Alternativmedizin

Homöopathie: Politik diskutiert über Erstattung

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Berlin -

In Frankreich sollen homöopathische Arzneimittel bald nicht mehr von den Kassen bezahlt werden. Das wird nun auch in Deutschland diskutiert. Die Erfolgsaussichten für eine solche Entscheidung hierzulande sind aber ungewiss.

Bei der umstrittenen Kostenübernahme für homöopathische Arzneien zeichnet sich im politischen Berlin noch keine einheitliche Linie ab. Die Frage, ob den Krankenkassen die Zuzahlung auch künftig erlaubt sein soll, ist selbst bei führenden Gesundheitspolitikern in der Unions-Bundestagsfraktion umstritten. Eine Sprecherin von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ließ offen, ob in Deutschland eine Regelung nach französischem Vorbild denkbar wäre.

Spahn selbst hatte Anfang des Jahres in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung gesagt: „Ich verstehe die Bedenken. Wir legen in vielen Bereichen großen Wert auf Evidenz: bei der Zulassung von Arzneimitteln, bei Medizinprodukten oder bei neuen Behandlungsmethoden. Dieser Nutzen kann bei der Homöopathie nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.“ Trotzdem sollten aus seiner Sicht die Kassen ihren Versicherten Homöopathie als zusätzliche Satzungsleistung oder über Wahltarife anbieten können: „Grundsätzlich ist es jedem unbenommen, homöopathische Mittel zu kaufen. Es muss nur sichergestellt sein, dass sie nicht schaden.“

In Frankreich sollen die Kosten für homöopathische Arzneimittel ab 2021 nicht mehr von der Kasse erstattet werden. Auch der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, wünscht sich, dass die Kassen hierzulande keine homöopathischen Leistungen mehr finanzieren. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach und der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken, hatten sich bereits mehrfach dagegen ausgesprochen.

Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), kann sich ein Ende der Erstattungsfähigkeit vorstellen. „Es ist schwer vermittelbar, dass Kosten für Homöopathie teilweise übernommen werden, während an anderer Stelle gespart werden muss”, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Seine Parteikollegin Karin Maag hält die Übernahme seitens der Kassen hingegen für „vertretbar”. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion sagte im Deutschlandfunk: „Derjenige, der für sich Homöopathie ablehnt, der kann ohne weiteres eine Kasse finden, die diese Medikamente nicht erstattet.” Zudem verwies Maag auf die geringen Kosten für die Krankenkassen: „Wir reden von 0,03 Prozent der Ausgaben.”

Nach einem Bericht des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zahlten die Kassen im Jahr 2017 lediglich 10,5 Millionen Euro für homöopathische Mittel. Im Gegensatz dazu beliefen sich die gesamten Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung in jenem Jahr auf rund 39 Milliarden Euro. Homöopathische Arzneimittel sind kein fester Bestandteil des Leistungskatalogs. Allerdings erstatten viele Kassen Behandlungskosten für Naturheilverfahren.

Bundestagsabgeordnete von SPD und FDP sehen das skeptisch. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, betonte, die Wirksamkeit homöopathischer Mittel sei nicht nachgewiesen. „Ich sehe es deshalb kritisch, dass Krankenkassen und damit die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler diese Mittel finanzieren.” Die Freidemokratin Christine Aschenberg-Dugnus ergänzte: „Jeder, der Homöopathie befürwortet, soll sie auch weiter erwerben können – aber auf Selbstzahlerbasis.”

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sprach sich gegen einen Ausstieg der Krankenkassen bei homöopathischen Leistungen aus. „Baden-Württemberg ist ein traditions- und erfolgreicher, anerkannter Standort für hochwertige
Naturheilkunde-Verfahren und homöopathische Medizin.“ Ein breites Therapieangebot, das auch Naturheilkunde und Komplementärmedizin umfasst, sei den Menschen im Land wichtig. „Und deshalb müssen diese Leistungen auch weiterhin von den gesetzlichen Krankenkassen vergütet werden dürfen.“

Der AfD-Parlamentarier Axel Gehrke hält ein Verbot wie in Frankreich hingegen für unnötig: „Nicht die Kostenübernahme von homöopathischen Mitteln belastet die Versicherten, sondern die überbordende Bürokratie im deutschen Gesundheitssystem.” Auch Harald Weinberg von der Linken hält die Debatte für überzogen. Es gebe wichtigere Probleme. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) wies die Forderung Gassens ausdrücklich zurück. Die Vorsitzende Michaela Geiger betonte: „Ein Verbot der Erstattung homöopathischer Leistungen wäre ein Schritt hin zu einer Monokultur in der Medizin.”

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