Welt-Asthma-Tag

Asthma: Viele Darreichungsformen, neue Therapieoptionen

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Berlin -

Etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder und etwa 5 bis 7 Prozent der Erwachsenen erkranken an Asthma – somit gehört das Leiden zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Je nachdem, wie schwer die Symptomatik ist, stehen unterschiedliche Behandlungsoptionen zu Verfügung. Die Therapieoptionen erweitern sich stetig, auch die verschiedenen Inhalatoren werden weiterentwickelt. Verschiedene Einflussfaktoren können einen Asthma-Anfall auslösen, mitunter sind Betroffene in Notsituationen auf ihre Umwelt angewiesen. Um die Öffentlichkeit noch besser über die Krankheit aufzuklären und über die Auswirkungen der Erkrankung sowie Therapieoptionen zu informieren findet jedes Jahr am ersten Dienstag im Mai der Welt-Asthma-Tag statt.

Zu den typischen Krankheitsanzeichen für Asthma gehören neben einer anfallsartig auftretenden Atemnot vor allem eine erschwerte Ausatmung, Kurzatmigkeit und ein Engegefühl in der Brust. Die Atemnot tritt anfallsartig auf, häufig nachts und am frühen Morgen. Bei den Anfällen können pfeifende oder brummende Atemgeräusche auftreten – das sogenannte Giemen kann aber auch bei erhöhter körperlicher Belastung außerhalb eines Anfalls auftreten. Manche Patienten klagen über anfallsweise auftretenden trockenen Husten.

Ein Asthmaanfall macht sich langsam bemerkbar. Im Laufe der Erkrankung lernen die Patienten, die ersten Anzeichen besser zu verstehen. Zu den frühen Warnsignalen gehören: Leichte Atembeschwerden beim Sprechen und in Ruhe, Geräusche beim Ausatmen sowie ein Ansteigen der Atemfrequenz auf 20 Atemzüge pro Minute. Auch die Herzschlagfrequenz kann auf mehr als 100 Schläge pro Minute ansteigen. Zu Beginn der chronischen Erkrankung empfiehlt es sich ein Asthma-Tagebuch zu führen. Hier können die Betroffenen dokumentieren, wann sie einen Anfall hatten. Mit der Zeit können mögliche Auslöser bestimmt werden. Neben Sport und Rauch stehen beispielsweise auch Reinigungsmittel im Verdacht Asthma-Anfälle zu begünstigen.

Neue Wirkstoffe und Kombinationen

Patienten, die an Asthma leiden, aber kein Kortison vertragen, sind oft auf relativ neue Antikörper angewiesen. Einer Auswertung von Insight Health zufolge machten diese Arzneistoffe im Jahreszeitraum von Juli 2018 bis Juli 2019 allerdings lediglich 0,3 Prozent aller Verordnungen aus – dafür aber 10 Prozent des Umsatzes im Markt für Arzneimittel gegen Atemwegserkrankungen. Am meisten wird Salbutamol verordnet. Der Beta-2-Antagonist wurde im untersuchten Zeitraum 9 Millionen mal verordnet. 6,6 Millionen mal wurden hingegen Kombinationen aus Salbutamol und einem Kortikoid verordnet. Bei persistierendem Asthma gehört die Inhalation von Kortikoiden unabhängig vom Schweregrad zur Basismedikation.

Antikörper spielen bei der Asthma-Behandlung erst seit ein paar Jahren eine größere Rolle. Die Pharmaunternehmen versuchen die Injektionen in Darreichungsformen auf den Markt zu bringen, die dem Patienten eine Eigenanwendung erlauben. Seit Anfang 2018 ist beispielsweise das Medikament Fasenra (Benralizumab, AstraZeneca) als Fertigspritze zur Behandlung von schwerem eosinophilem Asthma zugelassen. Nun hat AstraZeneca einen vorgefüllten Autoinjektor-Pen für die subkutane Selbstapplikation durch den Patienten auf den Markt gebracht. Durch die heimische Injektion soll dem Patienten eine neue Option für mehr Unabhängigkeit gegeben werden. Benralizumab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper (MAK). Die Behandlung erfolgt als Add-on-Erhaltungstherapie bei Betroffenen, die gleichzeitig hochdosierte inhalative Kortikosteroide (ICS) sowie lang wirksame Beta-Agonisten (LABA) einnehmen. Fasenra ist für die Langzeitbehandlung bestimmt. Einmal jährlich sollte unter Einbeziehung des Schweregrades der Erkrankung, dem Ausmaß der Exazerbation und der Anzahl der Eosinophilen im Blut über die Fortführung der Therapie entschieden werden.

