München

Center-Apotheke verliert 20 Prozent Kunden Alexander Müller, 29.10.2016 09:11 Uhr

Berlin - 

Drei Monate nach dem Amoklauf in München spürt die Apotheke Olympia-Zentrum (OEZ) noch immer unter den Folgen. Rund 20 Prozent weniger Kunden verzeichnet die SaniPlus-Apotheke im OEZ laut Arndt Lauterbach, dem Ehemann der Inhaberin Birgit Lauterbach. Er hofft, dass sich die Lage demnächst wieder verbessert, andere Geschäfte im Center geben dagegen auf.

Am 22. Juli erschoss David S. in einer McDonalds-Filiale gegenüber dem OEZ mehrere Menschen und setzte seinen Amoklauf anschließend vor dem Schnellrestaurant und dann im Center fort. Sechs Jugendliche und drei Erwachsene verloren das Leben. Nach zweieinhalb Stunden wurde der Täter von der Polizei gestellt, er erschoss sich selbst mit seiner Pistole.

Obwohl die meisten Opfer im McDonalds und davor zu beklagen waren, ist das OEZ zum Symbol für die Bluttat geworden. Entsprechend wird das Center noch immer von vielen Kunden gemieden. Unterbewusste Ängste spielen dabei eine große Rolle, auch wenn sie irrational sind.

Die Apotheke spürt den Kundenrückgang deutlich. Zwar hätten viele Center heute Frequenzprobleme, im OEZ sei der Effekt aber besonders groß, so Lauterbach. Er hofft, dass die Kunden auf die Dauer wieder zurückkehren und die Apotheke die Durststrecke gut übersteht.

Andere Geschäfte haben nicht so einen langen Atem: Der Juwelier im OEZ werde zum Jahresende schließen, berichtet Lauterbach, auch andere Geschäfte hätten Probleme. Das McDonalds-Restaurant gegenüber wurde aufwändig umgestaltet – wohl auch um Bilder aus dem öffentlichen Bewusstsein zu löschen, die mit dem Ort verbunden werden. Sogar der Eingang wurde verlegt.

Die Apotheke war von dem Amoklauf in besonderen Maß betroffen. Der 13-jährige Sohn des Fahrers der Apotheke hielt sich zu diesem Zeitpunkt im McDonalds auf und wurde angeschossen und schwer verletzt. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt geht Benet seit Mitte September wieder zur Schule.

Die SaniPlus Apotheke hatte ein Spendenaktion für den Jungen ins Leben gerufen, bei dem ein fünfstelliger Betrag zusammen gekommen ist. Von dem Geld, das treuhänderisch verwaltet wird, sollen künftige Operationen bezahlt werden. Laut Vertrag darf das Geld nur für Gesundheit und Bildung ausgegeben werden.