Desensibilisierung

Leti: Direkt ist schneller Carolin Bauer, 25.01.2016 14:39 Uhr

Berlin - 

Das auf Desensibilisierungspräparate spezialisierte Unternehmen Leti stellt sich hierzulande breiter auf. Die Tochterfirma des gleichnamigen spanischen Herstellers hat den Vertrieb der eigenen Produkte zum Jahresanfang von Novartis übernommen. Durch den Direktbezug sollen die Lieferzeiten verkürzt werden.

Leti ist hierzulande seit 2000 mit patientenindividuellen Lösungen zur Desensibilisierung aktiv. Der Vertrieb von Marken wie Depigoid oder Depiquick lief seit 2005 über Novartis. Der Konzern übernahm etwa die Rechnungsstellung und hatte vor knapp einem Jahr einen Apotheker mit einer Gebühr für Papierrechnungen verärgert. Forschung und Produktion waren bei Leti angesiedelt.

Das eigene Vertriebsteam wurde bereits im vergangenen Jahr aufgebaut. Zusätzlich zum bisherigen Standort in Witten (Kundenservice und Medizin) wurde in Ismaning eine neue Zentrale errichtet. Dort sind die Geschäftsführung sowie die Bereiche Marketing und Vertrieb und Zulassungen ansässig. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von 17 auf 74 erhöht. Zwei Drittel davon sind im Außendienst tätig.

„Für Leti ist es ein wichtiger strategischer Schritt, den Vertrieb und die Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen“, sagt Geschäftsführerin Kim Abbenhaus. Als unabhängiges Familienunternehmen werde besonderer Wert auf intensive und direkte Kommunikation gelegt. Die Betriebswirtin soll die Expansion voranbringen. Seit 2014 ist sie Geschäftsführerin und war zuvor seit 1997 in verschiedenen Positionen für Novartis tätig.

Die Lieferzeiten für die Produkte würden sich angesichts der neuen Struktur verkürzen. „Außerdem konnten wir durch die Direktvermarktung die Preise für Diagnostika spürbar senken“, so Abbenhaus. Leti bietet Ärzten Haut- und Provokationstests zur Diagnose allergischer Erkrankungen an.

Zudem sind vier verschiedene Allergenextrakte zur subkutanen Immuntherapie im Sortiment. Seit knapp einem Jahr vertreibt der Hersteller hierzulande über Apotheken dermokosmetische Produkte, die auch über die firmeneigene Internetseite erhältlich sind.

Hierzulande wird ein Umsatz von rund 32 Millionen Euro erwirtschaftet. Weitere Niederlassungen gibt es Portugal und den USA (Juventio). Der Forschungsstandort liegt in Tres Cantos bei Madrid. Laut Firmenangaben wird eines der weltweit größten Milbenzuchtlabore betrieben. Insgesamt werden rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit erzielt der Hersteller mit Hauptsitz in Barcelona Verkaufserlöse von rund 80 Millionen Euro.

Das Unternehmen wurde 1919 von Dr. Pedro Domingo Sanjuán gegründet. Leti ist eine Abkürzung und steht für „Laboratorio Experimental de Terapéutica Inmunógena“. Die Firma produzierte laut eigenen Angaben als erster Hersteller Penicillin in Spanien. Auch Grippeimpfstoffe sowie Schwangerschaftstests, Zahncreme und Rasierschaum gehörten zum Sortiment.

Mitte der 1980er Jahre änderten sich die Gesellschafterstruktur und die Strategie. Heute ist die Firma in den Bereichen Allergologie, Dermatologie sowie Diagnostik und Impfungen tätig. In Spanien kooperiert Leti seit den 1970er Jahren mit Sebapharma.

Leti zählt hierzulande laut eigenen Angaben zu den drei führenden Herstellern im Bereich subkutane Immuntherapie. Weitere Anbeiter sind Allergopharma (Merck), Alk Abelló (Lundbeck), Stallergenes sowie kleinere Anbieter wie Hal Allergie (Droege) und Bencard. Jährlich werden Schätzungen zufolge zwischen 250 bis 300 Millionen Euro umgesetzt. Bis zu 200.000 neue Patienten kommen jedes Jahr dazu.