Nachtdienstgedanken

Telefonterror im Notdienst

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Berlin -

Manchmal ist das Telefon im Notdienst stressiger als die eigentlichen Kunden vor der Klappe: Die Erfahrung muss auch Sarah Sonntag an diesem Wochenende machen. Es sind jedoch nicht nur hilfesuchende Patienten, die im Notdienst Sarahs Nerven fordern, ein anonymer Anrufer hat es auf die Apothekerin abgesehen.

Manche Notdienste sind recht entspannt: Die Klingel an der Klappe geht nur selten, die Kunden sind pflegeleicht, das Telefon steht still und alle Arzneimittel, die benötigt werden, sind an Lager. Sarahs jüngster Notdienst zählt jedoch nicht zu dieser Sorte: Er wird ihr noch eine Weile im Gedächtnis bleiben und auch Fantaschale Max hat einen solchen Notdienst noch nie erlebt. Als Sarah die Apotheke betritt, legt sie zunächst all ihre Sachen für die Nacht ab: ihre Thermoskanne mit Tee, Kekse für die Nerven und ein gutes Buch – nur für den Fall, dass der Notdienst ruhig sein sollte.

Kurz darauf klingelt bereits das Telefon. „Bestimmt jemand, der Fragen möchte, ob wir da sind“, sagt Sarah und begrüßt Max. Sarah nimmt den Hörer ab und meldet sich. Auf der anderen Seite herrscht zunächst Stille. Dann hört sie ein knacken. „Hallo? Wer ist denn da?“, fragt sie erneut und wartet auf Rückmeldung. Nach einigen Versuchen legt sie schließlich auf. „Wer war das?“, fragt Max neugierig. Sarah zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, es war niemand dran. Ich denke, derjenige wird wohl nochmal anrufen“, antwortet Sarah. Sie holt ihren Kittel und fährt die Computer hoch.

Einige Zeit später steht der erste Kunde vor der Klappe und benötigt ihre Hilfe. Er hat Blasenprobleme und ein Antibiotikum verordnet bekommen. Sarah kann alles beliefern und empfiehlt ihm noch einen Nieren- und Blasentee. Als der Kunde grade gezahlt hat, klingelt das Telefon erneut. Sarah eilt schnell zum Hörer und nimmt ab. Wieder meldet sich niemand, diesmal hört sie jedoch, wie jemand laut atmet. „Hallo? Wie kann ich Ihnen denn helfen? Sie sind hier in der Apotheke“, sagt Sarah irritiert. Daraufhin folgt von der anderen Seite ein unterdrücktes Kichern, danach wird aufgelegt. „Was soll sowas denn?“, fragt Sarah erbost.

Doch zum Ärgern bleibt keine Zeit, denn an der Klappe stehen bereits die nächsten Kunden Schlange. Sarah versucht sich nichts anmerken zu lassen und bedient ihre Kundschaft gewohnt freundlich. Zwischendurch hört sie mit einem Ohr erneut das Telefon klingeln. Nachdem allen Kunden geholfen wurde, lehnt Sarah sich in ihrem Sessel zurück und trinkt erstmal eine Tasse Tee. Das Telefon klingelt erneut. „Das darf doch nicht wahr sein!“, ruft Sarah wütend und springt aus ihrem Sessel auf. „Diesmal nehme ich nicht ab“, beschließt sie und bleibt eisern. Doch Max ist skeptisch: „Möchtest du nicht wenigstens schauen, wer es ist, vielleicht braucht wirklich jemand unsere Hilfe.“ Sarah ist genervt: „Und was, wenn es wieder dieser Anrufer ist?“ „Na dann legst du einfach wieder auf – natürlich nachdem du ihm gesagt hast, dass wir keine Zeit für solche Späße haben“, erklärt Max. Sarah seufzt und atmet tief durch. In dem Moment, als sie abnehmen will, steht das Telefon still.

Die Stille hält jedoch nicht lange an, kurz darauf geht es weiter. Sarah meldet sich schroff und will schon ansetzen: „Hören Sie, ich habe keine Zeit für...“ Doch sie wird unterbrochen: „Frau Sonntag, gut dass ich Sie erreiche. Ich brauche ihre Hilfe“, tönt Frau Braun aus dem Haus schräg gegenüber ihr entgegen. „Oh, Frau Braun! Entschuldigen Sie, ich hatte grade einen kleinen Zwischenfall. Was kann ich für Sie tun?“ Frau Braun wollte sich nur erkundigen, wie sie das neu verordnete Medikament gegen ihren Bluthochdruck einnehmen muss. Sarah sucht das Rezept mit der Dosierung heraus und wünscht ihr einen schönen Abend. Als Sarah auflegt, hat sie den Anrufer schon fast wieder vergessen.

„Siehst du Sarah, es war gut, dass du doch ans Telefon gegangen bist“, sagt Max. „Stimmt, hoffentlich hat der Anrufer aufgegeben“, antwortet Sarah und gießt sich eine weitere Tasse Tee ein. „Welchen Tee trinkst du da eigentlich?“, fragt Max. Sarah muss auf das Papierzettelchen am Ende des Teebeutels schauen: „Das ist ein Früchtetee mit Hagebutte, warum fragst du?“ „Naja, vielleicht solltest du für heute auf einen Nerventee mit Baldrian umsteigen, wer weiß, was noch so kommt“, grinst Max.

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