PTA-Schüler im Corona-Interview

„Wir haben viel mehr geschafft als im Klassenraum“

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Berlin -

Die Corona-Pandemie hat zu starken Veränderungen im Schulalltag geführt, davon sind auch die PTA-Schüler betroffen. Was ist eigentlich gut am virtuellen Unterricht, wo hakt es noch und hat Corona vielleicht sogar die Sicht auf den Traumberuf verändert? Wir haben mit dem PTA-Nachwuchs der Bernd-Blindow-Schule in Heilbronn gesprochen und Einblicke in den Corona-Alltag der Schüler und ihre Zukunftspläne erhalten.

In den vergangenen Wochen und Monaten wurde der Klassenraum der Schüler durch die eigenen vier Wände ersetzt. Statt Tafel und Schulbank steht nun Online-Unterricht auf dem Plan. Nicht nur für die Dozenten hat sich dadurch einiges geändert, auch für die Schüler war es eine große Umstellung, die gemischt bewertet wird. Zwar fehlt dem Nachwuchs einerseits der Kontakt zu den Mitschülern, dennoch bietet der virtuelle Unterricht auch Vorteile. „Man kann sich selbst einteilen, wie intensiv man manche Themen bearbeitet, und auch nochmal was in Ruhe durchlesen und sich mal ausklinken“, erläutert eine Schülerin. Zudem könne man sich Pausen größtenteils selber einteilen und sei nicht so sehr an feste Zeiten gebunden. Auch für die Mütter bietet der virtuelle Unterricht Vorteile, vor allem in Bezug auf die Kinderbetreuung.

Virtuell auch in Zukunft?

Viele wünschen sich daher auch in Zukunft, dass der Online-Unterricht – zumindest teilweise oder als Option – auch nach Corona bestehen bleibt. „Eine gesunde Mischung aus beidem wäre gut“, findet auch Schulleiterin Silke Dittmar. So könnten bei Krankheit beispielsweise wichtige Termine verschoben oder umgestaltet werden. Mütter könnten zudem bei Krankheit des Kindes von zu Hause aus dem Unterricht beiwohnen. Wie praktikabel das virtuelle Geschehen ist, sei jedoch auch vom Fach abhängig – bei Chemie bevorzugen die Schüler beispielsweise den Unterricht vor Ort.

Was lief gut, was lief schlecht?

„Virtuell kann man den Unterricht zeitlich flexibler gestalten, außerdem können wir schneller starten, weil nicht erst noch die Jacken ausgezogen werden müssen oder sich jemand durch den Bus verspätet“, erläutert Dittmar. „Wir haben viel mehr geschafft als im Klassenraum – viele Schüler waren zudem wesentlich aktiver.“ Das bestätigen auch die Schüler selbst: „Wenn eine Frage gestellt wurde, ist im Chat manchmal ein richtiger Marathon an Antworten gestartet“, berichtet eine Schülerin.

Dennoch hat das virtuelle Unterrichten auch seine Tücken: „Normalerweise schreibe ich mal eben so eine Reaktionsgleichung an die Tafel.“ Nun gestaltet sich das schwieriger, denn die Formeln müssen mit dem PC geschrieben werden – „aber Übung macht den Meister“, lacht Dittmar. Zudem habe man erst einmal ein Gefühl dafür entwickeln müssen, in welcher Reihenfolge Dateien hochgeladen werden und welche Möglichkeiten der Visualisierung es gibt. „Ich musste mich erstmal herantasten, wie ich das Wissen am besten vermitteln kann“, sagt Dittmar. Vielen Schülern hat zudem das direkte Nachfragen im Klassenraum gefehlt, ebenso wie der Austausch zu offen gebliebenen Fragen mit den Sitznachbarn. „Wenn ich im Unterricht mal etwas nicht verstanden habe, konnte ich neben mir nochmal nachfragen oder mir zwischen den Stunden kurz nochmal etwas erklären lassen, das geht jetzt nicht so einfach“, erläutert eine Schülerin.

