Erkältungstipps

Anatomische Erkältungsreise: Kehlkopf und Stimmbänder APOTHEKE ADHOC, 30.12.2019 10:20 Uhr

Laryngitis: Eeine akute oder chronische Entzündung der Kehlkopfschleimhaut. Betroffene leiden in erster Linie unter Heiserkeit bis zu völligem Stimmverlust. Foto: Shutterstock/GlebSStock
Berlin - 

Im Rahmen vieler Erkältungskrankheiten kann einem auch mal die Stimme wegbleiben. Aber was sind die Ursachen dafür? Und wie entsteht eigentlich ein Ton? Und worauf sollte man bei der Beratung von Stimm- und Kehlkopfbeschwerden achten? 

Anatomie

Kehlkopf (Larynx)

Der Kehlkopf verbindet die Luftröhre mit dem Rachenraum. Der Schleimhautschlauch wird durch Knorpelplatten offengehalten. Er besteht aus gelenkig miteinander verbundenen Knorpelanteilen, welche über spezialisierte Muskeln bewegt werden können. Durch diese Bewegung wird die Stimmritze zur Phonation eng oder weit gestellt. Gerade bei Männern ist der Kehlkopf von außen sichtbar – der sogenannte Adamsapfel bildet einen sichtbaren Vorsprung.

Kehlkopfdeckel (Epiglottis)

Dieser Teil des Kehlkopfes besteht aus elastischem Knorpel und dient dem Anheben dem Aspirationsschutz beim Schlucken. Die Platte hebt sich beim Schluckakt, sodass der Kehlkopfeingang durch Druck auf benachbarte Fettkörper geschlossen wird.

Weitere Knorpel

Schildknorpel (Cartilago Thyoidea, Ringnorpel (Cartilago Cricoidea) und Stellknorpel (Cartilago arytaenoidea) bilden das restliche Gerüst des Kehlkopfes. Die Stellknorpel regulieren die Weite der Stimmritze.

Stimmbänder (Ligamentum vocalia)

Verschiedene Bänder und Membranen des Kehlkopfs halten die Knorpel zusammen. Von besonderer Bedeutung sind die Stimmbänder: Sie formen die Stimmritze und dienen der Stimmerzeugung. Sie sind paarig angelegt und bestehen aus elastischen Fasern.

Physiologie

Stimmbildung

Die Stimmbänder dienen in erster Linie der Phonation. Werden die Bänder durch den Luftstrom während der Ausatmung in Schwingung versetzt, entstehen Töne. Durch Veränderungen des Spannungszustands der Stimmbänder werden die Frequenz der Schwingungen und somit die Grundtonhöhe angepasst. Mit Hilfe der Kehlkopfmuskulatur werden die Stimmlippen und Stimmbänder für die Artikulation von hohen Tönen angespannt – eine erschlaffte Muskulatur ruft tiefe Töne hervor. Männer verfügen über längere Stimmbänder – daher die tiefere Stimme.

Die Lautstärke wird durch die Stärke des Luftstromes gesteuert. Die stimmliche Klangfärbung und Fülle werden durch den Resonanzraum (Rachen, Mund- und Nasenhöhle) erzeugt. Während der Einatmung ist die Stimmritze weit geöffnet, der Luftstrom kann passieren und über die Luftröhre in die unteren Atemwege weiter strömen.

Pathophysiologie

Rachenentzündung (Pharyngitis)

80 Prozent aller Rachenentzündungen sind viral bedingt. Die häufigsten Erreger sind Rhino- und Adenoviren. Bakterien sind nur selten die Ursache. Die häufigsten bakteriellen Erreger sind Streptokokken – bei einer Superinfektion sollte eine Antibiose erfolgen. Meist kommt es bei allgemein geschwächtem Immunsystem zu einer Sekundärinfektion. Typische Symptome sind Schluckbeschwerden mit Brennen und Kratzen sowie einem trockenen Hals. Bei zusätzlicher bakterieller Infektion tritt meist Fieber auf. Die Halsschmerzen dauern ungefähr fünf Tage an.

