Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe

OPC: Wundermittel oder Humbug?

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Berlin -

Steigende Nachfrage durch mehr Werbung: Oligomere Proanthocyanidine (OPC) rücken mehr und mehr in den Fokus der Kunden. Die angepriesenen Wundermittel sollen laut Werbeaussagen nicht nur die Haut jugendlicher erscheinen lassen, sondern auch gegen Hauterkrankungen, Alzheimer, Diabetes und Allergien helfen. Auch sollen sie den Cholesterinwert senken und sogar eine krebshemmende Wirkung besitzen. Ein regelrechtes Allheilmittel also?

Als Flavanole gehören OPC zu den Polyphenolen, sie zählen zu den sogenannten sekundären Inhaltsstoffen und sollen die Pflanze vor Umwelteinflüssen wie Temperaturschwankungen, UV-Strahlung oder Parasitenbefall schützen. Traubenkerne, rotes Weinlaub, Ginkgoblätter, grüner Tee, Erdnüsse und Heidelbeeren sind besonders reich an OPC. Hohe Konzentrationen sind häufig in Schalen, Kernen und Rinden zu finden.

Glaubt man der Werbung, zählen OPC zu den stärksten bekannten Antioxidantien. Zudem sollen sie eine sehr starke entzündungshemmende Wirkung besitzen. Diese Eigenschaften sollen vor allem in der Anti-Aging-Industrie zum Tragen kommen und die allseits gefürchteten freien Radikale auffangen. Deshalb werden OPC als regelrechte Waffe gegen die Zeit und die damit verbundene Hautalterung beworben. Ganz ohne Cremen sollen sie die Haut glätten und vor Falten schützen.

Eine Expertengruppe hat in Tierversuchen sogar herausgefunden, dass OPC auch eine positive Wirkung auf Alzheimer-Vorstufen haben und den Krankheitsverlauf verlangsamen können. Ebenso wurden antikanzerogene Eigenschaften beobachtet, bei denen OPC eine wachstumshemmende Wirkung auf Dickdarmkrebszellen zugeschrieben wurde.

Fakt ist jedoch, dass alle beworbenen Wirkungen und Forschungsergebnisse bisher nur in Tierversuchen oder „in vitro“ nachgewiesen wurden. Es gibt keine kontrollierten wissenschaftlichen Studien und damit auch keine wissenschaftlich gesicherten Belege, dass die im Labor beobachteten Wirkungen auch auf den Menschen übertragen werden können. Ebenso gibt es keine rechtlich festgelegten Qualitätsstandards, die Aufschluss über den Wirkstoffgehalt oder eine eventuelle Schadstoffbelastungsgrenze geben.

Darüber hinaus gibt es zwar verschiedenste empfohlene Richtwerte zur Einnahme, jedoch keine festen wissenschaftliche Dosierungen. Bisher konnte keine pharmakologische Wirksamkeit belegt werden, daher zählen OPC-Präparate auch weiterhin nur zu den Nahrungsergänzungsmitteln und nicht zu den Arzneimitteln.

Die werblichen Aussagen sind auch aus Sicht der Verbraucherzentrale nicht haltbar: „Es werden unzulässige krankheitsbezogene Aussagen gemacht.“ Nahrungsergänzungsmittel dienen lediglich dem Zweck, mögliche Versorgungslücken in der Nährstoffversorgung auszugleichen, jedoch nicht dem Heilen von Krankheiten. Dieser Aspekt sei zulassungspflichtigen Arzneimitteln vorbehalten. Bisher gebe es auch keine für OPC zugelassene Health Claims, also keinerlei „zulässige, wissenschaftlich gesicherte gesundheitsbezogene werbliche Aussagen“.

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