Heilpflanzenporträt

Knoblauch: Überschätzt oder tolle Knolle?

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Berlin -

Früher galt Knoblauch in Europa als eine der wichtigsten Heilpflanzen überhaupt. Von der Pest bis zu Vampiren sollte mit der Knolle alles Übel ferngehalten werden. Und bis heute lassen sich mit der Einnahme von Allium sativa nicht nur Blutsauger vertreiben.

Knoblauch gehört wie die Zwiebel oder der Lauch zur Ordnung der Spargelartigen (Asparagales). Die bekannte Zwiebel mit ihren markanten Zehen ist das Überdauerungsorgan der Pflanze. Sie vermehrt sich vegetativ durch Tochterzwiebeln aber auch mittels Brutzwiebeln, die am Blütenstand ausgebildet werden. Ursprünglich stammt der Knoblauch aus Zentralasien und dem Iran. Er ist eine Kulturpflanze, dessen Wildform als ausgestorben gilt. Heutzutage wird er weltweit genutzt und angepflanzt. Mit beinahe 80 Prozent des globalen Anbaus liegt China ganz klar an der Spitze, weit abgeschlagen folgen auf Platz zwei und drei Indien und Bangladesch.

Die Inhaltsstoffe der Knolle haben es in sich. Knoblauch ist eine bedeutsame Selenquelle und enthält die Aminosäure L-Alliin und das Enzym Alliinase. Mittels chemischer Reaktionen entsteht in Folge Alliicin, das nachweislich die Vermehrungsfähigkeit und die Infektiosität von Mikroorganismen reduziert. Antioxidativ wirken seine schwefelhaltigen Verbindungen wie Ajoene und Vinyldithiine.

In der Tierheilkunde wird Knoblauch häufig gegen Würmer und Hautparasiten eingesetzt. Zur Abwehr von Zecken- und Kriebelmücken kann Knoblauch für Hunde und Pferde vom Tierhalter in passender Dosierung unter das Futter gemischt werden. Ein konzentrierter Auszug aus der ganzen Pflanze wird in Kombination mit Holunder und Ruprechtskraut als Waschung bei Räude empfohlen. Wie immer gilt: die Dosis macht das Gift. Zu viel Knoblauch ist für Tiere schädlich und kann zu Übelkeit sowie Anämie führen.

Immer wieder umstritten ist die angebliche cholesterin- und blutdrucksenkende Wirkung des Knoblauchs beim Menschen. Auch die Studienlage hinsichtlich der Präventivwirkung gegen Magen- oder Darmkrebs ist nicht eindeutig. Trotzdem gilt die Knolle im Volksmund weiterhin als sehr gesund. Besonders Alterserkrankungen wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfällen soll mit dem Verzehr der Zehen entgegengewirkt werden.

Doch nicht nur Positives bringt die Einnahme von Knoblauch mit sich. Manche Menschen reagieren mit Magenschmerzen auf seinen Verzehr. Patienten, die gerinnungshemmende Arzneimittel wie Warfarin oder Phenprocoumon einnehmen, sollten ebenfalls vorsichtig sein. Ein Übermaß an Knoblauch kann die Wirkung der Medikamente verstärken. Eine Studie mit Saquinavir-Kapseln, die gegen HIV- Infektionen eingesetzt werden, ergab eine signifikante Abnahme der Wirkstoffkonzentration, wenn Knoblauchextrakt gleichzeitig eingenommen wurde. Darauf sollten die Patienten hingewiesen werden.

Ein weiteres Manko beim Verzehr der Knolle ist der unangenehme Geruch, der nach deren Einnahme verströmt wird. Den speziellen Düften kann der Knoblauchesser am besten mit einem Glas Milch im Anschluss an die Mahlzeit entgegenwirken. Chlorophyll hilft ebenfalls noch ein wenig die Ausdünstungen zu neutralisieren. Ob man nun Petersilie kaut oder eigens für diese Zwecke entwickelte Kapseln einnimmt, ist Geschmacksache. Übrigens: Menschen, die ebenfalls an einer knoblauchlastigen Mahlzeit teilhaben konnten, riechen diese Schwefelverbindungen nicht so intensiv. Daher sollte man die Knolle am Besten in guter Gesellschaft zu sich nehmen.

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