Großhandel

Sanacorp berichtet nicht mehr

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Berlin -

Wer als Mitglied der Sanacorp wissen möchte, ob bei seinem Apothekerunternehmen alles rund läuft, muss sich künftig gedulden. Denn die Genossenschaft aus München berichtet jetzt nicht mehr quartalsweise, sondern nur noch einmal jährlich zur Mitgliederversammlung über die Geschäftsentwicklung. Hintergrund ist ein Wechsel des Börsenplatzes, an dem die Sanacorp-Vorzugsaktien gehandelt werden.

Seit Herbst 1996 ist die Sanacorp als Aktiengesellschaft an der Börse gelistet. Über mehrere Jahre hinweg hatten sich Vorstand und Aufsichtsrat im Vorfeld Gedanken gemacht, wie sich die geplante Übernahme der Anzag finanzieren lassen könnte – ohne dass die Apotheker ihren Einfluss im Unternehmen mit Fremdinvestoren teilen müssten.

Im Dezember 1994 wurde beschlossen, 25 Prozent des Kapitals als stimmrechtslose Vorzugsaktien an die Börse zu bringen. Viele Apotheker, aber auch institutionelle Anleger griffen damals zu. 35 Millionen D-Mark spülte der Gang aufs Parkett in die Kassen, die nach dem Scheitern des Deals in Frankfurt bis heute gut gefüllt sind.

Alle Stimmrechte blieben so bei der Genossenschaft; auch die Immobilien werden vom Apothekerunternehmen an die Aktiengesellschaft und die operativen Gesellschaften untervermietet. Doch mit der Börsennotierung musste sich die Sanacorp den Regeln des Kapitalmarkts unterwerfen: Quartalsweise mussten die Geschäftszahlen veröffentlicht werden, was die Sanacorp zu einem der transparentesten Unternehmen im deutschen Pharmagroßhandel machte.

Vor einem Jahr beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat, vom regulierten Markt in den Entry Standard des Freiverkehrs der Frankfurter Wertpapierbörse zu wechseln, wo weniger strenge Regeln gelten. Dieser Schritt wurde im März vollzogen, sodass die Sanacorp ihren Jahresabschluss für 2013 erst im Vorfeld der Hauptversammlung veröffentlichen wird.

In dem Dokument wollen die Münchener auch nur noch die Beteiligungserträge aus ihrem Joint Venture mit der französischen Schwestergenossenschaft Astera ausweisen und nichts mehr über das operative Geschäft verraten. Die Umsatzzahlen für 2013 werden nur auf der Vertreterversammlung präsentiert.

In den ersten sechs Monaten waren die Erlöse um 2,1 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro geklettert. Der Markt hatte jedoch deutlich stärker zugelegt – je nach Quelle zwischen 8 und 12 Prozent. Entsprechend dürfte der Marktanteil der Sanacorp gesunken sein. Der Nettogewinn sank in dem Zeitraum von 9,5 auf 2,3 Millionen Euro.

Wegen „gesunkener zukünftiger Ertragserwartungen“ hatte man in München zuletzt 95 Millionen Euro auf die Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Sanastera abgeschrieben – das entspricht etwas mehr als einem Viertel des Buchwerts.

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