Mittelfranken

Medikationscheck: Wieder eine Runde aufs Haus Silvia Meixner, 31.05.2017 12:25 Uhr

Berlin - 

Seit 2010 beteiligen sich die Apotheken im Raum Nürnberg alljährlich an der AOK-Informationskampagne „Arzneimittel sicher einnehmen“. Zwei Monate lang wird die Medikation der Kunden systematisch überprüft. Geld gibt es dafür immer noch nicht. Trotzdem machen auch in diesem Jahr 251 Apotheken mit. Dr. Hans-Peter Hubmann, fordert, dass es endlich ein Honorar für den Medikationsplan gibt: „Wir Apotheker sind nicht die Assistenten der Ärzte“, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands (BAV).

Die Aktion, die seit 2010 läuft und von einem Nürnberger Apotheker initiiert wurde, betrachtet Hubmann als sinnvolles Angebot: „Der Medikationsplan ist uneingeschränkt zu begrüßen.“ Allerdings hat die gute Idee eine Schwäche: Wenn der Patient Medikamente in Eigenregie einnehme und diese nicht angebe, setze er sich Gefahren aus, die der Medikationsplan eigentlich verhindern sollte. Hubmann: „Man kann die Patienten nicht zwingen, es handelt sich um eine freiwillige Auskunft.“

Hier sieht Hubmann die Apotheker im Vorteil. Der Verbandschef kritisiert, dass er und seine Berufskollegen für die Erstellung eines Medikationsplans nicht von den Kassen honoriert werden. „Bis jetzt können Apotheker auf Wunsch des Patienten die Pläne nur aktualisieren. Wir fordern, dass die Apotheker sie auch selbst erstellen können.“

Natürlich nicht für ein Lächeln: „Das ist eine hochwertige Dienstleistung. Wir wollen dafür nicht unter einem Euro pro Apothekerminute.“ Er sagt: „Wir sind Heilberufler, die auf gleicher Augenhöhe mit dem Ärzten arbeiten. Eine unserer Kernforderungen sind deshalb Dienstleistungsverträge.“

Die Verantwortung dafür, dass die Apotheker als „Assistenten der Ärzte“ behandelt werden, liegt seiner Ansicht nach bei Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU): „Als das E-Health-Gesetz beschlossen wurde, wollte Gröhe möglichst schnell etwas auf den Weg bringen, damit er etwas vorzuzeigen hat. Die Medikationspläne waren bei den Ärzten einfach leichter unterzubringen, denn bei ihnen ist die Bezahlung quasi inklusive. Bei uns Apothekern ist es eine Zusatzleistung.“

Pro Jahr erhalten die Ärzte 163 Millionen Euro für die Erstellung der Medikationspläne. Doch damit sind sie nicht zufrieden: Der Deutsche Ärztetag forderte in der vergangenen Woche in Freiburg nach nur acht Monaten eine Überarbeitung und mehr Geld für die Leistung. In der Praxis habe sich gezeigt, dass die Umsetzung „hoch problematisch“ sei. Die Ärzte verlangen deshalb eine „dringend erforderliche Nachbesserung“. Die mit den Krankenkassen ausgehandelten Honorare seien als „1-Euro-Job“ zu bewerten.

Laut Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sind in Deutschland rund 250.000 Klinikeinweisungen jährlich auf vermeidbare Medikationsfehler zurückzuführen. Kassenpatienten, die drei oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen, können sich seit vergangenen Herbst beim Arzt einen Medikationsplan erstellen lassen.