APOTHEKE ADHOC Umfrage

Amazon macht Apothekern Angst

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Berlin -

Amazon hat sich mit dem Versand von Büchern einen Namen gemacht. Inzwischen verkauft der Onlinehändler mehr oder weniger alles – auch Arzneimittel. Derzeit gelingt das aufgrund der Gesetzeslage zwar nur auf Umwegen, aber die Shops vieler Versandapotheken sind bereits integriert. Ein bedenklicher Trend, finden viele Apotheker.

83 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC halten das Angebot von Amazon für Apotheken für eine Bedrohung – direkt oder indirekt. „Gefährlich“ finden Amazon 67 Prozent der Teilnehmer, der Onlinehändler wolle „selbst Apotheke werden“. 16 Prozent finden Amazons Geschäft „unerfreulich“, es „ruiniert die Preise“.

17 Prozent prognostizieren dem Versandhändler keine verheißungsvolle Zukunft mit den Apotheken: 7 Prozent finden Amazon als Handelsplattform „uninteressant, die Gebühren sind zu hoch“. 4 Prozent meinen, Amazon werde „überbewertet“. Die Shops seien „nur für wenige Produkte interessant“. 3 Prozent halten das Angebot sogar für „irrelevant, Amazon verkommt zur Resterampe“.

Nur 3 Prozent können dem Modell etwas gewinnen. Sie finden den zusätzlichen Vertriebskanal gut. Am 17. und 18. November 2015 nahmen 212 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC an der Umfrage teil.

Zwar verbietet das Apothekenrecht dem Online-Versandhändler, selbst Medikamente anzubieten, doch viele Internetapotheken bieten ihr Sortiment bereits über Amazon an. Außerhalb der Apothekenpflicht zeigt der Versandhändler schon heute, dass der Konzern ein Auge auf den Markt geworfen hat.

Für Waren des täglichen Bedarfs bietet Amazon als Services ein „Spar-Abo“: Der Nutzer erhält 5 Prozent Rabatt, wenn er dasselbe Produkt in bestimmten Intervallen automatisch beim Versandhaus ordert. 15 Prozent Rabatt bekommt, wer mindestens fünf Spar-Abos zu einem Liefertermin an dieselbe Adresse einrichtet. Das Angebot gibt es nicht nur für Shampoo oder Zahncreme, sondern auch für Blutzucker-Teststreifen.

Die Teststreifen können direkt bei Amazon, aber auch anderen Versendern über die Plattform bestellt werden. Bei apothekenpflichtigen Produkten ist nur der Bezug über Partner möglich. Beispiel Aspirin-Brausetabletten (Bayer): Amazon empfiehlt zunächst das Angebot der Versandapotheke Aponeo. Die Bestellung wird bei Amazon aufgegeben, für Verkauf und Versand steht die Versandapotheke ein.

Nach Angaben von Fabian Kaske von der Marketingagentur Dr. Kaske wird Amazon für Versandapotheken immer wichtiger. Rund 30 Onlineapotheken nutzen nach seinen Recherchen derzeit die Plattform, darunter namhafte Anbieter wie Aponeo, Deutsche Internet Apotheke, Medpex, Mycare oder Sanicare.

Die Versender können hier eigene Shops einrichten und Amazon gewissermaßen als Plattform nutzen. Das lässt sich der Versandriese natürlich bezahlen – offiziell mit einheitlich 15 Prozent des Umsatzes, inoffiziell berichten Händler von Verhandlungsspielraum. Einen deutlich größeren Anteil am Umsatz beansprucht Amazon für sich, wenn die Produkte des Partners an Lager genommen werden. Dann verwaltet Amazon die Kontingente und kümmert sich um die gesamte Abwicklung.

Bei apothekenpflichtigen Produkten geht das natürlich nicht. Hier haben die Versender die Amazon-Spielwiese für sich allein. Die Bedeutung der Plattform sei für die Versandapotheken sehr unterschiedlich, erklärt Kaske. Einige nutzten Amazon eher als Schaufenster für die eigene Bekanntheit, andere machten 80 Prozent und mehr ihres Versandumsatzes nur über diesen Kanal. „Das ist natürlich ein großes Risiko“, so Kaske. Denn was, wenn sich der Konzern plötzlich für eine exklusive Partnerschaft entscheide?

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