„Wir sind Freundinnen geworden“

Mutter und Tochter werden gemeinsam PTA Carolin Ciulli, 07.08.2021 13:03 Uhr

„PTA“ liegt in der Familie: Melissa und und ihre Mutter Pamela (rechts) Schellenberg haben gemeinsam die PTA-Ausbildung absolviert. Foto: Dittmar
Berlin - 

Als Pamela Schellenberg ihre Tochter vor zwei Jahren zum Tag der offenen Tür an die Bernd Blindow Schule in Mannheim begleitete, war sie sofort begeistert. „Ich habe zu ihr gesagt, also wenn du das nicht machst, mache ich es“, erinnert sich die 42-Jährige. Heute blicken beide stolz auf ihr Zwischenzeugnis. Mit viel Ehrgeiz haben sie sich gemeinsam unterstützt, aneinander gemessen und fast die gleiche Abschlussnote erhalten.

Die PTA-Ausbildung hat es in sich. Diese Erfahrung musste Pamela Schellenberg in Mannheim machen. Die angehende PTA ist gelernte Hauswirtschafterin und vierfache Mutter. Ihre Schulzeit liegt lange zurück, die jüngsten Kinder sind 14 Jahre alt und aus dem Gröbsten raus. Ein Wechsel musste her. Denn in ihrem Beruf eine Vollzeitstelle zu bekommen, sei nahezu unmöglich, sagt sie. „Ich wollte raus aus der 450 Euro-Falle.“ Beim Tag der offenen Tür kam ihr die Idee zur Arbeit in einer Apotheke.

„Ich war sofort begeistert“, sagt Schellenberg. Anders als ihre Tochter Melissa überzeugte sie der Einblick in den Schulalltag sofort. „Ich wollte meiner Tochter jedoch nicht im Weg stehen und habe ihr die Wahl gelassen, ob ich die Ausbildung auch angehen soll.“ Als die heute 18-Jährige zustimmte, fragte die Mutter nach: „Bist du dir wirklich sicher? Wir sehen uns dann jeden Tag.“ Für die Tochter war das kein Problem, sie hob die Vorteile wie gemeinsames Lernen hervor.

Doch zunächst musste die Finanzierung geklärt werden. „Ich konnte nicht meinen Job aufgeben und gleichzeitig zwei Ausbildungsplätze bezahlen.“ Melissa konnte Bafög beantragen, das sei für sie nicht in Frage gekommen. Die Schule verwies auf Stipendien und Pamela Schellenberg fand bei der Versandapotheke Medpex Unterstützung. Der Versender übernimmt die Ausbildungskosten und stellt eine Festanstellung in Aussicht.

 

Und so kam es, dass Mutter und Tochter in einer Klasse landeten. „Ich habe die Ausbildung unterschätzt“, sagt Pamela Schellenberg. „Dass es so schwer ist, war mir nicht bewusst.“ Doch Aufgeben kam für sie nicht in Frage. „Ich entwickelte einen Ehrgeiz, weil ich wegen meiner Tochter doch nicht abbrechen konnte.“ Besonders Chemie habe ihr zugesetzt. „Das Verständnis dafür werde ich nie kriegen.“ Leicht sei ihr dagegen Galenik gefallen.

In der Schule hätten Mitschüler:innen zunächst verhalten auf die 42-Jährige reagiert. Wegen Corona und der damit verbundenen Einschränkungen habe es ohnehin eine Gruppenbildung gegeben. „Ich habe Melissa gesagt, dass es ok ist und sie sich nicht um mich kümmern muss. Ich wollte mich nicht unter die Teenager drängen.“ Doch der Rückhalt ihrer Tochter sei groß gewesen. „Wir sind Freundinnen geworden.“ Auch die Mitschüler:innen hätten das Mutter-Tochter-Gespann gut aufgenommen. „Wir waren eine super Clique.“

Als die Abschlussprüfungen näher rückten, intensivierte sich das Mutter-Tochter-Verhältnis noch einmal. „Wir haben täglich vier Stunden gelernt“, sagt Pamela Schellenberg. „Und wir haben uns gegenseitig ‚gebattelt‘.“ Ihr Mann habe währenddessen den Haushalt geschmissen und gekocht. Die Mühe der Familie zahlte sich aus. Pamela schloss mit 1,7 ab, ihre Tochter mit 1,6. Jetzt trennen sich zunächst die Wege der beiden. Pamela absolviert ihr sechsmonatiges Praktikum in der Stifts-Apotheke in Ludwigshafen. Im Anschluss wolle sie in der Versandapotheke bleiben. Immerhin habe sie dank des Betriebs überhaupt die Möglichkeit bekommen, die Ausbildung zu absolvieren. Melissa bleibt in der Nähe von zu Hause. Einmal gemeinsam in einer Apotheke zu arbeiten, können sich beide aber vorstellen.