Ausbildung

PKA ist nicht genug

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Berlin -

Etwas mehr als 1100 PKA haben im vergangenen Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen. Einige von ihnen arbeiten aber erfahrungsgemäß nicht in ihrem gerade erlernten Beruf. Viele satteln noch eine PTA-Ausbildung drauf. So auch Sarah Christin Bergmann aus Ennigerloh in Nordrhein-Westfalen. Die 24-Jährige hat ihre PKA-Ausbildung als eine der Besten im Kammerbezirk Westfalen-Lippe abgeschlossen, meldete sich aber sofort auf einer PTA-Schule in Münster an. Ein Grund: Immer weniger Apotheken würden eine PKA suchen.

Das Abitur hatte sie in der Tasche. Doch wie es weiter geht, wusste sie nicht wirklich. Irgendwas Kaufmännisches. Oder etwas mit Gesundheit. Da stolperte die junge Frau über eine Stellenausschreibung der Apotheke Rusche im nordrhein-westfälischen Oelde. „Ich wusste gar nicht, dass es den Beruf der PKA überhaupt gibt, und bin immer davon ausgegangen, dass in Apotheken ausschließlich Apotheker arbeiten“, schmunzelt sie heute. Nach einem Probearbeiten habe es sie aber bereits gepackt. „Mit hat es sehr viel Spaß gemacht und so habe ich mich für die Ausbildung entschieden“, sagt die frischgebackene PKA.

Schon damals habe sie kurz überlegt, ob eine Ausbildung zur PTA auch in Frage käme. „Ich habe mir aber die Ausbildung mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt als sehr schwer vorgestellt“, so Bergmann. Außerdem sei es für sie unmöglich gewesen, die mit der PTA-Ausbildung verbundenen Kosten zu stemmen. „Man muss ja nicht nur das Schulgeld zahlen, sondern auch noch von irgendetwas leben“, bringt sie die Problematik vieler junger Menschen, die eine PTA-Ausbildung gern machen würden, auf den Punkt.

Bei der PKA-Ausbildung winkte dagegen ein Ausbildungsgehalt, das aus der Sicht einer jungen Frau, die gerade ihren Schulabschluss hatte, relativ gut war. Also zögerte sie nicht, den Vertrag zu unterschreiben. Über die Berufschancen, Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten nach der Ausbildung hat sich Bergmann – wie viele ihrer Altersgenossen – damals keine allzu großen Gedanken gemacht. Auch über das überschaubare Gehalt einer PKA habe sie sich keine Sorgen gemacht. „Rund 1750 Euro brutto Tarifgehalt haben sich für mich damals nach viel Geld angehört“, schmunzelt Bergmann heute.

Doch schon während der Ausbildung habe sie mitbekommen, dass immer weniger Apotheker eine PKA suchen. „Im Nachhinein weiß man es aber immer besser“, sagt sie. Die PTA-Ausbildung wäre spannender gewesen: Diese Erkenntnis reifte in ihr bereits im zweiten Ausbildungsjahr. „Aber ich wollte die PKA-Ausbildung dann doch nicht abbrechen“, so Bergmann.

Denn sie bereut es keinesfalls, die PKA-Ausbildung angefangen und abgeschlossen zu haben. „Auf den ersten Blick sind die Aufgaben und Abläufe jeden Tag sehr ähnlich, aber es gibt auch häufig Herausforderungen“, berichtet sie. Der Kundenkontakt über das Telefon mache ihr am meisten Spaß. Kein Gespräch sei wie das vorherige, es gebe immer viel Abwechslung. „Ich bin nie mit Bauchschmerzen zur Arbeit gegangen“, betont Bergmann.

Doch nachdem sie ihre Ausbildung als eine der Besten im gesamten Kammerbezirk Westfalen-Lippe beendet hat, meldete sie sich an einer PTA-Schule an. In den nächsten Jahren wird sie der Apotheke Rusche erhalten bleiben und gleichzeitig an der Städtischen Berufsfachschule in Münster die Ausbildung zur PTA absolvieren. Und damit ist Bergmann nicht die einzige aus ihrer PKA-Klasse. Mehr als die Hälfte ihrer Mitschüler wollen sich ihren Angaben nach zur PTA ausbilden lassen. „Als PKA einen Job zu finden, ist echt hart“, sagt Bergmann.

Nun ist auch die Finanzierung der Ausbildung nicht mehr in dem Maße problematisch wie direkt nach dem Schulabschluss. Einerseits übernimmt ihre Chefin Claudia Rusche das Schulgeld für die PKA-Schule, anderseits kann Bergmann in der Rusche-Apotheke auf 450-Euro-Basis weiter arbeiten und so zumindest einen Teil ihres Lebensunterhalts verdienen.

Schon jetzt nach rund zweieinhalb Monaten merke sie, dass die PTA-Ausbildung bedeutend anspruchsvoller sei. „Im Gegensatz zur PKA-Ausbildung muss ich mich jetzt wirklich mal hinsetzen und lernen“, berichtet Bergmann. Doch auch das falle ihr mit der PKA-Ausbildung und praktischer Erfahrung in der Apotheke um Einiges leichter als ihren Mitschülern, die direkt von der Schulbank kommen. „In den vergangenen Jahren hatte ich jede Menge Medikamente in den Händen“, so die PKA. So oft es ging, habe sie bei ihren Kolleginnen nachgefragt, gegen welche Krankheiten sie sind und wie sie verabreicht werden. Denn das Wissen sei das gewesen, worum sie ihre Kolleginnen am meisten beneidet hätten.

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