Potenzmittel

BGH bestätigt Tadalafil-Generika APOTHEKE ADHOC, 24.01.2020 14:57 Uhr

Berlin - 

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Patent für Tadalafil endgültig gekippt. Die Richter in Karlsruhe wiesen die Revision der Lilly-Tochter Icos gegen eine Entscheidung des Bundespatentgerichts aus dem Jahr 2017 ab. Damit bleibt auch die Variante à 5 mg weiterhin generisch verfügbar.

Im Oktober 2017 hatte das Bundespatentgericht Klagen von Hexal und Ratiopharm gegen das Patent stattgegeben. Die niedrige Dosierung sei keine eigenständige Lösung des „technischen Problems“ der erektilen Dysfunktion und damit keine Erfindung. Angesichts der niedrigen Dosierung bei Sildenafil habe vielmehr für die Wissenschaftler nahe gelegen, auch Tadalafil in niedrigeren Dosierungen zu testen.

Der BGH hat am Dienstag erneut verhandelt. Die Berufung von Icos wurde abgewiesen und das Urteil aus dem Jahr 2017 bestätigt, mit dem das Patent für nichtig erklärt worden war. Insgesamt hatte das Patent 17 Ansprüche umfasst. „Tadalafil-Generika sind bereits seit dem Auslaufen des Wirkstoffpatents im November 2017 im Markt und daran ändert sich jetzt nichts“, schreibt erklärt auf Nachfrage. „Auch Lilly bietet das Original Cialis weiterhin in allen bisherigen Wirkstärken (5/10/20mg) an. Auch für Patienten ändert sich also unmittelbar durch das Urteil nichts.“

Die Stärken 2,5 und 5 mg sind für die Konstanztherapie geeignet. Patienten mit erektiler Dysfunktion (ED) und/oder gutartiger Prostatavergrößerung (BPH) können Tadalafil, bekannt aus Cialis, in der Stärke à 5 mg einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten einnehmen. Männer, die ausschließlich aufgrund der ED täglich mit Tadalafil behandelt werden, können je nach Verträglichkeit auf 2,5 mg herunterdosiert werden. Die Zulassung für die Konstanztherapie hatte Lilly im Oktober 2012 erhalten. Cialis ist seit 2014 zu 5 mg in der Indikation BPH erstattungsfähig.

Die tägliche Einnahme von 5 mg bietet auch komorbiden Patienten mit ED und BPH eine Therapieoption. Beide Krankheitsbilder sowie die Symptome des unteren Harntrakts (LUTS) können mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die gleichen Risikofaktoren zurückgeführt werden, dazu zählen neben dem zunehmenden Alter unter anderem auch Diabetes oder Rauchen.

Während der Dauertherapie baut sich ein konstanter Wirkstoffspiegel im Blut auf. Tadalafil besitzt eine Halbwertszeit von 17,5 Stunden und erreicht bereits nach zwei Stunden seine maximale Plasmakonzentration. Bereits bei einmaliger Einnahme ergibt sich eine Wirksamkeit von ein bis drei Tagen. Eine Konstanztherapie ermöglicht den Betroffenen eine Sexualität unabhängig von der Tabletteneinnahme – eine sexuelle Stimulation vorausgesetzt. Wirksamkeit und Sicherheit wurden in einer Phase-III-Studie bestätigt. Nicht nur die erektile Funktion wurde gesteigert und spontaner Sex ermöglicht, sondern auch die Symptome komorbider Patienten reduziert und schließlich die Lebensqualität verbessert.

Sildenafil ist als weiterer und bereits generischer PDE-5-Hemmer nicht für eine Konstanztherapie geeignet. Der Wirkstoff erreicht bereits nach einer Stunde den maximalen Plasmaspiegel und besitzt hingegen nur eine Halbwertszeit von vier Stunden. Unabhängig von den Mahlzeiten und eine halbe Stunde vor der geplanten sexuellen Aktivität wird eine empfohlene Dosis von 50 Milligramm eingenommen – eine Planung, die nicht in jeder Situation einfach ist. Zudem darf der Arzneistoff nicht in Kombination mit Alkohol eingenommen werden – eine Hürde bei einem romantischen Dinner. Die Einnahme mit einer Mahlzeit, vor allem fettreiches Essen, kann den Wirkeintritt verzögern. Für Tadalafil gelten diese Anwendungshinweise nicht.

Analog zu Revatio, das 20 mg Sildenafil enthält, gibt es mit Adcirca ein Produkt mit 20 mg Tadalafil, das zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) der WHO-Funktionsklasse II und III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Erwachsenen angewendet wird. Auch hier gibt es mittlerweile Generika.

Tadalafil und Sildenafil hemmen selektiv und reversibel PDE-5 und verhindern so den Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP). Bei sexueller Stimulation wird lokal Stickstoffoxid ausgeschüttet. Durch die PDE-5-Hemmung steigt der Spiegel an cGMP im Corpus Cavernosum. Die glatte Muskulatur entspannt sich. Durch den Bluteinstrom kommt es schließlich zur Erektion.

Bei sexueller Stimulation kann mit Cialis eine Erektion binnen 16 bis 45 Minuten erreicht werden. Für Sildenafil wird eine Wirkung nach etwa 30 Minuten beschrieben.

Während der Behandlung mit beiden PDE-5-Hemmern können unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auftreten. Für Sildenafil zählen Kopfschmerzen, verändertes Farbsehen, Sehstörungen, Flush, verstopfte Nase oder Übelkeit zu den häufigen Nebenwirkungen. Für Tadalafil werden Sehstörungen nur als gelegentliche Nebenwirkung aufgeführt. Tachykardie und Hypotonie werden jedoch bei beiden Arzneistoffen als gelegentliche UAW beschrieben. Zudem verstärken beide Wirkstoffe die blutdrucksenkende Wirkung von Nitraten.

Als dritter PDE-5-Hemmer kann Vardenafil genannt werden, enthalten in Levitra (Bayer). Die Halbwertszeit ist mit Sildenafil vergleichbar und beträgt vier bis fünf Stunden. Maximale Plasmaspiegel werden im Mittel nach 60 Minuten erreicht. Die Einnahme während einer fettreichen Mahlzeit kann wie bei Sildenafil den Wirkeintritt verzögern.