Umstrittene Kombinationstests

4-1-Tests: Aldi macht einen Rückzieher

, Uhr
Berlin -

Aldi Süd wird – anders als zuvor angekündigt – nun doch keine Kombinationstests (Influenza A/B / Corona / RSV) verkaufen. Aus dem aktualisierten Prospekt ist das Angebot zum Test „CorDx“ des Herstellers Axnar verschwunden. Zuvor hatten mehrere Aufsichtsbehörden die Abgabe der Tests an Laien untersagt. Daran will sich Aldi nach eigener Aussage halten.

Ursprünglich hatte Aldi geplant, den Test im Februar für 2,79 Euro in den Filialen anzubieten – mit einem Rabatt von 43 Prozent auf die unverbindliche Preisempfehlung von 4,95 Euro. Ein Händler hatte sich in sozialen Medien damit gebrüstet, 600.000 Stück an Aldi Süd verkauft zu haben. Die Anwälte des Discounters hätten „Entwarnung gegeben“ was die Verkehrsfähigkeit angehe, so der Händler.

Doch so einfach war das nicht, zumal sich die rechtliche Lage zwischenzeitlich weiter verschärft hat. Mehrere Aufsichtsbehörden haben bereits Vertriebsverbote für diese Tests ausgesprochen.

Arztvorbehalt bei Influenza-Tests

Das Problem ist der Influenza-Nachweis. Für Influenzatests gilt nach wie vor der Arztvorbehalt. Eine Abgabe an Laien ist daher unzulässig, selbst Apotheken dürfen die Tests in ihren Teststellen nicht verwenden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte diese Einschätzung schon gegenüber APOTHEKE ADHOC mitgeteilt.

Nun macht Aldi also einen Rückzieher. Eine Sprecherin erklärte gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Es steht außer Frage, dass ALDI SÜD rechtliche Vorgaben, wie im von Ihnen angesprochenen Fall, respektiert und umsetzt. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns darüber hinaus zum aktuellen Zeitpunkt nicht äußern.“

Abgesehen von der rechtlichen Situation dürfte es kaum noch einen Markt für die Tests geben. Alle Corona-Maßnahmen sind gefallen, die Grippewelle ist abgeklungen. Im Markt werden die Tests aktuell zu Centpreisen gehandelt. Ein Händler berichtet, dass zunächst noch einige Ware nach Polen weiterverkauft worden sei, wo die Abgabe an Verbraucher:innen wie in anderen europäischen Ländern zulässig ist. Doch auch dieses Geschäft sei jetzt weggebrochen, der Markt übersättigt.

Jetzt warten alle auf ein Comeback im Herbst, wenn die nächsten Infektionswellen rollen. Möglicherweise fasst der Gesetzgeber bis dahin auch die rechtlichen Rahmenbedingungen an, so dass mindestens Apotheken auch Influenzatests abgeben dürfen. Das wäre nur konsequent angesichts der Tatsache, dass für Corona- und sogar HIV-Tests kein Arztvorbehalt mehr gilt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Versandapotheke als Millionengrab
Disapo: Douglas musste Insolvenzantrag abwenden
Inhaber muss seinen Betrieb schließen
Real-Apotheker: „Ich kann kein Jahr warten“
Mehr aus Ressort
Mitte des Jahres ist Schluss
Avoxa beerdigt Apotheken Magazin

APOTHEKE ADHOC Debatte