Atemwegserkrankungen

Asthma: Kinder ohne Luft

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München -

An Asthma bronchiale können schon Babys erkranken. Heilbar ist die Krankheit nicht. Bei vielen verschwinden die Beschwerden aber im Erwachsenenalter. Bis dahin kann man sie mit Sprays gut in Schach halten. Übergewichtige Kinder müssen besonders aufpassen.

Vielleicht ist es nur ein Infekt? Ein bisschen Husten, den das Kind aus der Kita angeschleppt hat und der es so merkwürdig rasselnd atmen lässt? So ein Husten kann hartnäckig sein. Doch wenn das Kind wochenlang beim Ausatmen pfeift, es auch unabhängig von Fieber und anderen Erkältungsanzeichen permanent hustet, beim Toben keucht und plötzlich schlecht Luft bekommt, sollte sich das ein Lungenfacharzt anschauen. Das Kind könnte an Asthma erkrankt sein.

Etwa 10 Prozent aller Schulkinder und Jugendliche haben eine Form dieser Atemwegserkrankung. „3 bis 5 Prozent der Kinder mit allergischem Asthma behalten die Beschwerden über die Kindheit hinaus bis ins Erwachsenenalter“, sagt Professor Dr. Carsten Schmidt-Weber, Direktor des Instituts für Allergieforschung am Helmholtz Zentrum München. Bei den übrigen verschwinden die Symptome im Laufe des Lebens.

Erkranken können schon wenige Monate alte Babys. „Das allergische Asthma ist die erste nicht übertragbare Volkskrankheit, die im Leben auftreten kann“, sagt Schmidt-Weber, der auch Leiter des Zentrums für Allergie und Umwelt in München ist. Es gehört „zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter“, erklärt Sonja Lämmle, Ökotrophologin und Sprecherin des Deutschen Allergie- und Asthmabunds. Manche Menschen entwickeln aber auch erst später eine Form von Asthma.

Asthma bronchiale – der Name, der aus dem Griechischen kommt, deutet das Krankheitsbild bereits an. Er bedeutet „Keuchen“ oder „Beklemmung“, denn Asthmatiker leiden an einer chronischen Entzündung ihres Bronchialsystems, die eine Verengung der Bronchien verursacht. Wenn der Mensch einatmet, gelangt die Luft über die Luftröhre in die unteren Atemwege, die Bronchien und ihre kleinen Verästelungen, die Bronchiolen. Dort befinden sich die Lungenbläschen, in denen der für den Menschen so wichtige Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet. Hier wird die Luft gefiltert. Die Bronchialschleimhaut fängt Erreger wie Bakterien, dann transportieren kleine Härchen sie zurück nach oben, wo sie abgehustet werden.

Ist dieses Bronchialsystem chronisch entzündet, verengen sich die Bronchien. Dann kann die eingeatmete Luft aus der Lunge nicht komplett entweichen. Frische Luft einzuatmen, fällt schwerer. So kommt es zu den für Asthma typischen Symptomen wie Kurzatmigkeit, Luftnot, Husten oder auch einem Enge-Gefühl in der Brust. Auch das Giemen gehört dazu. „Das ist ein quietschendes, pfeifendes Ausatmen“, erklärt Frank Friedrichs, Facharzt für pädiatrische Allergologie und
Pneumologie in Aachen und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft pädiatrische Pneumologie. Die Symptome treten anfallsartig auf und bilden sich wieder zurück – bis der Patient wieder auf einen Auslöser für einen erneuten Asthmaanfall trifft.

Die Beschwerden können durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden, die grob zwei Formen von Asthma zugeteilt werden: Das extrinsische, allergische Asthma wird durch Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare ausgelöst. Nicht-allergischem, intrinsischen Asthma liegt häufig eine Viruserkrankung der Atemwege zugrunde. Auch Umwelteinflüsse wie Tabakrauch, Farben oder Abgase, starke Gefühle oder Stress können Auslöser sein. Bei körperlicher Belastung etwa werden durch die hechelnde Atmung die Atemwege abgekühlt. Wenn die Atemluft kalt ist, kann auch das zu einem Asthmaanfall führen, erklärt Friedrichs. Selbst heftiges Lachen, zum Beispiel, wenn das Kind gekitzelt wird, kann einen Anfall auslösen.

Auch Übergewicht sei ein Trigger für Asthma, erklärt Lämmel. Dicke Kinder können sich häufig schlechter bewegen. Sport ist für das Lungenvolumen aber sehr wichtig. Übergewicht und Asthma sind deshalb keine gute Kombination. Und auf keinen Fall sollten Eltern ihr Kind vom Schulsport befreien. Wenn der Sportlehrer von der Erkrankung weiß, kann er das Kind aber anleiten, sich langsam aufzuwärmen und sich nicht zu überfordern.

Asthma geht im Körper auf eine genetische Veranlagung zurück, erklärt Friedrichs. Viele Menschen bemerken allerdings nie, dass sie den Gendefekt haben. Damit die Krankheit zum Tragen kommt, braucht es immer zusätzlich einen Auslöser – ein Allergen zum Beispiel. Heilbar ist die Krankheit nicht. „Asthma ist wie ein Eisberg, an manchen Tagen sieht man ihn, an anderen nicht, aber es ist immer da“, sagt Friedrichs. Die Symptome lassen sich aber zum Beispiel mit Asthmasprays gut behandeln. Angst vor cortisonhaltigen Sprays müssen Eltern übrigens nicht haben. Nebenwirkungen treten vor allem dann auf, wenn der Wirkstoff oral eingenommen wird – und ins Blut gelangt. Bei Sprays ist das kaum der Fall.

Eltern sind manchmal unsicher, ob sie ein Kind mit Asthma überhaupt in eine Kita schicken oder auf Klassenfahrt fahren lassen können. Solche Ängste kann eine Asthmaschulung nehmen, sagt Lämmle. Grundsätzlich sei es wichtig, die Erzieher und Lehrer mit ins Boot zu holen. „Die Eltern sollten eine Kopie des Asthmapasses abgeben, darin sind die Medikamente vermerkt, die im Notfall verabreicht werden müssen.“

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