Was geht noch außer Triptane

Migräne: Neue Therapieoptionen Alexandra Negt, 16.11.2021 08:05 Uhr

Diptane und Geplante können für alle Personen, bei denen eine Triptan-Einnahme kontraindiziert ist, eine Behandlungsalternative sein. Foto: Sjstudio6/shutterstock.com
Berlin - 

Die meisten Migränegeplagten setzen bei einer Attacke auf NSAID oder Triptane. Dabei sind Zolmitriptan & Co. sowohl als orale als auch als nasale Darreichungsform verfügbar. Seit einiger Zeit wird auch mit CGRP-Antikörpern behandelt. Nicht für alle Patient:innen kommen Triptane und Antikörper in Frage. Gerade für Menschen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen könnten die Wirkstoffgruppen der Ditane und Gepante eine neue Therapieoption sein. 

In den USA sind mehr Wirkstoffe zur Migränebehandlung zugelassen als in Deutschland. In Amerika können Patient:innen von zwei zusätzlichen Wirkstoffgruppen profitieren. Hierbei handelt es sich zum einen um die Wirkstoffgruppe der Ditane (selektive 5-HT1F-Rezeptor-Agonisten) und zum anderen um die Gruppe der Gepante (CGRP-Rezeptor-Antagonisten). Zu den Ditanen gehört der Wirkstoff Lasmiditan, zu den Gepanten die Vertreter Rimegepant und Ubrogepant.

Welcher Wirkstoff bei Migräne am besten hilft ist individuell. Währenddessen viele Betroffene auf Kombinationspräparate aus ASS und Coffein schwören, ist für andere ein Triptan das Mittel der Wahl. Dennoch: Analysen zeigen, dass nur rund ein Drittel der Triptan-Anwender:innen zwei Stunden nach der Einnahme oder Anwendung schmerzfrei ist. Darüber hinaus dürfen Zolmitriptan & Co. nur selten angewendet werden, da die Gefahr der Entwicklung eines Dauerkopfschmerzes besteht. Für Patient:innen mit kardiovaskulären Vorerkrankugnen ist diese Wirkstoffgruppe generell kontraindiziert.

Vorteil: Die neuen Wirkstoffklassen der Ditane und Gepante haben im Gegensatz zu den Triptanen den Vorteil, dass sie nicht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden sind. Speziell für diese Patienten- und Risikogruppen stellen die Wirkstoffe eine Alternative dar.

Neue Wirkstoffe auch bei kardiovaskulären Erkrankungen

Lasmiditan verhindert die Freisetzung von Signalproteinen wie CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide). Dieses Neuropeptid zählt zu den starken vasodilatativen Substanzen. Durch die Blockierung kann eine Migräneattacke vermieden werden. Auch monoklonale Antikörper wie Erenumab (Aimovig, Novartis) und Fremanezumab (Ajovy, Teva) nutzen diesen Wirkmechanismus.

Rimegepant ist seit vergangenem Jahr in den USA als Schmelztablette zugelassen. Ubrogepant ist bereits ein Jahr länger verfügbar – 2019 hat die FDA Allergan die Zulassung für Ubrelvy (Ubrogepant) erteilt. Die Einnahme erfolgt oral als Tablette. Die CGRP-Inhibitoren hemmen die Wirkung von CGRp. Dabei binden die Wirkstoffe direkt an das Peptid oder blockieren den entsprechenden Rezeptor. Durch die unterbundene Gefäßerweiterung wird die Migräneattacke verhindert.

Studienlage: Aktuelle vergleichende Studien zeigen, dass die Wirksamkeit der Ditane und Gepante bei der Behandlung der akuten Migräne im Vergleich zur Medikation mit Triptanen niedriger ist. Gleichzeitig bestehen weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und weniger Kontraindikationen. Um die langfristige Sicherheit und Verträglichkeit der Gepante und Ditane bewerten zu können, müssen weitere Studien angeschlossen werden.