Auch bei den Arzneistoffkombinationen gibt es Neuerungen. Zuletzt beantragte GlaxoSmithKline (GSK) die Zulassungserweiterung für Trelegy Ellipta bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Bislang war das Arzneimittel für die Behandlung der moderaten bis schweren chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zugelassen. Bislang werden mit dem Medikament COPD-Patienten behandelt, die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen beta-2-Agonisten nicht ausreichend eingestellt sind.

Trelegy Ellipta ist eine Dreifachkombination mit Fluticason, Umeclidinum und Vilanterol. Das Inhalationspulver enthält je Einzeldosis von 92 µg Fluticasonfuroat, 65 µg Umeclidiniumbromid (entsprechend 55 µg Umeclidinium) und 22 µg Vilanterol (als Trifenatat). Fluticasonfuroat ist ein inhalatives Kortikosteroid, Umeclidinium ein lang wirkender muskarinischer Antagonist und Vilanterol ist ein selektives langwirksames β2-Sympathomimetikum (LABA). Es handelt sich um ein Derivat von Salmeterol. Die Kombination der drei Wirkstoffen in einem Inhalator soll die Beschwerden signifikant lindern können. Derzeit gibt es in Europa noch keine einzige inhalative Dreifachtherapie zur Behandlung von Asthma. In Amerika und Japan ist das Mittel bereits zur Behandlung von Asthma zugelassen.

Verschiedene Darreichungsformen

Der Markt für chronische Atemwegserkrankungen ist groß: Es gibt zahlreiche Inhalatoren und verschiedene Inhalationssysteme. Oft weichen die einzelnen Anwendungstechniken voneinander ab: Drücken, Drehen, Atmen – und das alles in der richtigen Reihenfolge und zum richtigen Zeitpunkt. Auch das Timing bei der Anwendung von inhalativen Medikamenten ist extrem wichtig, damit die Wirkstoffe in der Lunge ankommen und wirken können. Nur so können typische Symptome wie Luftnot, Husten und Entzündungen gelindert werden.

Oft kommt es durch die verschiedenen Techniken bei den Patienten zu Anwendungsfehlern: Die Überprüfung der korrekten Inhalatoranwendung durch die Apotheke, kann die Kunden in ihrem Therapiemanagement unterstützen und so dazu beitragen, dass die Medikamente optimal wirken. Auch bei Folgerezepten können Apotheker und PTA erneut nachfragen, ob es Probleme bei der Anwendung gibt, denn nicht jeder Patient ist sich seiner fehlerhaften Anwendung oder schlechten Krankheitskontrolle bewusst.

Um herauszufinden, wieviel Wirkstoff noch im Dosieraerosol vorhanden ist hat Fagron ein Hilfsmittel auf den Markt gebracht: Der CountAir ist ein Hilfsmittel, das mit fast allen am Markt befindlichen Dosieraerosolen ohne eingebauten Zähler kompatibel ist. Das Gerät zählt die Anzahl der Dosen herunter, sodass der Patient sehen kann, wie viele Dosen noch verbleiben. Experimentelles Bestimmen der Füllmenge, beispielsweise durch Schütteln, manuelles Zählen oder Eintauchen in Wasser können somit entfallen. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass das Hinzufügen eines Zählers zum Inhalator positive Aspekte haben kann. Innerhalb der Studien konnte gezeigt werden, dass sich einige Patienten durch das Hinzufügen eines Zählers bewusster mit ihrer Therapie auseinandersetzen. Außerdem kommt es seltener zu Minderdosierungen bei eigentlich schon leeren Inhalatoren.

Durch immer neue Inhalatoren versuchen die Pharmakonzerne die Anwendung der Arzneimittel für den Patienten zu erleichtern. Das normale Dosieraerosol wird am meisten verordnet. Auch Pulverinhalatoren werden oft verschrieben. Hierbei lassen sich unter anderem folgende Inhalator-Arten unterscheiden:

