Tierische Nebentätigkeit

PTA und Hundetrainerin: Ruhepol im HV

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Berlin -

Natascha Humplik verbringt 90 Prozent ihrer Arbeitszeit in der Offizin. Die PTA ist der Ehrenstein-Apotheke in Blaustein seit 23 Jahren treu. Doch in letzter Zeit mehren sich Anfragen aus einer ganz anderen Richtung. Die 44-Jährige ist auch als Hundetrainerin aktiv und gefragt. Sie verrät, was sie von den Vierbeinern für den Kundenkontakt am HV-Tisch gelernt hat.

Sitz! Platz! Bleib! Seit jeher ist Humplik ein Hundefan. „Die Affinität habe ich schon immer.“ Mit ihrer bereits verstorbenen Hündin Susi ging sie vor Jahren selbst auf den Platz. Der Shih-Tzu-Mischling sei ein Powerhund und selbst nach einem mehrstündigen Spaziergang noch nicht ausgelastet gewesen. „Deshalb musste ich mich mehr mit dem Thema Erziehung beschäftigen.“ Sie fand Gefallen daran und übernahm 2007 eine eigene Gruppe.

Die PTA bringt Haltern bei, die Ausgeglichenheit ihrer Tiere zu fördern. Seit neun Jahren trainiert sie auch mit Welpen. 2013 schaffte sie sich einen ausgewachsenen Golden Retriever an, dessen Verhalten auffällig gewesen sei. „Durch ihn wuchs der Wunsch, noch mehr über das Wesen ‚Hund‘ zu lernen.“ Als sich die Anfragen von Hundebesitzerin nach Tipps und Ratschlägen mehrten, begann sie berufsbegleitend eine Ausbildung zum Hundetrainer bei der Akademie für Tiernaturheilkunde (ATN).

Zwei Jahre dauert der Fernlehrgang. Seit 2017 ist Humplik als mobile Trainerin unterwegs. „Ich fahre zu den Kunden nach Hause. Dort findet das Zusammenleben mit dem Hund statt“, sagt sie. Viele Halter könnten das auf dem Hundeplatz Erlernte nur schwer in den eigenen Alltag transportieren. Ihre Arbeitszeiten kann sie sich dadurch flexibel einteilen. Das Geschäft läuft, die Anfragen nehmen zu.

Die PTA will mit Blick auf die Hundeschule die Zeiten in der Apotheke kürzen. „Ich möchte etwas runtergehen, maximal auf 50 Prozent“, sagt sie. Ein kompletter Wechsel kommt für Humplik nicht in Frage. „Mir würde die Arbeit fehlen“, sagt sie. Seit 1998 ist sie ausgebildete PTA, zuvor absolvierte sie eine Ausbildung zur Apothekenhelferin. „Ich habe schnell realisiert, dass mir das nicht reicht. Ich wollte auch in der Rezeptur und im Labor arbeiten.“

In der Ehrenstein-Apotheke von Stefan Pfister gehört sie seit mehr als zwei Jahrzehnten zum Team. „Hier zu arbeiten ist toll, ich könnte mir keine andere Apotheke vorstellen“, schwärmt sie. In der Apotheke sei sie angesichts ihrer Leidenschaft die Ansprechpartnerin für Tiermedizin. In mehreren Fortbildungen bildete sie sich weiter. „Da bekommt der eine oder andere Hundebesitzer natürlich auch einmal einen Gratistipp in Hundefragen.“

Die Arbeit in der Apotheke sei für die Tätigkeit als Hundetrainerin sehr hilfreich gewesen: „Ich bin den Umgang mit Kundschaft gewöhnt. Wie in der Apotheke gibt es sympathische und schwierigere Halter.“ In einer Trainingsstunde arbeite sie lediglich 20 Prozent mit den Tieren. „Der Rest ist Training mit dem Menschen.“ Die intensive Zusammenarbeit mit Hunden habe auch ihre eigene Körpersprache positiv beeinflusst. „Der Hund ist authentisch zu mir und ich muss es zu ihm sein.“

Zudem habe sie durch die Tiere gelernt, ruhig zu bleiben. „Wenn sich ein Hund hochspult, muss man Geduld zeigen.“ Diese Fähigkeit mache sich auch in der Apotheke bemerkbar. „Früher habe ich bei nervigen Kunden vielleicht mal gesagt: ‚Jetzt ist mal gut‘.“ Mittlerweile reagiere sie gelassen. „Das Hundetraining bringt mir sehr viel.“ Ein Hund in der Apotheke – wäre es erlaubt – sei eine Bereicherung. „Tiere sorgen für das Seelenwohl.“ Allerdings müsste das komplette Team dahinterstehen.

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