Depression & Parkinson

Fresh-up: MAO-Hemmer

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Berlin -

Monoaminooxidase-Hemmer – kurz MAO-Hemmer– gehören in erster Linie zur Gruppe der Antidepressiva. Einige von ihnen werden jedoch auch bei Morbus Parkinson angewendet. Bei der Einnahme ist einiges zu beachten. Ein Überblick.

Wie der Name schon sagt, beruht die Wirkweise der Substanzen auf einer Hemmung des Enzyms Monoaminooxidase. Für die Reizweiterleitung im Gehirn sind verschiedene Neurotransmitter zuständig: Dazu zählen Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, welche zusammenfassend auch Monoamine genannt werden. Haben sie ihre Aufgabe erfüllt, werden sie durch die MAO abgebaut. Durch die Hemmung des Enzyms kommt es folglich zu einem verlangsamten Abbau der verschiedenen Neurotransmitter im Gehirn: Es entstehen höhere Konzentrationen im synaptischen Spalt.

Es wird zwischen zwei Arten von MAO unterschieden: Typ A (MAO-A) und Typ B (MAO-B). Daher können MAO-Hemmer nach zwei Kriterien unterschieden werden. Zum einen spielt die Selektivität für einen Enzym-Typ eine Rolle, zum anderen die Reversibilität der Wirkung. Reversible Vertreter binden nur schwach an die MAO und geben diese spätestens beim Abbau des Medikaments wieder frei. Irreversible MAO-Hemmer hingegen binden dauerhaft an das Enzym. Um die Wirkung aufzuheben, muss das es vom Körper erst neu gebildet werden, was einige Wochen dauern kann.

Selektive MAO-A-Hemmer wie beispielsweise Moclobemid hemmen nur den Typ A der MAO. Sie besitzen eine antidepressive Wirkung und finden Einsatz bei schweren Depressionen. Selektive MAO-B-Hemmer wie Selegilin und Rasagilin hingegen hemmen vor allem den Abbau von Dopamin. Daher werden sie vor allem zur Erhöhung der Dopamin-Konzentration in der Parkinson-Behandlung eingesetzt. Nicht-selektive MAO-Hemmer wie Tranylcypromin hemmen beide MAO-Typen, sie werden zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt.

MAO-Hemmer werden im Bereich Depressionen vor allem zur Behandlung von schweren Fällen – der sogenannten „Major Depression“– verwendet. Sie wirken antriebssteigernd und stimmungsaufhellend und dämpfen zudem Angstgefühle. Vor allem bei Patienten, die unter starker Lustlosigkeit und Antriebshemmungen leiden, werden MAO-Hemmer eingesetzt. Depressionen mit Ängsten wie zum Beispiel soziale Phobien sind mittlerweile ein weiteres Einsatzgebiet. Ebenso werden depressive Patienten mit dieser Wirkstoffgruppe behandelt, die nicht auf andere Antidepressiva ansprechen. Nebenwirkungen sind unter anderem innere Unruhe, Schlafstörungen, Mundtrockenheit, Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit.

Nicht selektive MAO-Hemmer erfordern eine tyraminarme Diät: Auf gereifte und stärker fermentierte Käsesorten wie Brie und Camembert, Konserven, gepökeltes und geräuchertes Fleisch sowie alkoholische Getränke sollte weitestgehend verzichtet werden. Denn sowohl MAO-A als auch MAO-B spalten außer den Neurotransmittern auch gewisse Aminosäuren aus der Nahrung wie beispielsweise L-Tyramin, eine natürlich vorkommende, blutdrucksteigernde Substanz. Da MAO-Hemmer ohne Selektivität beide Typen blockieren, kann L-Thyramin nicht mehr abgebaut werden und reichert sich im Körper an: Die Folge kann ein massiver Blutdruckanstieg sein. Bei selektiven MAO-Hemmern wie Moclobemid besteht diese Gefahr jedoch nicht mehr, da die nicht blockierte Form weiterhin aktiv bleibt, um L-Thyrosin zu spalten.

MAO-Hemmer werden oft missbräuchlich verwendet: In der Drogenszene werden Substanzen dieser Wirkstoffklasse gezielt mit halluzinogenen Drogen verwendet, um deren Wirkung zu verstärken. Durch die Hemmung des Enzyms verbleiben bestimmte Amine länger im Körper. Dadurch wirken manche Drogen in Kombination mit MAO-Hemmern länger oder sogar intensiver. Die gleichzeitige Einnahme kann zu einem lebensgefährlichen Serotoninsyndrom führen.

Auch in Kombination mit anderen Medikamenten kann ein solches Serotoninsyndrom auftreten, daher sind einige Wechselwirkungen zu beachten: Tranylcypromin darf beispielsweise nicht mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder anderen Substanzen eingenommen werden, die die Serotonin-Konzentration erhöhen. Ebenso ist die Einnahme von Triptanen zur Behandlung der Migräne zu vermeiden.

Außerdem ist in Kombination mit einigen OTC-Mitteln Vorsicht geboten: Indirekte Sympathomimetika, wie sie häufig in Grippemitteln enthalten sind, können zu einer hypertensiven Krise führen. Wird Tranylcypromin zusammen mit dem hustenstillenden Wirkstoff Dextrometorphan eingenommen, kann es zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen im Bereich des Nervensystems kommen, einschließlich Atem- und Kreislaufstillstand.

Bei Moclobemid kann eine Dosisanpassung von Opiaten wie Morphin, Fentanyl oder Codein notwendig sein, da die gleichzeitige Einnahme die Opioid-Wirkung verstärkt. Vorsicht ist auch bei der Anwendung zusammen mit Arzneimitteln geboten, die durch das Enzym CYP2C19 metabolisiert werden: Da Moclobemid dieses Enzym inhibiert, können die Plasmakonzentrationen dieser Medikamente, beispielsweise Protonenpumpen-Hemmer oder Fluoxetin, ansteigen und es kann zu Überdosierungen mit starken Nebenwirkungen kommen.

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