Generikahersteller

Noweda streitet mit Wörwag über Skonto Patrick Hollstein, 26.02.2015 10:25 Uhr

Berlin - 

Nicht nur zwischen Apothekern und Großhändlern, sondern auch zwischen Großhändlern und Herstellern sind Skonti und Zahlungsziele ein Thema. Vor allem die Originalhersteller haben mit Verweis auf Herstellerabschlag und Preismoratorium ihre Konditionen zurückgefahren; die Generikabranche hat die Konfrontation dagegen lange hinausgezögert. Jetzt wagt sich Wörwag vor – und stößt auf erbitterten Widerstand: Die Noweda will die Belastung weitergeben.

Seit dem Start der Rabattverträge im Jahr 2007 sind die Preise im Generikamarkt um 85 Prozent eingebrochen. Auch bei Wörwag klagt man über einen drastischen Verfall der Nettopreise und -umsätze. „Daher können wir dem Großhandel nicht mehr den 'gewohnten' Skontosatz auf den Bruttoumsatz gewähren, sondern mussten diesen generell absenken“, erklärt Dr. Wolfgang Bäurle, der beim Familienunternehmen das Generikageschäft betreut.

Die neue Regelung gilt seit Jahresbeginn: Der Skontosatz für Rx-Produkte liegt jetzt bei 0,5 Prozent, dafür wurde das Zahlungsziel von acht auf 20 Tage verlängert.

Die Noweda macht gegen die Kürzung mobil: Wörwag und die Tochterfirma AAA-Pharma hätten „die Einkaufskonditionen für Ihre Noweda und damit als Folge für jede Apotheke signifkant gekürzt“, heißt es in einem Schreiben der Genossenschaft. Trotz intensiver Verhandlungen und auch mit Verweis auf die Betroffenheit der Apotheken habe man keine Rücknahme der Kürzungen erreichen können.

„Als Konsequenz können wir ab dem 1. April 2015 für die Rx-Artikel der beiden Unternehmen keinen Skonto mehr gewähren. Zudem werden wir die Freiwahlartikel der Firma Wörwag Pharma ab dem 1. Mai 2015 nicht mehr anbieten.“

Man gehe davon aus, dass die Kunden die Ware im Bedarfsfall direkt vom Hersteller beziehen könnten. Man sei sich der möglichen Unannehmlichkeiten für die Kunden bewusst, sehe derzeit aber keine andere Möglichkeit, „die Interessen der apothekereigenen Noweda angemessen zu wahren“. Das Schreiben endet mit dem Aufruf an die Apotheker, ihre Meinung zu den Konditionenkürzungen zu faxen oder dem Gebietsleiter mitzuteilen. Schon im Herbst 2011 hatte die Genossenschaft ihre Mitglieder gegen Novartis mobilisiert.

In Böblingen hat man kein Verständnis für die Aktion: Einerseits habe sich das Zahlungsziel für die Noweda und etliche weitere Großhändler verbessert. Außerdem ergebe sich über das gesamte Sortiment ein durchschnittlicher Satz von 1 Prozent. Berücksichtige man beide Faktoren, liege die Kapitalverzinsung bei 36 Prozent pro Jahr, rechnet Bäurle vor.

Die Konditionsänderung gelte für alle Großhändler einheitlich – zahlreiche Partner hätten die Änderungen akzeptiert. Ähnliche Reaktionen seien jedenfalls nicht bekannt, so Bäurle weiter. „Die Haltung der Noweda halten wir für völlig inakzeptabel: Noweda senkt den Skontosatz für die Apotheken auf Null, ist selbst aber lediglich mit einer Kürzung auf 0,5 Prozent konfrontiert, bei OTC-Produkten bleibt alles wie gewohnt.“

Vor allem die angekündigte Auslistung der OTC-Produkte sei überzogen, da die Konditionen hier nicht geändert worden seien. „Noweda versucht offenbar, den Eindruck zu erwecken, die Konditionen würden generell gekürzt werden, was nicht der Fall ist.“

Obwohl zahlreiche Generikaanbieter von den Ertragseinbußen betroffen sind, hat sich bislang offenbar noch kein Hersteller in dieser Form nach vorne gewagt. Auch Wörwag soll sich bereits seit längerer Zeit mit dem Thema beschäftigen, bislang allerdings immer zurückgerudert sein. Die großen Hersteller fürchten um Sanktion der Großhändler im OTC-Bereich. Firmen, die ausschließlich im Rabattvertragsmarkt aktiv sind, müssen sich mangels totaler Exklusivität im Wettbewerb mit bekannten Anbietern in der Regel mit guten Konditionen die Gunst der Handelsstufen erkaufen.

Wörwag erwirtschaftet rund 170 Millionen Euro, davon mehr als drei Viertel im Ausland. Das Unternehmen gehörte zu den Rabattvertragspartnern der ersten Stunde und hat im OTC-Bereich vor allem sogenannte Biofaktoren im Angebot. 2000 übernahmen Monika Wörwag und Dr. Marcus Wörwag in zweiter Generation die Führung des Unternehmens; Roland Spleiss hat die Firma nach sieben Jahren gerade verlassen. Firmengründer Dr. Fritz Wörwag betreibt nach wie vor die Stadtapotheke in Stuttgart-Zuffenhausen.