Wechselwirkungen und Interaktionen

Nahrungs- vs. Arzneimittel APOTHEKE ADHOC, 04.09.2019 12:46 Uhr

Vorsicht Interaktion! Die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und verschiedenen Lebensmitteln können gravierende Folgen haben. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Gefährliche Wechselwirkungen existieren nicht nur zwischen verschiedenen Arzneistoffen: Die Apothekerkammer Niedersachsen warnt derzeit in einer Pressemitteilung vor Interaktionen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln. Apotheken erhalten hilfreiche Tipps zur Weitergabe an die Patienten. Eine Übersicht der klinisch relevantesten Interaktionen findet ihr auch zum Download im LABOR – „powered by“ Pohl-Boskamp.

Die Wechselwirkung zwischen Alkohol und Medikamenten ist weit verbreitet. Bei anderen Lebensmitteln herrscht jedoch oft Unwissenheit. Mit der Pressemitteilung klärt die Apothekerkammer Niedersachsen über die acht wichtigsten Interaktionen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln auf und rät Patienten dazu, sich bei Unsicherheiten in der Apotheke beraten zu lassen.

Verschiedene Getränke können ebenso die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen wie Nahrungsmittel und darin enthaltene Stoffe. Das wohl bekannteste Beispiel ist Alkohol: Vor allem bei Medikamenten wie Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln, Antidepressiva und Psychopharmaka kann es in Kombination mit Alkohol zu Problemen kommen. Da sowohl die Medikamente wie auch der Alkohol dämpfende Wirkungen auf das zentrale Nervensystem haben, kann es zur gegenseitigen Verstärkung kommen: Im schlimmsten Fall drohen Atem- oder Herzstillstand.

Außerdem können durch den Alkoholkonsum verschiedene Wirkstoffe langsamer abgebaut werden: In der Folge halten Wirkungen länger an und es kann verstärkt zu Nebenwirkungen kommen. Manche Wirkstoffe reichern sich dadurch im Körper an und im schlimmsten Fall drohen Vergiftungen. Bei Einnahme von Metronidazol kann es in Kombination mit Alkohol zu „Flush-Reaktionen“ kommen: Übelkeit, ein rotes Gesicht und Herzrasen sind die Folge. Besondere Vorsicht ist auch bei der Einnahme von Paracetamol und Alkohol geboten: Der Alkohol verstärkt die leberschädigenden Wirkungen des Medikaments, dadurch kann es zu lebensbedrohlichen Folgeschäden kommen. Die Apothekerkammer rät daher: „Wer Arzneimittel einnimmt, sollte auf Alkohol verzichten.“

Eine weitere Wechselwirkung besteht beim Konsum von Kaffee: Das enthaltene Koffein erhöht den Blutdruck. In Kombination mit verschiedenen Arzneimitteln wie Gyrasehemmern kann dieser Effekt jedoch noch verstärkt werden, da der Körper das Koffein schlechter abbaut. „Als Folge können verstärkt Herzrasen und Schlafstörungen auftreten“, heißt es in der Mitteilung. Ähnliches gilt bei Tee: Schwarz-, Grün- oder Matetee aber auch Cola enthalten ebenso Koffein. Zudem behindert die Gerbsäure in schwarzem Tee die Aufnahme vieler Arzneistoffe. So kann beispielsweise Eisen in dieser Kombination nicht optimal wirken: Es wird gebunden und somit verstärkt ausgeschieden, statt über die Darmwand in den Blutkreislauf zu gelangen. Ein Einnahmeabstand von etwa zwei Stunden kann dieses Problem lösen. Bei der Einnahme von Arzneimitteln, die einen gleichmäßigen Blutspiegel erfordern, rät die Apothekerkammer, gänzlich auf gerbstoffhaltige Getränke zu verzichten.

Eine andere Wechselwirkung besteht mit Grapefruit und Grapefruitsaft: „Bereits vier Stunden nach der Einnahme von Grapefruit oder Grapefruitsaft verhält sich der Stoffwechsel in Hinblick auf die Wirkung vieler Arzneimittel fast unkalkulierbar“, erläutert die Apothekerkammer. Dieser Effekt bleibe auch über viele Stunden bestehen, sodass eine zeitversetzte Einnahme alleine nicht ausreiche. Daher rät sie: „Grapefruit sollte bei der Einnahme von Arzneimitteln besser komplett gemieden werden.“ Besondere Vorsicht gilt bei Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Sildenafil, Simvastatin, Zolpidem, Amlodipin und Verapamil.

Manche Interaktionen sind vor allem für eingeschränkte Patientengruppen wichtig: So sollten Bluthochdruckpatienten ihren Lakritz-Konsum in Maßen halten. Denn der Verzehr von größeren Mengen Lakritz könnte problematisch sein: „Es kommt zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und Kaliumverlusten.“ Die Folge können Ödeme und Muskelschwäche sein. Nicht nur Bluthochdruckpatienten sind von dieser Wechselwirkung betroffen, auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetiker und Schwangere sollten möglichst auf Lakritz verzichten.

Relativ weit verbreitet ist die Wechselwirkung mancher Arzneistoffe mit Milchprodukten: Grund ist das enthaltene Calcium, denn viele Arzneimittel wirken in Verbindung mit Calcium deutlich schlechter. Neben Milch sollte daher auch Quark, Joghurt und Käse gemieden werden. Besonders häufig von dieser Interaktion sind verschiedene Antibiotika betroffen: Diese binden sich im Darm an das Calcium, die Verbindung wird nicht mehr vollständig aufgenommen. Der Wirkstoff verbleibt zum Teil im Darm und wird ausgeschieden. Besonders aufmerksam müssen Osteoporosepatienten sein, da sie häufig Calciumpräparate einnehmen. An den Tagen, an denen gegen die Osteoporose Bisphosphonate eingenommen werden, muss konsequent mindestens eine Stunde vor und mindestens zwei Stunden nach der Mahlzeit auf die Einnahme von calciumhaltigen Produkten verzichtet werden. Anderenfalls kann der Körper die Wirkstoffe nicht verwerten.

Grundsätzlich wird die Einnahme von Medikamenten mit Wasser empfohlen. Besondere Vorsicht ist jedoch bei Mineralwasser geboten, welches mit Calcium oder Eisen angereichert wurde. „Viele Arzneimittel reagieren auf diese Mineralstoffe mit Wirkungsminderung.“ Es kann beispielsweise die Wirksamkeit von Osteoporosemitteln und Schilddrüsenpräparaten beeinträchtigt werden. Arzneimittel sollten daher am besten mit Leitungswasser eingenommen werden. Auch hier gilt: Ein Einnahmeabstand von etwa zwei Stunden zum Mineralwasser kann die Problematik verhindern.

Eher unbekannt ist die Wechselwirkung von verschiedenen Salaten und Gemüse mit Vitamin K-Antagonisten. Medikamente aus dieser Gruppe reduzieren die Blutgerinnung. Sie werden eingesetzt, um das Risiko eines Blutgerinnsels zu mindern und einem Schlaganfall vorzubeugen. Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie Salat, Spinat, Grünkohl oder Rosenkohl setzen die Wirkung dieser Arzneimittel herab. Patienten, die blutgerinnende Medikamente einnehmen, sollten deshalb auf ihre Ernährung achten: Blattsalat & Co. sollten nur in Maßen verzehrt werden.