Schwelbrand

Apotheker muss OTC und Freiwahl vernichten

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Berlin -

Nichts geht mehr: Die Folgen eines durch einen technischen Defekt verursachten Schwelbrands legen seit gut einer Woche ein Ärztehaus mit Apotheke in Delmenhorst lahm. Frühestens zum 1. November können die Kunden wieder ihre Rezepte einlösen.

Das Unheil nahm vor gut einer Woche, in der Nacht zum vorvergangenen Montag, seinen Lauf. „Ein Bewohner hatte einen Stromausfall und stellte dann fest, dass das Gebäude im Dunkeln stand“, berichtet Apotheker Thomas Schaefer. „Aus dem Technikraum drang Qualm. Die Feuerwehr rückte mit drei Löschzügen an.“

Daheim bemerkte Schaefer über eine App parallel auf dem Smartphone, dass in seiner Andreas-Apotheke die Alarmanlage ausgefallen war. Auch die Überwachungskameras lieferten keine Bilder mehr. Er eilte zum Ärztehaus. „Die Polizei verbot mir, die Apotheke zu betreten“, berichtet Schaefer. „Die Feuerwehr löschte erst den Brand, dann durchlüftete sie das Gebäude. Danach gingen sie mit Atemschutzmasken in die Räume und leerten die Medikamentenkühlschränke.“ Schaefer schaffte eilig Ersatzkühlgeräte von daheim heran. Eilig angebrachte handgeschriebene Zettel informierten anderntags die Patienten über mögliche Vertreter.

Zunächst hatte Schaefer gehofft, nach zwei Tagen wieder öffnen zu können. Doch je mehr Folgeschäden ans Licht kamen, umso weiter in die Ferne rückte der Termin. Seit einer Woche ist die Stromzufuhr erheblich gedrosselt. Damit bleiben alle Praxen und Geschäfte lahmgelegt. „Seit 2002 habe ich die Apotheke, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Schaefer.

Er ist einer der 20 Eigentümer des Gebäudes, bei ihm laufen derzeit viele Fäden zusammen, sein Privathaus wurde zur Schaltzentrale. „Erst einmal habe ich alle Mobilnummern gesammelt. Ich kenne das Gebäude gut. Manche Praxisinhaber leben in Bremen oder Oldenburg, ich dagegen wohne vier Kilometer entfernt und kann schnell vor Ort sein, um alles mit den Handwerkern und Sachverständigen zu regeln.“

Noch hängt der Brandgeruch in der gesamten Umgebung. Zwischendecken mit einer Gesamtfläche von 100 bis 150 Quadratmetern müssen entfernt und erneuert werden. Ein Ozongerät soll dabei helfen, die Brandfolgeprodukte oxidieren zu lassen. „Wir müssen abwarten, ob das so funktioniert wie geplant“, meint der Apotheker.

Immerhin eine große Sorge wurde Schaefer abgenommen. Ein Chemiker hatte Proben im gesamten Gebäude entnommen, auch an mehreren Stellen der Andreas-Apotheke. Wäre die nachgewiesene Schadstoffbelastung zu groß gewesen, hätte sein gesamtes Sortiment entsorgt werden müssen. Doch laut der jetzt vorliegenden Ergebnisse sei die Apotheke noch einmal glimpflich davon gekommen. „Wir müssen allerdings das OTC- und Freiwahlsortiment in der Offizin ersetzen“, so Schaefer. Zudem müsse die gesamte Decke erneuert werden.

Die Kosten für die Renovierung seien durch die Gebäudeversicherung abgedeckt. „Wie das abläuft, weiß ich noch nicht.“ Der Betrieb ruht mindestens bis zum 1. November. Bis dahin summieren sich die üblichen Kosten wie Gehälter und dazu die außergewöhnlichen Belastungen. Einnahmen fehlen. Schaefer versucht, sich keine großen Sorgen zu machen: „Ich habe für solche oder ähnlichen Fälle eine Betriebsunterbrechungsversicherung abgeschlossen.“

Sein zehnköpfiges Team sei eine enorme Unterstützung bei all den vielen großen und kleinen Aufgaben, die die Ausnahmesituation mit sich bringt. „Wir sind durch eine WhatsApp-Gruppe verbunden, meine Mitarbeiter denken mit und machen gute Vorschläge.“

Die missliche Lage nimmt Schaefer mit Gelassenheit. „Sicherlich, die Situation ist nicht so prickelnd.“ Aber er lasse sich nicht unterkriegen. „Ich kann nur zusehen, den Prozess positiv zu begleiten und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Schlafen kann ich noch.“

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