Krimis

Niemand mordet besser als eine PTA

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Berlin -

Apotheker und PTA sind prädestiniert für den perfekten Mord. Sie wissen genau, welche Mittelchen man braucht und wie man das Ganze wie eine unglückliche Vergiftung aussehen lässt. Bei Alexandra Regner kann man nachlesen, wie es geht.

Die Journalistin und PTA hat gerade den Doppelband „Der Apothekenkrimi“ (136 Seiten, Umschau Zeitschriftenverlag, 9,90 Euro) veröffentlicht. Die Idee hatte sie, als ihre Kollegin Sabine Breuer im Krankenhaus lag. Sabine Breuer erzählt: „Ich wollte eigentlich meine Tochter in Neuseeland besuchen. Der Flug war schon gebucht, kurz vorher nahm ich an einem kalten Februartag an einer Seebestattung teil. Auf dem vereisten Steg zum Schiff bin ich ausgerutscht und habe mir das Sprunggelenk gebrochen. Ich musste ins Krankenhaus und operiert werden.“ Statt Neuseeland gab es Krankenbett, der Frust war groß.

Da begann Kollegin Regner, zum Trost und zur Ablenkung einen Krimi zu schreiben. Texthäppchen für Texthäppchen mailte sie ins Krankenhaus. Nach drei Wochen stand fest, dass daraus ein Buch werden sollte. Mit „Der Tod im Labor“ ließ sich die Langeweile wunderbar überbrücken: Als Dr. Werner Heintzmann, Leiter der fiktiven PTA-Schule Kallenberg, stirbt, hält er ein Fläschchen „Coronal Kreislauftropfen“ fest umklammert. Ein Unglücksfall? Das ist nicht auszuschließen, denn den 52-Jährigen plagen Existenzsorgen. Die PTA-Schule soll geschlossen werden. Andererseits war er kerngesund gewesen. Und nun liegt er da, auf den säurebeständigen Spezialfliesen.

Die Chemielehrerin ist davon überzeugt, dass es kein Unfall war und bittet ihre Freundin, die Apothekerin Britta Badouin, um Unterstützung bei den „Ermittlungen“. Die schickt ihre schlaue PTA Annette ins Rennen, der es in beiden Kurz-Krimis gelingt, so manche kleine und größere Lüge aufzudecken. Obst aus Indien wird der Leser künftig jedenfalls mit neuen Augen betrachten…

In „Mord am Mainufer“ wird Dr. Susanne Beglau umgebracht. Natürlich kann auch diesmal nur eine PTA den Mord aufklären helfen. Und weil es in jeder guten Apotheke ein angeschlossenes Ärztehaus gibt, kommt in dem Krimi ein Doktor vor: Kardiologe Dr. Robert von der Leyden ist selbstverständlich charismatisch und in der Bären-Apotheke gern gesehen.

Wie im richtigen Leben. „Die Krimis sind ein Spiel mit den Klischees, ich beschreibe witzige Sachen, die wir erlebt haben, von der pfiffigen PTA bis zum gut aussehenden Arzt, bei dem man als Apothekenmitarbeiterin den Kittelknopf ein bisschen offen lässt“, sagt Regner. Die 52-Jährige arbeitete lange als Journalistin, bis sie mit Mitte 40 den Beruf der PTA erlernte. „Ich war alleinerziehend mit einem kleinen Kind und brauchte einen sicheren Job. Eine Bekannte, die Apothekerin ist, riet mir, PTA zu lernen und versprach, mich einzustellen.“

Sie besuchte eine PTA-Schule, in der Sabine Breuer als Chemielehrerin arbeitete. „Ich war ihre schlechteste Schülerin“, erinnert sie sich lächelnd. Die beiden wurden trotzdem Freundinnen, heute arbeiten sie im Umschau Zeitschriftenverlag, Breuer als Chefredakteurin, Regner als Redakteurin. Ideen für weitere Krimis hat die erfahrene PTA schon in der Schublade. Details sind natürlich noch geheim, aber ihr Vorbild steht fest: Agatha Christie (1890-1976) . Die erfolgreichste Krimiautorin aller Zeiten bevorzugte als Mordinstrument Gift. Sie schrieb mehr als 100 Romane und Kurzgeschichten, 70 Mal starben die Opfer mit Hilfe von Gift oder an den unerfreulichen Folgen überdosierter Arzneimittel.

Christie beschrieb die Eigenschaften und Wirkungen stets genau, denn sie war vom Fach: Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie als Krankenschwester in einem Spital, in dem später eine Apotheke eröffnet wurde. Christie wurde die Assistentin der Apothekerin und eignete sich für das Zertifikat der Society of Apothecaries of London Fachwissen an. Nach den deutschen Prüfungsordnungen von damals entspricht dieser Abschluss dem einer vorexaminierten Apothekenassistentin.

Später erinnerte sie sich: „Auf den Regalen rund um mich herum standen Gifte und ich begann zu überlegen, welchen Krimi ich schreiben könnte.“ Einen Giftmord, was sonst. In den Jahren 1941-1944 kehrte sie noch einmal in die Branche zurück, arbeitete als freiwillige Helferin in der Krankenhausapotheke des University College Hospitals. In ihrem ersten Krimi „The Mysterious Affair at Styles“, der 1920 erschien, wurde mithilfe von Strychnin gemordet. Ihre Devise lautete: „Give me a decent bottle of poison and I‘ll construct the perfect crime“ („Gebt mir eine anständige Flasche Gift und ich werde das perfekte Verbrechen konstruieren“).

Christies Lieblingsgift war Blausäure und deren Salze, sie kamen in 13 Krimis zum Einsatz. Platz 2: Arsenverbindungen. Sieben Morde wurden mit Morphin verübt, sechs mit Digitalis, fünf mit Barbituraten. Agatha Christie kannte sich eben aus. Nikotin, so meint Regner, wäre doch eine interessante Mordmethode. Auch Morphium sei interessant. Wir werden es lesen.

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