Notfallverhütung

Pille danach: PTA kontert Frauenarzt

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Berlin -

Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche, aber deshalb sollte man nicht die ganze Berufsgruppe über einen Kamm scheren. Zum Ärger der Apothekerschaft ist dies jedoch geschehen – im Stern-Ableger „Neon“. Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BvF), stellte die Beratungskompetenz der Apotheken in Frage. PTA Ariel Wagner will das nicht auf der Berufsgruppe sitzen lassen und schreibt den Autoren des Artikels.

Eigentlich sollte der im Magazin „Neon“ erschienene Artikel über die sieben größten Mythen über die Notfallverhütung aufklären. Stattdessen sorgte er bei den Apothekern und PTA für Ärger: Sie fühlten sich in ihrer Berufsehre gekränkt. Auslöser war das Zitat des Experten: „Mädchen und Frauen haben einen Anspruch darauf, von ihrem Arzt sorgfältig zur Notfallverhütung beraten zu werden. Das Gleiche gilt für den Kauf in der Apotheke. Apotheker sind zu einer sorgfältigen Beratung verpflichtet, wobei zu bezweifeln ist, dass Apotheker das fachlich leisten können“, so Albring.

Für Wagner eine „herablassende und verallgemeinernder Äußerung“. Statt sich in Foren über die Unverschämtheit des Mediziners auszulassen, wandte sich der PTA, dessen Frau in Baden-Württemberg drei Apotheken betreibt, direkt an die Urheber des Artikels. So schrieb er an die Redakteurin und den Mediziner. Den PTA nervt die „permanente Verallgemeinerung in Sachen Apotheke“, den Grundtenor des Artikels findet er „verallgemeinernd und damit gleichzeitig beliebig“. Schließlich arbeiten Apotheken tagtäglich hart für eine „pharmazeutisch qualitativ hochwertige Beratung“ für die Patienten. Die Allgemeinaussagen der Redakteurin hält Wagner nicht nur für unrichtig, sondern auch unangebracht und durchsichtig. Auch wenn der PTA die subjektive Einzelerfahrung nicht absprechen will, bilde diese jedoch nur eine von noch etwa 20.000 Apotheken ab.

Wagner hätte sich gefreut, wenn die Journalistin zum Thema Arzneimittelabgabe einmal diejenigen befragt hätte, die „wahrscheinlich die meisten Arzneimittel, auch die Pille danach, abgeben – die Apotheken“. Wagners Mail sollte nicht unbeantwortet bleiben: Der Artikel sollte nicht die Apotheken in Gänze kritisieren, so der Tenor der Antwort.

Schärfer ging der PTA mit dem Experten ins Gericht. Schließlich sprach Albring dem pharmazeutischen Personal die Kompetenz ab. Für Wagner sitzt der Gynäkologe auf einem ziemlich hohen Ross, wenn er behauptet, nur der Arzt kenne den Zyklus der Frau, Apotheker hingegen hätten keinen Plan.

„Es dürfte sicherlich genauso viel schlechte, hektische, inhaltlich oder zeitlich zu kurz greifende Beratungen in Arzt- und ja, auch in Frauenarztpraxen geben, wie in Apotheken“, schreibt der PTA dem Präsidenten des BvF. Die Mitarbeiter der drei von Wagners Frau betriebenen Apotheken würden laufend geschult und verfügten über das entsprechende Fachwissen „für eine intensive, persönliche Beratung, auch zum Thema Pille danach“. Zudem hätten die Mitarbeiter „den notwendigen pharmazeutischen Berufsethos, um den maximalen Patientennutzen im Blick vernünftig zu beraten“. Auch „geschlossene, große und tageslichtbeleuchtete Beratungsräume“ gebe es vielerorts – anders als die im Artikel beschriebene „Shame-Kabine“.

Der PTA macht klar, er schreibe dem Mediziner nicht, um seine Apotheke besonders hervorzuheben, sondern „weil wir glauben, dass unser Vorgehen und unser Status heute in den meisten Apotheken so oder so ähnlich Usus ist“. Eine miserable Beratung gebe es manchmal auch beim Arzt. Auch kuriose Verordnungen gebe es immer wieder: „1x Pille nach Sex“ oder „PiDaNa, wenn notwendig“. „Aber die Verallgemeinerung kennt keine Wahrheit und auch keine Unwahrheit.“

„Diskreditieren Sie nicht ohne Veranlassung ganze Berufsstände“, fordert der PTA, „lassen Sie auch anderen helfenden Berufsgruppen ihre Kompetenz. Im Zweifel haben sich diese ihre Kompetenz genauso hart erarbeitet, wie Sie und ihre Kollegen und Kolleginnen.“

Für Wagner ist kein Platz „für ärztlichen Hochmut“ – auch Pharmazie ist ein schweres Studienfach. Keine Berufsgruppe habe es verdient, „grundlos, der subjektiven Erfahrung, der Lobbyarbeit oder Unwissenheit geschuldet, in den Dreck oder den Misskredit gezogen zu werden“.

Auch diese Mail sollte nicht unbeantwortet bleiben. Für Wagner gleicht diese jedoch der eines schmollenden Kindes – immerhin hatte der Gesetzgeber mit dem OTC-Switch den Gynäkologen das Beratungsmonopol abgesprochen. Albring bleibt bei seinem Standpunkt und spricht den Apothekern die Kompetenz ab. Man könne nicht davon ausgehen, dass das Wissen so groß sei, wie das eines Gynäkologen. Eine von den Apothekern gewünschte dreiviertelstündige Unterweisung zum Thema weiblicher Zyklus verweigerte der BvF, da diese für eine Witz-Fortbildung gehalten wurde.

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