grünenthal nicht stoppen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Trotz des Patentablaufs von Palexia (Tapentadol) hat Grünenthal das vergangene Jahr mit einem deutlichen Umsatzplus abgeschlossen. Der Schmerzmittelspezialist aus Aachen hat sich vorbereitet und investiert Milliarden in Forschung, Übernahmen und Kooperationen. Diese Strategie zahlt sich aus.

Palexia war im August 2010 zugelassen worden; Ende 2022 lief das Patent ab. Über seine Generikasparte Librapharm hatte Grünenthal bereits im Sommer 2022 ein eigenes Generikum auf den Markt gebracht und Rabattverträge geschlossen. Trotzdem waren die Umsätze im vergangenen Jahr rückläufig, doch der Hersteller konnte den Einbruch mehr als kompensieren.

So erwirtschaftete Grünenthal 2023 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro, ein Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das bereinigte Ebitda ging zwar wegen Investitionen um 3 Prozent auf 427 Millionen Euro zurück, hat sich aber seit 2017 mehr als verdreifacht. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 1 Milliarde Euro in die Forschung und 2 Milliarden Euro in Akquisitionen investiert. Alleine seit 2019 steckte der Hersteller mehr als 280 Millionen Euro in den Ausbau seines US-Geschäfts.

Der Umsatzzuwachs geht auch auf Marken wie Qutenza, Vimovo, Versatis, Crestor und Nebido zurück, die im November 2022 von Bayer übernommen worden waren. Im August gründete Grünenthal außerdem ein Joint Venture mit dem japanischen Hersteller Kyowa Kirin; das Gemeinschaftsunternehmen mit 13 Marken (Abstral, Crysvita, Gliadel, Moventig, Oramorph, Pecfent, Poteligeo, Rectogesic, Sancuso und Xomolix) soll 2026 komplett an Grünenthal gehen.

„2023 war ein weiteres, sehr erfolgreiches Jahr für Grünenthal. Wir setzen unsere Wachstumsstrategie fort und investieren stark in die Erforschung und Entwicklung innovativer Schmerztherapien. Dabei konzentrieren wir uns auf die Bereiche, in denen der medizinische Bedarf am größten ist“, sagt CEO Gabriel Baertschi.

Eines der Kernprojekte in Grünenthals F&E-Pipeline ist Resiniferatoxin (RTX). Der Arzneimittelkandidat wird zur Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit Kniearthrose entwickelt und befindet sich in der klinischen Phase III. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte den Wirkstoff als Breakthrough Therapy qualifiziert. Grünenthal erwartet eine Zulassung in den USA, der EU und Japan im Jahr 2026.

Ein weiteres laufendes Phase-III-Programm untersucht den Einsatz von Qutenza bei Patienten mit postoperativen neuropathischen Schmerzen (PSNP), um eine zweite Erweiterung des US-Labels zu ermöglichen. Erstmals wurde das US-Label des Capsaicin-Pflasters im Jahr 2020 erweitert. Seitdem ist das Produkt auch für die Behandlung von Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen im Zusammenhang mit diabetischer peripherer Neuropathie (DPN) der Füße zugelassen. Ursprünglich war Qutenza auch in den USA ausschließlich zur Behandlung von postherpetischer Neuralgie indiziert.

Weitere Arzneimittelkandidaten basieren auf der Arbeit an Nociceptin/Orphanin FQ Peptidrezeptor (NOP)-Agonisten als nicht-opioide Therapieoption und der Forschung an Glucocorticoid Receptor Modulatoren (GRM) mit entzündungshemmender Wirkung.