Datensatz lässt sich nicht abrechnen

Apotheker Paltins: Wer hat mein E-Rezept zerschossen?

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Berlin -

Mehr als eine Million E-Rezepte eingelöst und keine Probleme – das ist die offizielle Lesart. Die Gematik feiert die gelungene Einführung, die „Enthusiasten“ fordern sogar einen Termin für die verpflichtende Umstellung. Doch aus den Apotheken gibt es durchaus Beschwerden. Apotheker Jan-Philipp Paltins zum Beispiel sieht nicht ein, warum er ein neues E-Rezept besorgen soll, nur weil es beim ersten Versuch offenbar technische Probleme gab.

Paltins leitet die Elbmarschen-Apotheke in Horst (Holstein). Besonders viele E-Rezepte kommen auch bei ihm nicht an, bislang hat es aber mit der Abrechnung keine Probleme gegeben, berichtet der Inhaber gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Doch jetzt erhielt er einen Anruf von seinem Rechenzentrum NARZ/AVN und zunächst die Mitteilung, das übermittelte E-Rezept sei gelöscht worden. Später sei es zwar wieder aufgetaucht, aber so beschädigt, dass der Datensatz nicht abgerechnet werden könne. Bei der Gematik habe es einen kurzfristigen Serverausfall gegeben, dadurch sei die Arztsignatur auf dem Rezept kompromittiert worden, so die Mitteilung des Rechenzentrums.

Gematik: Wir löschen keine E-Rezepte

Die Gematik teilt hierzu auf Anfrage mit: „Es handelt sich hier höchstwahrscheinlich um einen Fehler in der Verarbeitung eines E-Rezepts im Apothekenverwaltungssystem. Nach Identifizierung des betroffenen Systemhauses wird solch ein Problem direkt dorthin weitergeleitet. Der Hersteller wird sich dann den Fehler ansehen und eine Lösung finden. Aus der Nutzerperspektive mag hier möglicherweise ein falscher Eindruck entstanden sein, deshalb halten wir gern fest: seitens der Gematik werden keine E-Rezepte gelöscht.“

Paltins gibt wieder, was ihm als Lösung angeboten wurde: „Mein Rechenzentrum hat mir dann nach Rücksprache mit der Gematik mitgeteilt, der Arztstempel sei abgelaufen.“ Dabei wüssten doch alle Beteiligten und könnten dies auch nachprüfen, dass die Signatur aktuell ist.

Auch eine andere potenzielle Fehlerquelle kann Paltins ausschließen. Manchmal gibt es aktuell Probleme, wenn ein Arzt das Rezept ausstellt, aber ein anderer die Abgabe signiert. Nicht alle EDV-Systeme filtern diesen Fehler heraus, so dass es bei der Abrechnung tatsächlich Schwierigkeiten geben kann. Die Lösung dafür: Künftig soll das Feld des ausstellenden Arztes überschrieben werden, wenn ein anderer Kollege die Abgabe signiert. Doch in Paltins Fall handelt es sich um eine Einzelpraxis, weshalb dieser Fehler hier nicht vorliegen kann.

Ursache ungeklärt, Lösung unbefriedigend

Was auch immer die bislang ungeklärte Ursache war: Fakt ist, dass sich das E-Rezept ohne Fehlermeldung einlösen ließ und jetzt nicht mehr abgerechnet werden kann. Vom AVN sei er aufgefordert worden, sich ein neues Rezept vom Arzt zu besorgen, aber das sieht Paltins nicht ein. Das E-Rezept sei bei ihm ohne Probleme durchgegangen, der Patient versorgt. „Warum soll ich jetzt nochmal zum Arzt rennen?“, fragt Paltins.

Der Wert des Rezepts war laut dem Apotheker in diesem Fall zu vernachlässigen, der wirtschaftliche Verlust minimal. „Mir geht es um Rechtssicherheit!“ Was ist, wenn beim nächsten Mal ein Hochpreiser verloren geht oder gleich mehrere Rezepte? Er hat seine Apothekerkammer Schleswig-Holstein eingeschaltet, damit diese die Angelegenheit mit der Gematik klärt.

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