Tourenverspätung beim Großhandel

Wenn’s mal wieder länger dauert APOTHEKE ADHOC, 06.07.2018 13:50 Uhr

Berlin - 

Es ist Freitagabend, der Feierabend rückt näher und das Wochenende ist in greifbarer Nähe. Der erste Kunde mit einem Abholschein für die letzte Tour des Tages kommt in die Apotheke. Ich mache mich auf den Weg zum Abholregal und suche die passende Nummer. „Vergiss es, da kannst du lange suchen. Die Sendung ist noch nicht da,“ ruft mir unsere PKA zu. Oh nein, die hätte doch längst da sein müssen! Schließlich ist es schon kurz nach sechs. Eine PTA berichtet.

Ich gehe wieder nach vorne und teile meinem Kunden mit, dass es sich nur noch um Minuten handeln kann und die Sendung normalerweise um diese Uhrzeit schon da ist. „Und das heißt?“, entgegnet mein sichtlich genervter Kunde. „Sie können gern ein paar Minuten Platz nehmen, oder haben sie vielleicht noch kurz etwas in der Nähe zu erledigen? Wie gesagt es kann wirklich nicht mehr lange dauern.“ Währenddessen halte ich schon Ausschau nach dem Großhandelswagen, der typischerweise direkt neben unserem Schaufenster parkt. „Ihre Kollegin hat mir gesagt, Sie haben das um 18 Uhr auf jeden Fall da! Ich bin jetzt extra nochmal gekommen“, motzt der ältere Herr, der mittlerweile ungeduldig auf seinem Handy tippt.

In dem Moment kommt meine Kollegin von hinten. „Der Fahrer steht im Stau, es gab wohl einen Unfall auf der Autobahn.“ Gleichzeitig kommt der nächste Kunde mit einem Abholschein in die Offizin. Ich erinnere mich an ihn und weiß genau, dass sein gewünschtes Medikament ebenso in der noch fehlenden Sendung ist. Na super, denke ich mir, doch entgegen meiner Erwartung jetzt erneut auf Unverständnis zu stoßen, ist dieser Kunde total verständnisvoll. „Nun ja, dass ist ja nicht ihre Schuld. So etwas passiert nunmal. Ich bin selbst viel beruflich auf den Straßen unterwegs. Das ist manchmal ein richtiges Chaos“, meint er lachend.

Der Zeiger der Uhr nähert sich zusehends dem Feierabend, jedoch ist unsere Ware weit und breit nicht in Sicht. „Also ich habe jetzt keine Zeit mehr! Sie müssen mir das dann später bringen!“ Ich diskutiere nicht, notiere die Adresse des Kunden und bereite unseren Boten schonmal darauf vor, dass die Abendtour etwas größer werden könnte als erwartet, denn auch er kann erst los, wenn die Ware da ist.

Kurz nachdem mein ungeduldiger Kunde die Apotheke wutentbrannt verlassen hat, kommt der weiße Kastenwagen angefahren und hält quer auf dem Gehweg. Zehn Minuten bis zum sehnsüchtig erwarteten Wochenende. Jetzt muss alles schnell gehen.

Ich teile dem zweiten wartenden Kunden mit, dass ich seine Ware nur eben aus der Sendung hole. Im Eilverfahren werden alle Kisten nacheinander aufgerissen, um das fehlende Medikament zu finden. War ja klar, wieder in der letzten Kiste, denke ich mir im Stillen, während ich den letzten Deckel öffne. Doch in der Kiste befindet sich alles, nur nicht mein gesuchtes Medikament. Ich stocke kurz und schaue nochmal nach, vielleicht habe ich es in der Eile ja übersehen. Nichts. Es steht auf der Rechnung, wurde aber anscheinend vergessen.

Wie erkläre ich das nun wieder meinem Kunden? Erst muss er warten und nun das. Doch es bringt nichts. Ich gehe kleinlaut nach vorne, bereit das nächste Donnerwetter zu kassieren. Doch auch diesmal bleibt er total gelassen. „Ach junge Frau, so eilig ist es nicht, dann mache ich morgen nochmal einen Spaziergang und komme vorbei. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Feierabend, Sie sind ja auch froh, wenn sie gleich Zuhause sind. Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen!“

Ich bin erleichtert über seine Reaktion und irgendwie hat er ja Recht – den Feierabend haben wir uns nun wirklich verdient. Wenn doch nur alle Kunden so verständnisvoll wären.