Polizei: Anzeige nicht möglich

PTA schlägt Popo-Diebin in die Flucht Alexandra Negt, 21.09.2020 08:29 Uhr

Markus Quod bekam gestern Abend Besuch von der Popo-Diebin. Die Masche war die gleiche. Geld konnte sie in der Martinus-Apotheke nicht ergattern. Foto: Martinus-Apotheke
Berlin - 

In dieser Woche hat sie erneut zugeschlagen – die Popo-Diebin zog in der Martinus Apotheke in Rommerskirchen nach altbewährter Methode blank. Nach anfänglicher Überraschung machte es bei einer PTA schnell „Klick“. Aufgrund der bisherigen Berichterstattung von APOTHEKE ADHOC war ihr klar, was passieren würde. Ein Diebstahl konnte verhindert werden. Die später eingetroffene Polizei brachte in einem Punkt noch mehr Chaos ins Spiel. „Eine Anzeige aufgrund von Exhibitionismus war nicht möglich“, berichtet Inhaber Markus Quodt, „das sei in Deutschland ein rein männliches Thema.“

Erneut wurde eine Apotheke von der Popo-Diebin überrascht. „Es scheint, als höre es erst auf, wenn ganz Deutschland es einmal mitgemacht hat“, kommentiert Inhaber Markus Quodt die Geschehnisse vom vergangenen Donnerstagabend. „Die Dame kam nach 18 Uhr zu uns in die Offizin, also ungefähr zu der Uhrzeit, zu der auch die anderen Apotheken aufgesucht wurden“, berichtet Quodt, „vielleicht geht sie davon aus, dass zu der Uhrzeit kein Chef mehr anwesend ist.“ Vorne stand zu dem Zeitpunkt tatsächlich nur eine Kollegin. Eine weitere „pfiffige“ Kollegin kam relativ schnell hinzu, erzählt der Apotheker. „Diese vermutete relativ schnell, was sich in den nächsten Augenblicken ereignen könnte. Sie wusste zum Beispiel auch, dass immer nur Frauen die ersten Ansprechpartner bei dieser Masche waren.“

Zunächst wollte die Dame nur einen Tee kaufen. Den bezahlte sie auch. „Danach kam es dann zum Rücken-Thema, und die Kollegin empfahl eine Finalgon Creme gegen die Schmerzen.“ Als die PTA sich dann zur Schubsäule umdrehen wollte, um das Präparat zu holen, geschah es: „In der Sekunde kommt die Kundin um den HV-Tisch herum und zieht blank, genauso wie in den anderen Apotheken.“ In diesem Moment griff die zweite PTA ein, ging nach vorne und drängte die Kundin mit bestimmten Worten wieder vor den HV-Tisch. Quodt bemerkte die lauter werdende Auseinandersetzung und wurde misstrauisch.

Als er dann selbst nach vorne ging, konnte er in den Augen einen deutlichen Schockmoment feststellen. „Vielmehr sah ich auch nicht von dem Gesicht der Dame. Sie trug ein Kopftuch, ein relativ großes Brillengestell und natürlich einen Mundschutz. Mehr als die dunkle Augenfarbe und die eher buschigen Augenbrauen konnte ich da nicht erkennen.“ Der Dame schien schnell klar zu sein, dass ihr Versuch hier nun wohl endete – und sie machte keine Anstalten mehr, Bargeld zu ergattern. Sie verließ die Apotheke und konnte durch eine Kollegin, die mit dem Auto hinterherfuhr, auch nicht mehr ausfindig gemacht werden.

Quodt rief die Polizei, konnte jedoch keine Anzeige erstatten: „In diesem Fall kam es ja zu keinem Diebstahl. Die Polizei erklärte mir, dass versuchter Diebstahl nicht strafbar ist.“ Doch damit nicht genug. Auf die Frage hin, ob man Anzeige aufgrund von Erregung öffentlichen Ärgernisses erstatten könnte, verwies die Polizei darauf, dass „Hose runter ziehen“ alleine nicht strafbar sei: „Das wirklich Verrückte ist, dass mir ein Polizist erklärt hat, dass Exhibitionismus in Deutschland ein rein männliches Thema ist. Dass tatsächlich nur Männer für dieses Verhalten belangt werden können.“ Quodt erzählt, dass er das zuerst gar nicht glauben konnte. „Entblößt sich eine Frau vor einem Mann, ist das einfach gesprochen okay, entkleidet sich ein Mann ungefragt vor einer Frau, so kann dies zur Anzeige gebracht werden.“

„Die Polizei kannte die anderen Fälle leider nicht. Die Leitstelle musste sich erstmal belesen.“ Zwar reagierte eine PTA sehr schnell und wusste, um wen es sich bei der Frau handeln könnte, Fotos konnten jedoch nicht gemacht werden. „Das haben wir leider verpeilt, so pfiffig waren wir dann nun leider doch nicht.“ Als ihm die Idee mit dem Handy kam, war die Dame schon fort. Deshalb appelliert er nun an die anderen Apotheken, denen die Frau einen Besuch abstatten könnte: „Sobald man das mitbekommt, Handys nach vorne und Fotos machen.“

Auf eine Nationalität möchte sich der Apotheker nicht festlegen. Zu verdeckt war das Gesicht. Quodt hat gemeinsam mit seinem Team die umliegenden Apotheken über den versuchten Diebstahl in Kenntnis gesetzt. Auch die Nachbarorte Dormagen, Pulheim und Grevenbroich wurden von der Apotheke über den Vorfall informiert. „Ich denke, wenn die Täter merken, dass sie nach weiteren fünf bis zehn Versuchen immer direkt mit der Polizei zu tun haben, dann wird das aufhören.“ Doch Quodt hat auch Grund zum Schmunzeln: „Immerhin sind wir die erste Apotheke, die mit Gewinn aus der Sache rausgegangen ist. Ihre fünf Cent Wechselgeld hat die Dame nämlich liegen gelassen.“