Generikahersteller

Noch ein Sandoz-Werk vor dem Aus APOTHEKE ADHOC, 28.05.2015 13:45 Uhr

Frankfurt-Höchst - 

Gleichzeitig mit der Belegschaft des Tochterunternehmens Salutas in Gerlingen trifft es auch die Mitarbeiter von Sandoz in Frankfurt-Höchst: Das 1998 übernommene Werk Sandoz Industrial Products soll ebenfalls bis Ende 2016 geschlossen werden. 306 Mitarbeiter werden dadurch ihre Arbeitsstelle verlieren.

Nach Angaben des Unternehmens liegen die Gründe der Schließung im starken globalen Wettbewerb. Die in Frankfurt produzierten Vor- und Zwischenprodukte für Breitbandantibiotika haben laut eines Unternehmenssprechers billigere Konkurrenz aus asiatischen Ländern, insbesondere aus China. Dort gebe es Überkapazitäten in der Produktion. Das habe die Preise, die für Antibiotika-Zwischenprodukte erzielt werden können, in den vergangenen vier Jahren halbiert.

Sandoz hat am Standort Frankfurt zu etwa 80 Prozent für Dritte als Lohnhersteller Wirkstoffe für Antibiotika produziert. Diese Geschäftssparte sei aufgrund der globalen Konkurrenz nicht mehr rentabel, so der Sprecher. Daher würden künftig nur noch für den Eigenbedarf Antibiotika hergestellt. Die Produktion werde aber von Frankfurt nach Kundl in Tirol verlagert. Denn dort können nicht nur Zwischenprodukte, sondern auch verkaufsfertige Antibiotika produziert werden, erklärte der Unternehmenssprecher. Das Werk in Kundl sei die größte Anlage Europas zur Antibiotika-Herstellung.

Die Schließung sei ausschließlich der globalen Marktsituation und dem damit einhergegangenen Preisverfall geschuldet – in keinem Fall der Arbeitsleistung der Belegschaft. „Es wird keine Kündigungen bis zur Werkschließung geben“, betont Hofmann.

Derzeit werde mit dem Betriebsrat des Werks über einen Sozialplan für die Zeit nach der Schließung verhandelt. Einen Käufer für das Werk zu finden sei unrealistisch, teilt Sandoz mit. Es werde den Mitarbeitern stattdessen Unterstützung in der Arbeitssuche angeboten; eine weitere Option sei auch die Eingliederung in ein anderes Sandoz-Werk. Auch mit Unternehmen im Industriepark Frankfurt-Höchst seien Gespräche zu möglichen Übernahmen geplant.

Betriebsratsvorsitzender Helmut Heun kann die Schließung des Standorts nur schwer nachvollziehen: „Wir produzieren in Höchst billiger und besser als das Werk in Kundl“, so Heun gegenüber der „Frankfurter Neue Presse“. Die Mitarbeiter seien durchschnittlich 48 Jahre alt; 9 Prozent der Belegschaft sei zudem schwerbehindert. Damit werde es für die Mitarbeiter problematisch, nach der Schließung einen neuen Job zu finden, erklärt Heun auf Anfrage der Zeitung.

Vergangene Woche hatte Sandoz zudem angekündigt, dass das Verpackungswerk von Salutas in Gerlingen Ende kommenden Jahres geschlossen werde. Für die Mitarbeiter war die Entscheidung ein Schock; sie hatten zuvor unbezahlte Mehrarbeit geleistet, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu steigern. Der Betriebsratsvorsitzenden Gabriele Eisinger zufolge will die Belegschaft gegen die Schließung ankämpfen. Derzeit werde nach potentiellen Käufern für den Betrieb gesucht.