Masken ohne Dokumente in den Müll

ZDF-Wiso: „Apotheker allzu oft überfordert“

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Berlin -

Vor kurzem sorgte die ZDF-Sendung „Wiso“ in den Apotheken für Zündstoff: Im Beitrag ging es um FFP2-Masken und deren Qualität – auch in Apotheken würden schlechte Masken verkauft, hieß es damals. Nun greift der Sender das Thema erneut auf und setzt noch einen drauf: Masken ohne entsprechende Dokumente sollten nicht gekauft werden und seien ein Fall für den Müll.

Nach der Sendung im Oktober herrschte in Apotheken regelrechter Ausnahmezustand. Zahlreiche Menschen hatten den Beitrag gesehen und waren verunsichert. Das bekamen auch die Apotheken vor Ort zu spüren. Viele Apotheker waren entsetzt über die negative Darstellung der Apotheken – hatten sie doch zu Beginn der Pandemie alles daran gesetzt, irgendwie an Masken zu kommen, um die Kunden versorgen zu können.

Auch Apotheker seien verunsichert

Aufgrund der hohen Resonanz hat das ZDF das Thema nun erneut aufgegriffen. Es hätten sich nicht nur besorgte Menschen, sondern auch „verunsicherte Apotheker“ gemeldet. Der Beitrag startet daraufhin in einer Apotheke: „FFP2-Masken kaufen in der Apotheke: Was man hier bekommt, ist zertifiziert, also geprüft, denken viele – nicht immer begründet. Denn beim Thema Masken sind selbst Apotheker allzu oft überfordert“, heißt es im Beitrag.

Dann kommt Apotheker Franz-Joseph Cüppers zu Wort. Er versucht, die Situation der Apotheken näher zu beleuchten: Es sei als Apotheke zu Anfang ausgesprochen schwierig gewesen, Masken zu beschaffen, nachdem der Markt „praktisch leergefegt“ war. „Ob zertifiziert oder nicht war in dem Fall auch keine Frage“, erläutert der Apotheker. Die Lage sei jedoch dabei, sich zu normalisieren, die Lager seien jedoch noch voll – auch von nicht zertifizierten Masken.

Apotheken-Masken fallen durch

Von 24 getesteten Masken fielen 12 im „Wiso“-Test durch – auch jede zweite Apothekenmaske war davon betroffen. Ein sicherer Schutz sei jedoch „ganz einfach“ mit einer CE-zertifizierten Maske zu erreichen. Wichtig sei das CE-Kennzeichen auf der Maske, gefolgt von einer vierstelligen Kennnummer, erklärt Sven Schibilsky von der Marktüberwachungsbehörde in Düsseldorf im Beitrag. Die Nummer gibt die jeweilige Prüfstelle an. Die Masken seien außerdem mit den Herstellerdaten und einer Modellnummer gekennzeichnet.

„Und was ist mit Masken, die kein CE-Kennzeichen tragen?“, so die Frage im Beitrag. Immerhin schätzungsweise acht Milliarden davon seien aus dem Ausland importiert worden – 90 Prozent aus China. „Meist erkennbar am Zeichen KN95“, erläutert Wiso. „Sie sind nicht schlechter“, erklärt Schibilsky. Wenn sie den Standard erfüllen, hätten sie einen gleichwertigen Schutz. „Es ist halt sicherzustellen, dass sie diesen Standard tatsächlich auch einhalten.“

Dies sei durch ein amtliches Dokument zu bescheinigen. „Nur damit darf eine Maske als Pandemie-Schutz verkauft werden“, so das ZDF. Wenn der Händler keine Bestätigung vorlegen kann, rät Jörg-Timm Kilisch, Geschäftsführer der Dekra, vom Kauf der Maske ab. Auch bereits gekaufte Masken ohne Dokumente sollen Kilisch zufolge nicht getragen werden, da sie keine Schutzwirkung nachweisen können. „Also ab in den Müll!“, bestätigt er daraufhin die Rückfrage des Kameramanns.

Selbst CE-Kennzeichen nicht sicher

Doch ganz so einfach scheint die Sache mit dem CE-Kennzeichen dann doch nicht zu sein – Vorsicht gelte auch bei CE-zertifizierten Masken, mahnt „Wiso“: „Denn es gibt auch gefälschte.“ In der Nando-Datenbank der EU-Kommission könnten die Kennziffern hinter dem CE-Kennzeichen mithilfe einer Liste überprüft werden. Ist die aufgebrachte Nummer nicht in der Liste verzeichnet, sei sie offensichtlich gefälscht. „Für den Kunden vor Ort nicht nachprüfbar. Er muss dem Apotheker vertrauen.“

Im Beitrag wird außerdem die medizinische OP-Maske mit einer FFP2-Maske verglichen. „Die ist billiger und gilt ebenfalls als guter Virenschutz.“ Zu Unrecht, erklärt DEKRA-Chef Kilisch: „Der Rückhaltegrad einer FFP2-Maske muss besser sein als 94 Prozent – wenn ich das vergleiche mit einer OP-Maske, dann lässt sie eher 90 Prozent durch.“ Dabei würden beide Masken aus dem gleichen Filtervlies gefertigt. Der Unterschied sei die Passform der Masken: Während die FFP2-Maske aufgrund der speziellen Passform am Gesicht anliegt, kann die Luft bei OP-Masken seitlich ausströmen. „Man atmet also an der Maske vorbei“, erklärt „Wiso“.

Der Beitrag endet schließlich wieder in der Apotheke: „CE-zertifizierte FFP2-Masken – dazu hat sich jetzt auch Apotheker Franz-Joseph Cüppers entschieden. Damit seine Kunden möglichst gut geschützt sind.“ Nach der erheblichen Verunsicherung des ersten Beitrags könnte es nun erneut zu massiven Nachfragen in Apotheken kommen. Möglich wäre auch, dass aufgrund des Berichts nicht nur die Qualität der FFP2-Masken weiter hinterfragt wird, sondern auch die Nachfrage von OP-Masken zurückgeht. Was allerdings mit den zu Beginn der Pandemie hart erkämpften Masken im Lager passiert – die nun nicht mehr gut genug sind – bleibt fraglich.

 

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