Drogeriemärkte

Apotheken- und dm-Kosmetik Alexander Müller, 20.03.2015 11:16 Uhr

Berlin - 

Kosmetikprodukte aus der Apotheke haben einen guten Ruf. Das wissen auch die Drogeriemärkte und unternehmen viel, um teilweise gegen den Willen der Hersteller an Ware zu kommen. Vor rund zwei Jahren feierte sich die Drogeriekette dm damit, „Apothekenkosmetik“ in den Regalen anzubieten. In der aktuellen Kampagne verzichtet dm auf dieses Qualitätsprädikat.

In dm-Filialen kleben derzeit Plakate, die auf das neue Angebot hinweisen: „Neu bei uns Vichy, Linola, Eucerin, Eubos & Avene.“ Daneben steht: „Schön gepflegt mit Produkten aus dem dm-Markt.“ Das Sortiment von Eucerin (Beiersdorf) ist breit und reicht von der klassischen pH5-Waschlotion über Urea-Shampoo „Dermo Capillaire“ bis zur Lotion „Atopi Control“ oder „Anti-Age Hyaloron-Filler“, der für 22,95 Euro angeboten wird.

Auch bei Eubos (Dr. Hobein) und Vichy (L'Oréal) umfasst das Portfolio in den Filialen ein gutes Dutzend Produkte, von Linola (Dr. Wolff) gibt es ebenfalls Shampoo, Waschlotion, Hautmilch und die Gesichtscreme. Neben den beworbenen Marken liegen weitere eigentlich „apothekenexklusive“ Produkte in den Regalen, darunter Bepanthol (Bayer), Olivenöl/Medipharma (Dr. Theiss) oder frei Apothekenkosmetik (Walter Bouhon).

Die Kosmetikartikel gibt es nicht in allen dm-Märkten, anscheinend wurden vor allem die großen Filialen versorgt. Eine Apotheke mit dm-Markt in direkter Nachbarschaft hat die Preise verglichen: Der Drogeriemarkt lag jeweils 20 bis 25 Prozent unter den empfohlenen Verkaufspreisen, sofern die Hersteller diese angeben.

Da das Sortiment bei dm nicht nur ungewöhnlich breit, sondern auch tief sei, vermutet man in der Apotheke einen Großhändler hinter der Belieferung der Märkte: „Wenn wir als Apotheke für 20.000 Euro Ware bestellen würden, würde fünf Minuten später der Hersteller bei uns anrufen.“ Denn die Kosmetikfirmen schwören regelmäßig und einstimmig, nicht an den Mass-Market zu liefern.

Über Vertriebsbindungs- und Depotverträge sollen die Produkte möglichst in der Apotheke gehalten werden, wobei die Beratung und der Preis vermutlich gleichermaßen eine Rolle spielen. Verkaufen einzelne Apotheken die Ware dennoch weiter, reagieren die Hersteller auch schon einmal mit einer Liefersperre, bei der auch der Großhandel eingebunden wird.

Vollständig trockenlegen lässt sich der Graumarkt aber nie: Schon im Herbst 2012 waren Eucerin, Vichy und frei bereits bei dm aufgetaucht. Die Drogeriekette hatte die Ware damals sogar als „jetzt neu und exklusiv bei dm“ beworben. Die betroffenen Hersteller wiesen das naturgemäß zurück. dm hat sich auf Nachfrage bislang nicht dazu geäußert, wo die Ware herkommt – und hat das auch in der Vergangenheit verständlicherweise nie erklärt.