  • Treibgas-Dosieraerosole
    • Es gibt atemzuggesteuerte oder nicht-atemzuggesteuerte Varianten, das heißt der Sprühstoß wird entweder durch Druck auf das Ventil oder durch den Atemzug ausgelöst
    • mittels Treibgases wird der Arzneistoff in Form eines feinen Nebels freigesetzt
    • Beispiel: Sultanol
  • Pulverinhalatoren
    • Der Wirkstoff liegt als Pulver in Verbindung mit einem Hilfsstoff vor.
    • Beim Inhalieren wird der Wirkstoff aus dem Pulver in die Bronchien transportiert.
    • Beispiel: Atmadisc, Viani
  • Respimat und Novolizer
    • Respimat: Es handelt sich um einen sogenannten Soft Inhaler ohne Treibgas. Patienten müssen die Wirkstoffkapsel in das Gehäuseteil einsetzten. Beim Auslösen entspannt sich eine zuvor gespannte Feder – die Wirkstofflösung wird mit etwa 250 bar durch eine Düse gepresst.
    • Novolizer: Es handelt sich um einen Pulverinhalator mit austauschbarer Patrone. Durch das Auslösen wird der Patrone ein mechanischer Stoß versetzt und das Pulver wird freigesetzt. Nun ist im Sichtfenster ein grüner Streifen sichtbar und das Gerät zur Inhalation bereit. nach dem Einatmen springt die Farbe im Sichtfenster um.
  • Autohaler und Easybreathe
    • Der Patient betätigt durch einen Kipphebel einen Federmechanismus. Ein ähnliches Prinzip liegt beim Easybreathe-System vor. Beim Einatmen wird das Vakuum aufgelöst, die Feder gelöst und der Wirkstoff freigesetzt.
  • Düsen- und Ultraschallvernebler
    • Beim Inhalieren wird ein feiner, inhalierbarer Nebel hergestellt.
    • Eine Verwirbelung findet mittels Druckluft statt – dieser Nebel wird über ein Mundstück oder eine Maske eingeatmet.
    • Externes Gerät, dass von Patienten angewendet werden kann, die mit keinem anderen System zurecht kommen.
    • Die Inhalation dauert bis zu 15 Minuten

Handeln im Notfall

Zu den Bedarfsmedikamenten, den sogenannten Relievern, gehören für den akuten Asthmaanfall die kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika. Die Wirkung tritt meist innerhalb kurzer Zeit ein, meist entspannten sich die Bronchien nach drei bis zehn Minuten. Die Wirkung hält jedoch nicht lange an – nach ungefähr drei bis fünf Stunden lässt sie nach, deshalb eignen sich diese Arzneistoffe besser für den akuten Anfall. Zu den Wirkstoffen gehören Salbutamol, Fenoterol und Terbutalin. Neben der Entspannung der glatten Muskulatur in der Bronchialwand führen die Beta-2-Sympathomimetika auch zu einer Verbesserung des Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien und zu einer Verminderung der Freisetzung von Bronchien-verengenden Botenstoffen.

Die Mehrheit der gesunden Menschen weiß nicht, wie man einer Person die einen akuten Asthmaanfall erleidet helfen kann. Zunächst sollte die betroffene Person eine Position einnehmen, in der es leichter fällt zu atmen. Bewährt hat sich eine sitzende Position. Anwesende Personen können dem Asthmatiker helfen die sogenannte Kutscher-Position einzunehmen. Dabei sitzt die Person auf einem Stuhl, legt die Arme auf den Tisch und lässt den Kopf sinken. Nachdem eventuell einengende Kleidung gelockert wurde, sollte der Asthmatiker sein Notfallmedikament anwenden. Anwesende Personen können den Inhalator holen und bereits die Kappe abziehen. Nachdem die Inhalation stattgefunden hat, sollte der Betroffene beobachtet werden. Nehmen die Symptome nach kurzer Zeit ab, so kann davon ausgegangen werden, dass trotz Atemnot ausreichend Wirkstoff eingeatmet wurde. Schaulustige sollten ferngehalten werden und Anwesende sollten demonstrativ ruhig bleiben.

Schwerste Asthmaanfälle können binnen Minuten zur Bewusstlosigkeit führen. Kann ein Anfall trotz Medikamente nicht kontrolliert werden, so spricht man vom Status asthmaticus. Im Verlauf kommt es zu folgenden Symptomen:

  • Luftnot
  • Längeres Sprechen wird unmöglich
  • Unruhe
  • schnelle, oberflächliche Atmung
  • zusätzlicher Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (Brust-, Rücken-, Schultergürtelmuskulatur)
  • Bewussteinsstörungen
  • Stare Verkrampfung der Bronchien mit abgeschwächtem Atemgeräusch („Stille Lunge“)
  • Sauerstoffmangel (bläuliches Nagelbett und verfärbte Lippen)
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