Abgabeterminal

Ministerium: Keine Empfehlung für Visavia Carolin Bauer, 24.04.2014 12:20 Uhr

Berlin - 

Knapp vier Jahre sind vergangen, seit das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) die Abgabe von Rx-Arzneimitteln über ein Automatensystem mit Videokonferenz verboten hat. Carefusion/Rowa hat das Projekt Visavia nach der Entscheidung aus Leipzig nicht aufgegeben, die Terminals angepasst und in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit Landespolitikern ein neuen Anlauf durchgesetzt. Die Bewertung des Gesundheitsministeriums fällt nach Projektende aber eher ernüchternd aus.

Zur „Video-Konferenz“ wurde in Rheinland-Pfalz an vier Apotheken in Daun, Osthofen, Bodenheim und Haßloch geladen. Patienten konnten ihre Medikamente in einer ersten Phase ab Juli 2012 im regulären Tagesbetrieb über das Terminal erhalten. Zwei Monate später wurde der Zugang auf die Zeiten von 6 bis 22 Uhr ausgedehnt. Sonntags blieb der Automat abgeschaltet.

Im vergangenen Herbst endete das Modellprojekt. Für die wissenschaftliche Begleitung und Bewertung hat das Ministerium die Universitäten Trier und Mainz beauftragt. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor, der allerdings vorerst unter Verschluss bleiben soll.

„Die Ergebnisse zeigen, dass es eine regional stark unterschiedliche Nutzung des Angebots gab, was vor allem mit der infrastrukturellen Situation zusammenhing“, so eine Sprecherin des Ministeriums. In Gebieten mit guter Anbindung sei Visavia weniger, in Regionen mit schlechter Anbindung häufiger genutzt worden. Aber: „Aus den Ergebnissen leiten sich eindeutige Handlungsempfehlungen nicht ab.“

Auf die Frage, ob sich das Ministerium weiter für die Automaten einsetzen will, antwortete die Sprecherin ausweichend: Mit Carefusion/Rowa würden mögliche Konsequenzen besprochen sowie verschiedene Varianten geprüft.

Beim Hersteller ist man mit dem Projekt zufrieden: Technisch habe Visavia gut funktionert, sagt Geschäftsführer Dirk Wingenter. Auch das Feedback der Kunden sei positiv gewesen. Problematisch sieht er die Bindung an die Öffnungszeiten: Der beschränkte Zeitkorridor sei den Patienten nur schwer vermittelbar gewesen.

Am meisten wurde der Automat an der Rosen-Apotheke in Daun von Inhaber Bob van Bosveld-Heinsius genutzt. Einen Grund dafür sieht Wingenter in der nahe gelegenen Notfallambulanz eines Krankenhauses. Besonders am Samstagnachmittag sei die Nachfrage hoch gewesen. Genaue Zahlen wollte er nicht verraten.

Das Projekt ist für Rowa noch nicht kompett abgeschlossen. Der Bericht soll Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD) vorgelegt werden. Danach werde es ein Treffen im Ministerium geben, so Wingenter. Er räumte aber ein, dass der Vertrieb des Automaten hierzulande nicht mehr forciert werde.

In Deutschland gibt es knapp 20 Automaten. Der Großteil wurde vor dem Start des Modellprojekts verkauft. Bei Visavia werden Arzneimittel über einen angeschlossenen Kommissionierautomaten aus dem Lager geholt. In den Apotheken werden die Geräte heute benutzt, um bestellte Arzneimittel außerhalb der regulären Öffnungszeiten abzuholen.

Im Rahmen des Modellprojekts konnten auch Rezepte eingelesen werden. Für die Beratung konnten sich die Apotheker über einen Bildschirm zuschalten. Die Abgabe wurde von ihnen überwacht und freigegeben.