Auch technische Probleme führen die Schüler als negativ an: Bei vielen ist die Internetleitung manchmal nicht stabil, dann kommt es beispielsweise zu Tonproblemen, die den reibungslosen Ablauf behindern. „Manchmal kann das etwas chaotisch sein – es ist auf jeden Fall ein Mehraufwand“, findet eine Schülerin. Auf die Frage, wo es sich besser lernen lässt, gibt es demnach keine eindeutige Antwort.

Schoki, Kaffee & Co. – so motiviert sich der Nachwuchs

Da zu Hause die Motivation manchmal jedoch schwerer fällt, hat der Nachwuchs regelmäßig für Motivationsschübe in Form von Kaffee, Schokolade, Katze knuddeln oder auch einem Facetime-Gespräch mit den Mitschülern gesorgt. Oft wurde auch über die Online-Medien zusammen gelernt – abseits vom Unterricht nach Plan. Vor allem im Unterkurs fehle der Kontakt den Schülern sehr. Umso aktiver ist die junge Generation dafür im Chat des virtuellen Klassenraums.

Warum ausgerechnet PTA?

Doch warum möchten die Schüler eigentlich ausgerechnet PTA werden? Die Gründe dafür sind vielfältig: „Ich wollte schon immer wissen, wie Arzneimittel wirken und was da genau im Körper passiert“, erklärt eine Schülerin. Einige konnten schon in den Apothekenalltag hineinschnuppern und haben Gefallen daran gefunden: So haben einige bereits die PKA-Ausbildung absolviert und wollen tiefer in die Pharmazie eintauchen. Andere wissen schon jetzt, dass sie später Pharmazie studieren möchten – sie nutzen die Ausbildung als „Sprungbrett“ ins Studium. Wieder andere berichten, dass ihre im Ausland erworbene Ausbildung nicht anerkannt wurde und nun ein neues Standbein folgt. Im Fokus steht bei vielen auch der Kontakt zu den Menschen – und der Wunsch, den Patienten mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können. Besonderen Spaß macht den meisten die Laborarbeit, sowie die Arzneimittelkunde.

Die meisten Schüler haben bereits eine Praktikumsstelle, denn einige hatten sich schon vor Corona darum gekümmert. Diejenigen, die sich während der Pandemie einen passenden Platz besorgen mussten, berichteten allerdings von Schwierigkeiten: „In den Apotheken war es meist sehr stressig und voll, sodass kaum Zeit für ein Gespräch war.“ Viele Stellen seien zudem schon vergeben gewesen. Teils habe sich das Bewerben daher schwierig gestaltet.

Die Famulatur steht vor der Tür

Für einige ist die Famulatur schon zum Greifen nahe: Ala Madhoosh und Sandra Böhmann befinden sich mitten im Examen, schon bald dürfen sie selbst am HV-Tisch stehen und das gelernte in der Praxis anwenden. „Endlich dürfen wir mit nach vorne und selbst handeln“, freut sich Böhmann. Auch Madhoosh freut sich auf die Zeit: „Ich gehe ziemlich locker an die Sache heran und freue mich auf das selbstständige Arbeiten und die Arbeit im Labor“, berichtet sie. Madhoosh möchte außerdem ihre Empathie einbringen: „Ich finde es toll, anhand der Symptome eine passende Lösung zu finden. Vor allem wenn Patienten frisch mit einem Rezept vom Arzt kommen, können wir auf sie eingehen und zuhören.“ Die Corona-Krise hat jedoch deren Sicht auf den Beruf verändert: „Wir waren zwar vorher schon wichtig, nun hat unsere Arbeit aber nochmals an Bedeutung gewonnen“, findet Madhoosh.

Viele Schüler wollen später in die öffentliche Apotheke, einige träumen jedoch auch von der Arbeit in der Industrie, im Labor oder der Krankenhausapotheke. Viele wollen sich weiter fortbilden und Zusatzqualifikationen erwerben. Manchen gefällt die Schule allerdings so gut, dass sie irgendwann die Rollen tauschen möchten und selbst Dozentin werden wollen.

 

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