Kehlkopfentzündung (Laryngitis)

Hierunter versteht man eine akute oder chronische Entzündung der Kehlkopfschleimhaut. Betroffene leiden in erster Linie unter Heiserkeit bis zu völligem Stimmverlust. Begleitet wird die Erkrankung von Husten, starken Halsschmerzen und Atembeschwerden. Die akute Form tritt fast immer im Rahmen einer Virusinfektion der oberen Atemwege auf, die vom Nasen-Rachen-Raum einen Etagenwechsel vollzieht. Häufig tritt zeitgleich eine Rachenentzündung (Pharyngitis/Laryngopharyngitis) auf. In den meisten Fällen heilt die Krankheit nach einer entsprechenden konservativen Therapie von selbst aus. Eine Antibiose sollte nur nach Abstrich erfolgen.

Aphasie

Aphasie ist eine Störung der Sprache, die meist auf eine erworbene Schädigung neuronaler Strukturen zurückgeht. Häufig tritt diese Störung bei Schlaganfall-Patienten auf. Je nach Ort der Läsion unterscheidet man unterschiedliche Formen – entweder ist die Sprachproduktion gemindert oder das Sprachverständnis ist stark reduziert.

Koniotomie

Bei einem Glottisödem kann es zu lebensbedrohlicher Atemnot kommen. Als Notfallbehandlung muss ein künstlicher Zugangsweg zu den oberen Atemwegen erschaffen werden. Hierfür wird die Haut und das Unterhautfettgewebe durchtrennt, sodass man die mittlere Halsfaszie sowie das etwas tiefer liegende Gewebe quer durchtrennen kann, um anschließend eine Trachealkanüle einzuführen.

Beratung

Heiserkeit (Dysphonie)

Leidet ein Patient unter Heiserkeit, so sollte er vermehrtes Sprechen vermeiden. Insbesondere lautes Reden sollte unterlassen werden, da eine zusätzliche Beanspruchung der Stimme zu einer vollständigen Sprachunfähigkeit führen kann.

Desweiteren sollte eine sogenannte „Kehlkopf-Diät“ durchgeführt werden: Alkohol und Zigaretten sowie scharf gewürzte Speisen sollten gemieden werden, um die Stimmlippen nicht zusätzlich zu reizen. Speisen und Getränke sollten weder zu heiß noch zu kalt sein. Flüstern und Räuspern strengen die Stimmbänder unnötig an und sind daher kontraproduktiv.

In der Selbstmedikation liegt der Fokus auf der Befeuchtung des Rachenraumes und der Wiederherstellung des Sekretfilms. Bewährt haben sich Präparate zum Lutschen, die nicht nur einen Hydrogelfilm bilden, sondern durch ihre Galenik die Speichelsekretion anregen. Das befeuchtet zusätzlich und verteilt den Gelfilm optimal. GeloRevoice-Lutschtabletten enthalten Hyaluronsäure und können nach Bedarf mehrmals täglich gelutscht werden.

Halsschmerzen

Es stehen zahlreiche desinfizierende oder schmerzstillende Lutschtabletten zu Verfügung. Darüber hinaus gibt es Sprays mit Lokalanästhetika, die Schluckbeschwerden lindern können. Bei stärkeren Halsschmerzen und weiteren Begleitsymptomen wie Fieber können Erwachsene orale Analgetika einnehmen. Ibuprofen und Acetylsalicylsäure sind aufgrund der entzündungshemmenden Eigenschaften zu bevorzugen.

Laryngitis

Eine leichte Laryngitis kann in der Regel selbst auskuriert werden: Wichtig ist auch hier, die Stimme zu schonen und die Schleimhäute feucht zu halten. Hierzu eignen sich neben den bereits erwähnten Lutschtabletten auch Inhalationen mit Salzlösung, Salbei oder Eibisch oder Raumluftbefeuchter. Die akute Form tritt am häufigsten im Winter während der klassischen Erkältungszeit auf, daher helfen vorbeugend alle Maßnahmen, welche die Abwehrkräfte des Körpers stärken. Hierzu zählen eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf. Stress und Rauchen sind zu vermeiden.